Star-Chirurg René Prêtre (60) rettete 9000 Leben
«Im Herzen bin ich ein Landjunge»

Herzchirurg statt Bauer: René Prêtre (60) wollte eigentlich den Hof seiner Eltern übernehmen. Heute gehört der Schweizer des Jahres 2009 zu den weltweit Besten im OP-Saal. Er ist auf Herzoperationen bei Kindern spezalisiert. Jedes Jahr behandelt er 60 kleine Patienten.
Publiziert: 28.04.2017 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:45 Uhr
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René Prêtre geniesst die Besuche in Boncourt JU, wo er aufgewachsen ist.
Foto: Stefan Bohrer
Katja Richard

Ursprünglich wollte er den Hof seiner Eltern übernehmen, doch heute gilt Herzchirurg René Prêtre (60) als einer der Besten seines Fachs. Der Chef der Kinderherzchirurgie an den Universitätskliniken in Genf und Lausanne hat seine Wurzeln im Jura aber nie vergessen. Darum schätzt er die seltenen Besuche bei seiner Mutter Bernadette (89) auf dem heimatlichen Hof in Boncourt JU.

«Sie ist sehr stolz auf mich», sagt Prêtre. «Sie hat mein Buch als eine der Ersten gelesen.» In der Biografie «In der Mitte schlägt das Herz» beschreibt er seine ersten Erfahrungen auf der Notfallstation in New York, aber auch Momente des Zweifelns und warum für ihn das Herz mehr ist als nur eine Pumpe. Bekannt wurde der Chirurg dank seiner Wahl zum Schweizer des Jahres 2009.

Zu seinem Beruf ist der Bauernsohn zufällig gekommen. Er hätte genauso Physik oder Landwirtschaft studieren können. Kurz nach der Matura traf er auf einen Freund: «Er sagte mir, dass jetzt die letzte Möglichkeit sei, sich für Medizin einzuschreiben. Also versuchte ich mein Glück.»

Zu den besten Schülern gehörte Prêtre aber nie, dafür wartete daheim auf dem Hof zu viel Arbeit auf ihn und seine sechs Geschwister. «Nach der Schule haben wir im Stall oder auf dem Feld gearbeitet. Das galt auch fürs Wochenende und in den Ferien.» Wenn viel zu tun war, holte der Vater die Kinder manchmal auch aus der Schule.

Von der Berufswahl seines Sohnes war er zunächst nicht begeistert. «Mein Vater war ein naturverbundener Mensch, Titel und Positionen haben ihn nie beeindruckt. Er hat es lange bereut, dass ich nicht seine Nachfolge übernahm. Erst in späteren Jahren anerkannte er, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.»

«Die Leute hier führen ein einfacheres Leben»

Den Hof hatte damals sein Bruder Bernard (57) übernommen. Inzwischen sind die Kühe verkauft und das Land verpachtet, der Ertrag war zu klein. Seine Mutter Bernadette lebt noch immer in dem Haus, in dem René Prêtre aufgewachsen ist. Auch Bruder Bernard wohnt in Boncourt, er erlitt vor vier Jahren einen Schlaganfall und leidet noch immer an den Folgen. «Darum kann er seinen neuen Beruf als Schlosser derzeit nicht ausüben», so Prêtre.

Er schätzt die Besuche im Jura: «Zwar habe ich einen grossen Teil meines Lebens in Städten verbracht, aber in meinem Herzen bin ich noch immer ein Landjunge. Als Kind war ich bei jedem Wind und Wetter draussen.»

Wenn der Herzchirurg in Boncourt ist, trifft er sich mit seinen beiden Brüdern, die noch hier leben, und alten Freunden. «Die Leute hier führen ein einfacheres Leben. Das rückt die eigenen Probleme in ein anderes Licht.» Dazu gehört auch die grosse Verantwortung, die Prêtre in seinem Beruf trägt.

«Man muss jahrelang üben»

60 Neugeborene mit angeborenem Herzfehler operiert der weltberühmte Chirurg pro Jahr. Eine heikle Arbeit, die Herzen sind winzig wie eine Walnuss. Das erfordert nicht nur viel Erfahrung, sondern auch Talent. «Bei einem Baby rekonstruiert man das Herz so, wie es die Natur vorgesehen hat. Man muss es also perfekt nachbilden, wie eine Skulptur. Schliesslich soll das Herz ein Leben lang funktionieren.»

Darum vergleicht Prêtre seinen Beruf auch mit dem eines Künstlers. «Es ist wie bei einem Pianisten. Es braucht Talent und man muss jahrelang üben.» In seinem Leben hat Prêtre bereits 9000 Herzen operiert, 6000 davon bei Kindern.

Der Herzchirurg ist 60, er hat ein Team mit drei Kollegen aufgebaut, um seine Nachfolge zu sichern. «Wenn ich merke, dass meine Hände, meine Augen oder meine Konzentration nachlassen, gebe ich an meine jüngeren Kollegen ab und kümmere mich um einfachere Fälle.»

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