Sie wurde mit 19 Jahren Mutter, hat einen Doktortitel und gehört zu den wenigen Frauen, die es an die Spitze der Schweizer Filmszene geschafft haben: Seraina Rohrer (41). Heute eröffnet sie als Festival-Direktorin und in Anwesenheit des Bundesrats zum achten Mal die Solothurner Filmtage. «Ohne meinen Mann wäre meine Karriere so nicht möglich», sagt Rohrer.
Schon im Gymnasium in Wetzikon ZH verliebte sie sich als 15-Jährige in den etwas älteren Joël Fisler. Aus den beiden wurde ein Paar. Und etwas früher als geplant wurden sie Eltern. «Ich wusste immer, das ich beides möchte: Kinder und einen beruflichen Weg einschlagen, der mir Freude macht.» Um das zu verwirklichen, brauche es einen Partner, der das mitträgt. Joël Fisler (46) ist so ein Mann. «Er unterbrach sein Studium, damit ich meine Matura machen konnte. Und auch später war immer klar, dass wir uns die Familienarbeit teilen.»
Dem Kino verfiel sie früh
Dass man auch als junge Eltern einiges erleben und erreichen kann, zeigt Rohrers Biografie. Sie lebte und studierte in Mexiko und den USA, wo sie später auch doktorierte. Neben Filmwissenschaften studierte sie Informatik – eine Leidenschaft, die sie mit ihrem Mann teilt, der als Klimatologe bei Meteo Schweiz arbeitet. Die Liebe zum Film erwachte bei Rohrer in der Jugend. «Als Kind gab es für mich kein Fernsehen. Meine Eltern behaupteten, dass wir keinen hätten», erinnert sich Rohrer. Erst später entdeckte sie, dass doch einer im Schrank versteckt war. Früh verfiel sie deshalb dem Kino. «Zum Glück ist mein Mann auch cinephil, sonst würde er es nicht aushalten mit mir», sagt Rohrer grinsend.
Mehr Platz für Frauen
Seit sie vor acht Jahren nach Solothurn berufen wurde, hat sich das Festival verjüngt und räumt weiblichen Filmschaffenden mehr Platz ein. Rohrer freut sich auf die Eröffnung: «Es ist der Höhepunkt, auf den wir monatelang hinarbeiten.»