Er fühlte sich vom Bösen schon immer angezogen: Alberto Venzago (66), Schweizer Starfotograf mit Sinn fürs Morbide. Vor zwanzig Jahren reiste er mit einer Vespa durch Afrika. In der kleinen Ortschaft Ouidah im westafrikanischen Benin hatte er plötzlich eine Panne. «Ich wollte ein mehrmonatiges Time-out von meinem Job machen», sagt er. «Doch dann wurde ich vom Voodoo verzaubert.»
Venzago sass in Ouidah fest und lernte dort einen Voodoo-Priester kennen. Der Zürcher erfuhr, dass es im selben Ort ein Kloster gab, in dem noch rund hundert andere dieses Voodoo-Clans lebten. «Für mich war sofort klar: Ich wollte diese geheimnisvollen Menschen im Herzen der Finsternis mit der Kamera erforschen.»
Voodoo sei «alles andere als fauler Zauber»
Mehrere Jahre lang filmte und fotografierte Venzago das Leben der Voodoo-Priester. Er war bei rituellen Tötungen von Tieren und Delirium-ähnlichen Zeremonien anwesend. Dabei wurde ihm bewusst, dass Voodoo «alles andere als fauler Zauber» sei. Er habe beispielsweise eines Tages einen Fax erhalten, dass sein Vater einen Hirnschlag erlitten habe und im Sterben liege, erinnert er sich. «Ich wollte sogleich zurück in die Schweiz fliegen.» Der Oberpriester habe gemeint, dass er sich darum kümmern werde. «Eine Nacht lang wurden Ziegen und Hühner geopfert. Am nächsten Morgen kam der Oberpriester zu mir und sagte, ich könne jetzt gehen, mein Vater würde vom Krankenbett aufstehen und mich lächelnd empfangen.» Und genau so sei es dann auch gewesen.
Hunderte Stunden Filmmaterial hat Venzago aufgenommen. Daraus entstand 2003 der Film «Mounted by the Gods», den der deutsche Regisseur Wim Wenders (70, «Paris, Texas») produzierte. Gleichzeitig stellte Venzago seine Voodoo-Bilder an zahlreichen internationalen Ausstellungen aus – und hatte Riesenerfolg!
«Ich habe das Flair für Rituale quasi in den Genen»
Teile dieser Sammlung inklusive Fotos sowie ausgewählte Kultgegenstände werden nun heute Samstag in Zürich versteigert. Der Erlös geht zu einem grossen Teil ans Voodoo-Kloster in Ouidah, das leider immer mehr zerfalle, so Venzago. «Dagegen muss etwas unternommen werden. Denn dieser alte Kult darf nicht verschwinden», erklärt der Zürcher, dessen Faszination für Voodoo auf seiner streng katholischen Erziehung fusse. «Ich habe das Flair für Rituale quasi in den Genen», lacht Venzago. Er habe in jener Zeit viel fürs Leben gelernt, ergänzt der Fotograf. «So etwa, dass selbst die grösste Absurdität irgendwann Realität werden kann.»
Der Voodoo-Fotograf macht jetzt Porno-Kunst
Vom Voodoo-Kloster zum Irak-Krieg, von der Mafia in Japan zur Kinderprostitution auf den Philippinen: Venzago verbrachte viele Jahre an den schlimmsten Orten der Welt und gehört deshalb zu den mutigsten Fotografen der Schweiz. Sein nächstes Projekt wird allerdings ganz anders: Er macht mit Lebenspartnerin Julia (43) ein Porno-Kunstbuch, von dem es am Ende bloss neun Stück zu kaufen gibt. Das 1,60 Meter grosse Werk trägt den Titel «One», soll fünfzig Kilogramm wiegen, bibelähnlich gestaltet und im Vatikan gebunden werden. Der Preis: «So viel wie ein besserer Mercedes», sagt Alberto Venzago.
Doch was interessiert ihn daran, ausgerechnet einen Bildband über Sex zu veröffentlichen? «Es war schon länger mein Traum, ein schockierendes, tabubrechendes, gleichwohl höchst ästhetisches Erotikbuch zu fotografieren, das dort beginnt, wo Helmut Newton einst aufgehört hat», antwortet er und lacht. «In meinem Alter muss ich ja auf nichts mehr Rücksicht nehmen.»
«Es ist mein bisher aufwendigstes Werk»
Die Shootings fanden in den letzten drei Jahren in Zürich, Paris, Wien, New York und Hongkong statt. Mehr als 120 000 Fotos hat Venzago geschossen. «Es ist mein bisher aufwendigstes Werk», sagt er. Bereits nächste Woche fliegen er und seine Muse nach Los Angeles, um dort die letzten Aufnahmen zu machen. «One» wird voraussichtlich Anfang 2017 erscheinen, begleitet von diversen Ausstellungen.
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