Schlangenfrau spielt mit dem Feuer
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Pfeilbogenschiessen deluxe:Schlangenfrau spielt mit dem Feuer

Schluss mit Schlangenfrau
Nina Burri beendet ihre Karriere

Fast 20 Jahre lang war Schlangenfrau Nina Burri international unterwegs. Nach einer Hüftverletzung beendet sie nun ihre Karriere als Kontorsionistin – und startet mit Unterstützung ihres Ehemannes Marco Desimoni neu durch.
Publiziert: 08.08.2025 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2025 um 14:57 Uhr
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Nina Burri lässt sich für ihren neuen Kalender von Airbrusher Stephan Beutler in ein Chamäleon verwandeln.
Foto: Kurt Reichenbach

Darum gehts

  • Nina Burri beendet Karriere als Kontorsionistin nach Hüftverletzung und startet neu durch
  • Burri studiert Ergotherapie und arbeitet als Wetterfee bei Regionalsendern
  • Seit 2020 liiert, heiratete Burri im August 2024 Marco Desimoni
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Andrea Germann
Schweizer Illustrierte

Der Kompressor brummt, baut Druck auf – und verstummt wieder. Ein feiner Farbnebel zischt aus der Airbrush-Pistole von Stephan Beutler (63). «Ui, isch das chalt», sagt Nina Burri (47) kichernd, als die Farbe ihre Haut trifft. Die Kontorsionistin steht im Fotostudio von Nadine Strub (42) in Worb BE, nur mit einem beigen Slip bekleidet. Langsam verschwindet sie unter einer grauen Schicht. «Bald kommen die Farben dazu – und ich werde zum Chamäleon.»

Das Reptil ist das letzte Motiv ihres neuen Kalenders «One last bend» für alle Kontorsionsliebhaber, ob jung oder alt. Von 2017 bis 2020 verkaufte die Bernerin bereits Kalender im eigenen Shop – zwölf Bilder zwischen Kunst, Akt und Kontorsion für einen guten Zweck. Dieses Mal gibts noch einen zweiten Kalender mit dem Titel «Bodyart» – für Fans ihrer Akt-Körperkunst. «So kommen alle auf ihre Kosten», sagt sie und lacht.

Das Ende einer Ära

Die älteste aktive Schlangenfrau der Welt ist bestens gelaunt. Sie plaudert, posiert zwischendurch für Instagram, freut sich auf das Shooting. Dann lässt Nina Burri die Bombe platzen und verkündet: «Ich beende meine Karriere als Kontorsionistin.» Der Grund: eine hartnäckige Hüftverletzung. «Die Kalender sind mein Abschiedsgeschenk an die Fans.» Damit schliesst sie ein Kapitel ab, das sie fast 20 Jahre lang geprägt hat.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Body-Art will Burri weiterhin machen – jedoch mit weniger extremen Kontorsionen. Leicht fällt ihr der Abschied nicht. «Es ist schon traurig», sagt Nina, während sie Stephan Beutler dabei beobachtet, wie er ein stilisiertes blaues Auge auf ihren Oberschenkel sprüht. «Vor allem, weil ich so gern eine Abschiedstour gemacht hätte.» Aber es sei auch eine Erleichterung. «Jetzt ist es raus, ich muss nichts mehr geheim halten», erklärt sie. «Ausserdem», fügt sie an, «kann ich meine Hüfte nur retten, wenn ich anders trainiere.»

Nina Burri: «Für eine Schlangenfrau bin ich uralt»

Was war passiert? Im Dezember 2023 trat Burri beim Skiweltcup im italienischen Alta Badia auf. «Die Bühne stand im Schnee, es war bitterkalt. Ich rutschte in einer Kontorsionspose aus und stürzte. Aber ich habe nichts gemerkt – mein Körper war wegen der Kälte wie betäubt.» Kurze Zeit später stand sie bereits wieder auf der Bühne. «Ich spürte zwar, dass mit der Hüfte etwas nicht stimmt – aber ich machte einfach weiter. Wie immer in all den Jahren galt für mich: Augen zu und durch. Doch diesmal war das ein Fehler.»

Die Schmerzen nahmen zu, der Gang zum Arzt brachte Klarheit: Nina hatte einen Riss der Gelenklippe erlitten – und einen Bänderriss. «Auf dem Röntgenbild sah die Hüfte nicht aus, wie sie sollte», erinnert sie sich. «Kein Wunder, ich turne, seit ich klein war, und habe jahrelang Ballett getanzt», so die Künstlerin, die Engagements im legendären Moulin Rouge in Paris hatte. Ein Arzt empfahl ihr eine Prothese. «Ich war schockiert», sagt Nina. «Für eine Schlangenfrau bin ich mit 47 zwar schon uralt. Aber für eine neue Hüfte definitiv noch zu jung!» Erst der vierte Arzt, den sie konsultierte, riet ihr zu einer Reha. «Bis dahin habe ich mich stets selbst therapiert. Das war Neuland für mich.»

Physiotherapie statt OP

Sechs Tage später lag sie auf der Liege von Physiotherapeutin Andrea Eggenberger (39) im Medizinischen Zentrum Bad Ragaz SG. «Zehn, neun, acht …», zählte diese herunter, während sie Ninas rechtes Bein bog – so weit nach hinten, dass es für Aussenstehende beim Zusehen schmerzt. Nina kichert. «Gelenkig bin ich noch immer. Nur gewisse Bewegungen – wie das tiefe Hereindrehen der Hüfte – gehen derzeit nicht mehr.»

Einmal pro Woche trainiert Burri, die mit 30 Jahren an der renommierten Beijing International Art School in Peking ausgebildet wurde, mit ihrer Therapeutin. Mit Erfolg: «Vor einigen Monaten konnte ich kaum ein paar Hundert Meter spazieren, ohne dass ich Beschwerden hatte. Heute geht das viel besser.» Ihr Ziel: Die Muskulatur rund um die Hüfte richtig aufbauen, Entzündungen sollen heilen oder abklingen. «Ich hoffe, dass ich so eine OP vermeide – und irgendwann mit meinem Mann wandern gehen kann.»

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Zukunftspläne

Seit 2020 ist Burri mit dem Glarner Marco Desimoni (45) liiert. Im August 2024 heirateten sie in ihrer Heimat Lachen SZ. Dort sitzen sie nach der Physiotherapie beim Apéro im Restaurant Marina. «Wir verbringen gern Zeit zusammen», erklärt Marco. «Proscht», sagen sie, heben ihre Gläser und küssen sich. Nina witzelt: «Einige fragen dauernd, ob wir noch verliebt sind. Ja, das sind wir tatsächlich noch immer.»

Das erste Ehejahr sei turbulent gewesen, erzählt sie. «Wir hatten wenig Zeit füreinander, waren viel unterwegs.» Die Zeit nach Ninas Sturz war auch für Marco schwierig: «Ich habe gesehen, wie sehr sie gelitten hat – wie sie manchmal fast geweint hat vor Schmerzen. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.» Wie ist es für den Frontmann der Mundart-Rockband Weekaend, dass Nina – er nennt sie «Maus» – ihre Karriere als Schlangenfrau beendet? «Ich unterstütze sie bei allem», sagt er. «Ich musste auch vorher nie überlegen, ob ich ihr den Rücken freihalte. Das war für mich selbstverständlich.» Nina nickt. «Ohne ihn hätte ich auch mein neues Projekt nie umsetzen können. Ich hätte von meinem Ersparten leben müssen, da ich ja keine Kontorsionsshows mehr machen konnte. Dafür bin ich ihm wahnsinnig dankbar.»

Seit einem Jahr studiert Burri Ergotherapie, daneben ist sie Teilzeit als Wetterfee bei den Regionalsendern von CH Media im Einsatz, darunter Tele Züri. «Ich könnte mir gut vorstellen, danach mit Kindern oder psychisch kranken Personen zu arbeiten», verrät Nina. Lange habe sie nicht gewusst, was sie nach dem Ende ihrer Kontorsionskarriere machen soll. «Ich habe Verschiedenes ausprobiert. Dank dem Studium ist es mir leichter gefallen, den Schlusspunkt zu setzen.»

Dass sie weiter auf der Bühne stehen wird, ist für Nina ebenfalls klar. «Ich werde auch in Zukunft Events moderieren, modeln und schauspielern.» Sie lächelt und sagt: «Ich bin ja immer noch Nina Burri – einfach nicht mehr ‹nur› die Schlangenfrau.»

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