Liebes Mami,
Gerade haben wir meinen 30. Geburtstag gefeiert – nicht den Tag, an dem ich das Licht der Welt erblickte, sondern den Moment, als ich sechs Monate alt am Flughafen Kloten zum ersten Mal in deine Arme durfte. Mein «Bauchmami», wie du mir später liebevoll erzählt hast, konnte in Mumbai den Lebensweg nicht mit mir gehen. Du aber hattest dir so lange schon ein Kind gewünscht. Ein Kind, das die Natur dir nicht schenken konnte. Mit deiner ersten Berührung spürte ich die unermessliche Liebe, die du mir entgegenbringst – Mami, noch heute zehre ich täglich davon. Und kaum war ich bei dir, aus einem Land kommend, in dem Mädchen nichts wert zu sein scheinen, musste ich ins Spital und habe zwei Wochen lang um mein Leben gekämpft. Heute glaube ich, dass ich innerlich spürte, dass ich endlich einen Platz auf diesem Planeten gefunden hatte.
Meine Kindheit hätte schöner nicht sein können. Du warst streng, ja manchmal überbehütend. Du hast dich so viel mehr um mich gefürchtet als all die leiblichen Mütter meiner Freundinnen. Die Angst, mich zu verlieren, drohte auch mal überhandzunehmen – was haben wir uns gestritten! Aber erst durch diese Grenzen, die du mir liebevoll bestimmend gesetzt hast, konnte ich zu der selbstbewussten Frau und Sängerin werden, der du heute als Managerin zur Seite stehst. Bin ich auf der Bühne, suche ich stets den Augenkontakt zu dir – denn du gibst mir Kraft, bist mein Kompass. Seit kurzem kann ich aus dem Fenster schauen und dich rufen – du hast mir Land neben unserem Haus geschenkt. Mami, an deiner Seite zu leben, ist mein Lebensgeschenk. Alles Gute zum Muttertag,
In Liebe Deine Sarah