Er hat zehn Jahre für das Outfit gebraucht
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Blick an der Fantasy Basel:Er hat zehn Jahre für das Outfit gebraucht

Riesenboom um Pokémon-Karten
Pikachu, Bieber und das Milliardengeschäft

Das Geschäft mit Pokémon-Karten floriert mehr denn je. Neben Stars wie Justin Bieber investieren immer mehr Menschen in die bunten Sammelkarten – aus gutem Grund, wie ein Schweizer Experte verrät.
Publiziert: 31.05.2025 um 14:25 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2025 um 01:51 Uhr
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Ein Milliarden-Erfolg: Tsunekazu Ishihara, Präsident und CEO von The Pokémon Company, mit Pikachu, dem Maskottchen des Pokémon-Franchise.
Foto: Getty Images for Gold House

Darum gehts

  • Pokémon-Karten erleben ein spektakuläres Revival mit wachsender Community
  • Die Karten vereinen Nostalgie, Kunst und Faszination
  • Mit Pokémon-Franchise wurden bis 2023 über 150 Milliarden US-Dollar Einnahmen erwirtschaftet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patricia BroderRedaktorin People

Wenn sich dieses Wochenende wieder Zehntausende Cosplayer, Gamerinnen und Comic-Fans durch die Messehallen der Fantasy Basel drängen, gab und gibt es Stände, die besonders umlagert sind: Dort, wo farbige Booster-Päckchen und bunte Sammelboxen ausliegen und wo nicht nur Kinder mit glänzenden Augen auf ihre Lieblingskarte zeigen. Die Rede ist von Ständen mit Pokémon-Karten. Was in den 1990er-Jahren als Pausenplatz-Trend begann, erlebt derzeit ein spektakuläres Revival. Und dabei geht es nicht nur um Kindheitserinnerungen, sondern um eine immer stärker wachsende Community. Und um sehr viel Geld.

1996 in Japan als Videospiel für den Gameboy lanciert, entwickelte sich Pokémon – kurz für «Pocket Monsters» – rasch zu einem globalen Phänomen. Auf das Spiel folgten TV-Serien, Kinofilme und Plüschfiguren. Und eben jene Sammelkarten, die heute unter Plexiglas, in Alben oder digital gefeiert werden. «Pokémon-Karten sind so viel mehr als bedruckter Karton», sagt Pascal Landolt (39), Geschäftsführer und Mitgründer von Cardcollectors, der grössten Pokémon-Community der Schweiz. «Sie sind Nostalgie, Kunst und Faszination. Etwas, was wir gernhaben und wertschätzen. Pokémon-Karten bringen Menschen zusammen.»

Der gegenwärtige Boom bezieht sich nicht nur auf Börsen und Conventions, sondern zeigt sich auch im Alltag. Immer mehr Menschen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten schliessen sich dem Sammelfieber an: «Unsere Kunden sind extrem gemischt», sagt Landolt, der in Wädenswil ZH neben der Onlineplattform auch einen Laden betreibt. «Von Schülern bis zu Bankerinnen. Viele spielen aktiv, andere investieren strategisch. Für die meisten ist es eine Mischung aus Spiel und Sammlerleidenschaft.»

US-Wrestler kaufte Karte für fünf Millionen Dollar

Pokémon ist das umsatzstärkste Unterhaltungsmedien-Franchise aller Zeiten und hat bis zum Jahr 2023 schätzungsweise mehr als 150 Milliarden Dollar an Einnahmen erwirtschaftet. Das Geschäftsjahr 2023/2024 war ein Rekordjahr für das Pokémon-Sammelkartenspiel, mit fast 12 Milliarden verkaufter Karten. Kein Wunder, ist das Business mit den bunt bedruckten Karten längst zu einem globalen Grossgeschäft mutiert. Einzelne Exemplare erzielen dabei schwindelerregende Summen.

Legendär ist etwa der Kauf der «Pikachu Illustrator»-Karte – die teuerste Pokémon-Karte der Welt. US-Wrestler und Influencer Logan Paul (30) hatte sie 2022 für über fünf Millionen Dollar gekauft und trägt sie seither an einer Goldkette und umrahmt von Plexiglas als Talisman um seinen Hals. Auch US-Rapper Logic (35) gab 2020 rund 200’000 Dollar für eine «First Edition Charizard»-Karte aus. Er habe sich damit «ein Stück seiner Kindheit zurückgekauft», erklärte der Musiker. Ein bekennender Pokémon-Fan ist auch Popstar Justin Bieber (31): Der kanadische Sänger hat eine ganze Wand in seiner Villa, die von Pokémon-Karten der ersten Generation geschmückt ist – alle eingerahmt wie Museumsstücke.

«Es gibt aktuell wieder sehr starke Sets, mit Pokémon der ersten Generation wie Glurak, Pikachu oder Evoli – die Lieblinge unserer Kindheit», erklärt Landolt. «Das zieht Jung und Alt gleichermassen an.» Grossen Einfluss hätten zudem die spannenden Dynamiken rund ums Investieren und Wiederverkaufen, so der Experte. «Manche Karten sind echte Wertanlagen. Ich gebe keine Finanzberatung, aber: Ist eine Karte alt, selten und gut erhalten, kann ihr Wert schnell in den vier- oder fünfstelligen Bereich klettern.»

Bei Pokémon-Karten gelte dasselbe wie bei Aktien, sagt Landolt. «Es spricht nichts dagegen, sein Portfolio zu diversifizieren. Auch bei den modernen Sets haben wir Karten, deren Wert in den dreistelligen und vierstelligen Bereich gehen.» Allen Neueinsteigern rät der Experte: «Nimm dir Zeit. Informier dich gut und dann sammle und kaufe in erster Linie, was dir Spass macht.»

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Vorsicht vor Fälschungen und Betrug

Der Pokémon-Hype beschränkt sich längst nicht mehr nur auf physische Karten. Seit Oktober 2024 sorgt die App «TCG Pocket» für Furore – sie simuliert das Öffnen virtueller Boosterpacks so realistisch, dass sie bereits in den ersten drei Monaten über 500 Millionen Dollar umgesetzt hat. Auch auf Social Media explodiert das Phänomen: Auf Tiktok, Twitch und Instagram erzielen Clips, in denen Kartenpäckchen geöffnet werden, Millionen von Views. Zuschauer fiebern live mit, wenn jemand eine seltene Karte zieht – begleitet von Freudenschreien, Tränen und Adrenalinschüben. «Dieses Hochgefühl beim Auspacken. Das funktioniert online genauso wie offline», erklärt Landolt.

Doch wo viel Geld fliesst, da blühen auch Täuschung und Kriminalität. Gefälschte Karten und dubiose Onlineangebote gehören bei Pokémon-Karten leider ebenfalls zum Alltag dazu. «Ist ein Angebot zu gut, ist es das meist auch», warnt Landolt. «Kauft nur beim Händler eures Vertrauens. Wer ein echtes Geschäft betreibt, riskiert seinen Ruf meist nicht mit Fälschungen.»

Wird der Boom um die bunten Karten anhalten? «Ich bin sehr zuversichtlich», sagt Pascal Landolt abschliessend. «Pokémon ist nicht umsonst das grösste Medienfranchise der Welt – noch vor Mickey Mouse oder Hello Kitty. Wenn ich sehe, wie kleine Kinder ihr Sackgeld investieren, während Erwachsene gleichzeitig über Wertentwicklungen fachsimpeln, dann bin ich mir sicher: Diese Passion wird nicht so schnell verschwinden.»

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