Die ganze Schweiz kennt seinen Namen: Peach Weber (68) sorgt auch in seinem 44. Jahr auf der Bühne quer durchs Land für Lacher. Während des Corona-Lockdowns im Frühling hat er an seinem 16. Programm gearbeitet, trotzdem lässt er die Pandemie bei seinen Witzen aussen vor. «Mir war damals schon bewusst, dass das eine langwierige Angelegenheit wird», sagt er. «Darum denke ich, dass die Leute gerne mal etwas anderes hören möchten. Witze über WC-Papier wurden zur Genüge gemacht.»
SonntagsBlick: Sie standen mit Ihrem neuen Programm «Gäxplosion» in diesem Jahr bereits auf der Bühne, obwohl Sie gemäss eigenen Angaben gleich wegen vier Faktoren zur Corona-Risikogruppe gehören. Wie war das?
Peach Weber: Ich hatte mich entschieden, nicht alles auf 2021 zu verschieben, da auch in diesem Jahr Events stattfinden sollen. Bei den wenigen Auftritten war die Stimmung sehr gut, man hätte sogar eine CD-Aufzeichnung machen können. Derzeit verzichte ich aber auf Selfies und Autogramme. Das war für die Groupies sehr hart, aber sie haben es überlebt (lacht). Schliesslich gehören sie alterstechnisch auch zur Risikogruppe.
Wie schützen Sie sich?
Privat bin ich sowieso ein Stubenhocker und sehr gerne zu Hause, da gibt es für mich nicht viele Gefahren. Ich reise nur wegen meiner Auftritte. Medientermine mache ich von daheim aus per Videokonferenz. Nur für drei Minuten Radiozeit fahre ich nicht in ein Studio. Da haben aber alle Verständnis dafür.
Kollegen wie Marco Rima und Andreas Thiel sind bei Anti-Corona-Demos aufgetreten. Haben Sie Angst um den Ruf von Schweizer Komikern?
Da mache ich mir keine Sorgen, die machen sich selber lächerlich. Ich vermute, dass neben dem Coronavirus noch ein zweites Virus umherschwirrt und das Hirn von Schweizer Komikern angreift. Es ist wirklich sehr seltsam, auch den Angriff von Rob Spence auf Patrick Frey finde ich Kindergarten. Das scheint wohl zu passieren, wenn man Komiker zu lange einsperrt. Dann müssen sie den Blödsinn irgendwo anders machen. Ich habe vollstes Verständnis, wenn Berufskollegen Existenzängste haben. Aber es ist nicht die schlauste Art, bei Corona-Demonstrationen auf sich aufmerksam zu machen.
Empfinden Sie als Teil der Risikogruppe diese Auftritte als Affront?
Nein. Ich habe ja immer gesagt, ich kenne keinen Komiker, der länger als zehn Jahre gut im Geschäft ist, der nicht intelligent ist. Aber zum Staunen brachten mich die Auftritte schon. Als öffentliche Person sollte man sich genau bewusst sein, wo man mitläuft und mit welchen Menschen man sich zeigen will.
Die Eventbranche liegt flach. Wie gross sind Ihre finanziellen Sorgen?
Mein Ziel war immer, dass ich im Alter nicht von der AHV abhängig bin. Ich war ja zuerst acht Jahre als Lehrperson tätig, danach habe ich mir stets den Lehrerlohn als Richtlinie für mein Leben als Komiker gesetzt. Sonst hätte ich damit wohl irgendwann aufgehört und das nicht 44 Jahre durchgezogen. Ich habe ja keine weltbewegende Message, die ich in die Welt hinaustragen will.
Sie bezeichnen Ihre Arbeit auch nicht als Kunst.
Genau. Ich muss lachen, wenn andere, die genauso Pausenclowns sind wie ich, sich als Künstler bezeichnen. Was ich mache, ist Verbrauchsunterhaltung. So wie ein Bäcker Brötchen verkauft, verkaufe ich Gags.
Wie sparsam sind Sie?
Ich bin mit relativ wenig zufrieden. Ich reise nicht gerne, ich habe kein Ferienhaus, Golf spiele ich nicht. Wenn ich ab und zu ein paar Vorstellungen geben kann, bin ich zufrieden.
Haben Sie sich jemals gewünscht, nicht berühmt zu sein?
Nein, ich finde das Unsinn, wenn Menschen das Rampenlicht suchen und sich danach beschweren, dass man auf der Strasse erkannt wird. Klar, ich bin jetzt nicht Justin Bieber. In der Schweiz läuft das alles ohnehin gesittet ab. Das Herzigste ist, wenn Menschen sich bei mir für die Witze bedanken, die sie in schweren Zeiten zum Lachen gebracht haben. Mühsam wird es nur, wenn jemand betrunken ist. Aber ich gehe ja auch nicht um Mitternacht in eine Festhütte.
Sie wohnen allein in Ihrem Haus. Sind Sie ein Hausmann?
Das wäre wohl zu viel gesagt, ich habe ja weder einen Hund noch mehrere Kinder. So gibt es nicht viel zu putzen, ich selber bin stubenrein.
Wie sieht ein Tag bei Peach Weber aus?
Wenn ich einen Auftritt habe, richte ich den ganzen Tag darauf aus, abends eine gute Leistung bringen zu können. Wenn ich freihabe, mache ich oft freiwillige Quarantäne und arbeite mehrere Tage zu Hause an meinen Projekten. Nach Lust und Laune schreiben, Kafi trinken, Rasen mähen – das nenne ich dann Klostertage.
Wie gut können Sie kochen?
Für mich reichts (lacht). Oft gehe ich ins Restaurant, aber Salat, Gschwellti, Spaghetti und Gemüseeintopf koche ich mir abends selbst. Meine Tochter und ihre Freundinnen schwärmen zudem seit der Kindheit von meinen panierten Plätzli. Bis heute kommen sie regelmässig, wenn ich das koche. Sie nennen es «Göttlichs», nach einem Rezept, das ich von meiner Mutter erhielt.
Wann waren Sie zuletzt in den Ferien?
Wohl vor etwa zwanzig Jahren auf Mallorca. Ich reise nicht gerne, und mir ist es egal, ob ich meine freie Zeit am Hallwilersee oder auf den Malediven verbringe. Das Schlimmste, was man mir schenken kann, ist ein Gutschein für ein Wellnesswochenende.
Wieso?
Wellness macht mich nervös. Wenn man dort ist, hat man schon im Kopf verankert, dass man sich nun erholen muss. Mir sagen die verschiedenen Massagen und Saunabesuche einfach nichts. Ich bin danach nicht entspannter. Da bleibe ich lieber zu Hause oder gehe Pétanque spielen.
Wie schauen Sie fern?
Fast gar nicht. Die grösste Erfindung ist für mich die Replay-Funktion, so hole ich Dokumentationen und Talksendungen, wie jene von Markus Lanz, nach. Aber ich könnte mir beispielsweise keinen Film anschauen. Es gibt keinen Streifen, der mich zwei Stunden fesselt.
2027 stehen Sie für Ihre Abschiedsvorstellung im ausverkauften Hallenstadion auf der Bühne. Wird der Auftritt wegen der Corona-Pandemie nun verändert daherkommen?
Ich bin eine optimistische, aber informierte Person. Ich glaube daran, dass irgendwann wieder alles gut kommt und mein Auftritt so stattfinden kann, wie ich das beim Vorverkaufsstart 2009 angedacht habe. Das beste Beispiel ist die Spanische Grippe vor hundert Jahren. Die wütete zwei Jahre, und seither gab es bei uns nichts Vergleichbares mehr. Wahrscheinlich ist das jetzt ein ähnliches Kaliber.
Woher nehmen Sie Ihren Optimismus?
Der kommt wohl von meiner Mutter. Sie hatte immer ein gutes Gemüt und ging alles positiv an. Ein Urvertrauen, das ich auch meiner Tochter mitgeben wollte, das kann Kraft geben bis ans Lebensende.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich plane nie so weit voraus – der Auftritt im Hallenstadion 2027 bildet die Ausnahme und ist aus einer Idee meines Bruders entstanden, sonst mache ich das nie. Bis zum Jahresende fände ich es schön, wenn wir die angekündigten sechs Vorstellungen noch irgendwie über die Bühne bringen könnten. Längerfristig will ich in drei Jahren ein weiteres Programm herausbringen und 2027 dann das letzte. Ein Best-of wird es von mir nicht geben. Ausser es kommt mir wirklich nichts Neues in den Sinn.
Wovon träumen Sie?
Ich habe keine grossen Träume. Sicher ist: Ich will nicht hundert Jahre alt werden. Es ist eine unpopuläre Meinung, aber ich finde es eine schlechte Entwicklung, dass die Menschen immer älter werden. Ich missgönne alten Leuten ihren schönen Ruhestand überhaupt nicht, aber ich will nicht zehn Jahre Schmerzen haben, bis ich dann irgendwann sterbe. Heute gibt es zum Glück Sterbehilfe-Organisationen. So weiss man, dass es in einer schlimmen Situation, aus der man keinen Ausweg sieht, Hilfe gibt und man nicht von der Brücke oder vor den Zug springen muss.
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Nein, aber vor einem mühsamen Sterben. Der Tod ist ja die Quittung für unsere Geburt, das sollte keinen überraschen. Aber die Vorstellung, über einen längeren Zeitraum zu leiden, bevor ich erlöst werde, macht mir Angst.
Sind Sie Mitglied einer Sterbehilfeorganisation?
Ja, bei Exit. Und es ist ja nicht so, dass plötzlich alle Leute deren Hilfe in Anspruch nehmen möchten, wenn das Thema enttabuisiert ist. Niemand ruft Exit an, weil er am Montagmorgen Kopfweh hat. Das ist ein langwieriger Prozess, den sich die Betroffenen bestimmt sehr gut überlegen. Übrigens: Einmal pro Woche gehe ich auf den Friedhof.
Wieso?
Das mache ich seit meiner Kindheit. Damals hat meine Grossmutter das Familiengrab betreut und hat mich mitgenommen. Darum war das nie ein negativer Ort. Ich wusste zwar, dass dort tote Menschen begraben sind, trotzdem herrscht dort für mich bis heute stets eine friedliche Atmosphäre. Mich fasziniert es, dass Menschen, die ein Leben lang Streit hatten, plötzlich drei Gräber voneinander entfernt friedlich liegen.
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer und kam in Wohlen AG zur Welt. Seit 40 Jahren bringt er die Schweiz mit seinen Programmen und Tonträgern zum Lachen. Sein Markenzeichen: Dächlikappe, Gitarre und Notenständer. Seit 1984 platzieren sich seine Alben ausnahmslos in den Top 15 der Schweizer Hitparade, am 6. November kommt sein 16. Programm «Gäxplosion» auf den Markt. Weber war zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler stammt seine 25-jährige Tochter Nina.
Peter «Peach» Weber ist ausgebildeter Primarlehrer und kam in Wohlen AG zur Welt. Seit 40 Jahren bringt er die Schweiz mit seinen Programmen und Tonträgern zum Lachen. Sein Markenzeichen: Dächlikappe, Gitarre und Notenständer. Seit 1984 platzieren sich seine Alben ausnahmslos in den Top 15 der Schweizer Hitparade, am 6. November kommt sein 16. Programm «Gäxplosion» auf den Markt. Weber war zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit Tele-Züri-Wetterfee Jeannette Eggenschwiler stammt seine 25-jährige Tochter Nina.
Was wünschen Sie sich fürs nächste Jahr?
Dass die Corona-Pandemie abflaut und die Wirtschaft, insbesondere auch die Eventbranche, wieder einigermassen ins Rollen kommt.
Würden Sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen?
Nicht als Erster, eine Grippeimpfung habe ich noch nie gemacht. Aber wenn der Bund das empfiehlt und es gute Studien über die Wirksamkeit und Nebenwirkungen gibt, würde ich das wohl tun.