Paola Felix wird 75
«Kurts Tod hinterliess eine grosse Leere»

Sie war eine berühmte Sängerin und hat mit ihrem Mann Kurt Felix (1941–2012) Fernseh-Geschichte geschrieben. Mit 40 beendete die gebürtige Sankt Gallerin überraschend ihre Karriere, verabschiedete sich aber nie ganz aus der Öffentlichkeit.
Publiziert: 20:18 Uhr
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«Ich bin allein, fühle mich aber nicht allein», sagt Paola Felix über ihr Leben als Witwe von Kurt Felix (1941–2012).
Foto: Geri Born

Darum gehts

  • Paola Felix blickt dankbar auf ihr Leben zurück und feiert 75. Geburtstag
  • Sie führte eine harmonische Ehe mit Kurt Felix und bewahrt Erinnerungen
  • Mit 20 begann ihre Bühnenkarriere, nach 33 Jahren Ehe wurde sie Witwe
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Dominik Hug (Text) und Geri Born (Fotos), GlücksPost
Glückspost

Elegant gekleidet erscheint Paola Felix zum Interview. Sie gibt offenherzig Antwort, nippt dazwischen immer wieder an einem Glas Mineralwasser. Schwelgt sie in Erinnerungen, huscht oft ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie sei voller Dankbarkeit für ihr Leben, sagt sie.

Glückspost: Paola Felix, Sie werden am 5. Oktober 75 Jahre alt. Wissen Sie schon, wie Sie Ihren Geburtstag feiern?
Paola Felix: Nicht so genau. Es gibt ein Fest mit der Familie und lieben Freunden. Mein Bruder Luigi und meine Schwester Elisabeth meinten, ich müsse mich sonst um nichts kümmern.

Mögen Sie solche Überraschungen?
So, wie ich die beiden kenne … ja, absolut!

Ist der Geburtstag für Sie eine grosse Sache?
Nun ja, das Leben ist ein Weg voller Meilensteine. Das Erreichen des 75. Lebensjahres ist sicherlich auch ein solcher. Ich musste kürzlich konstatieren, dass der neue Papst fünf Jahre jünger ist als ich. Meine Güte, die Päpste waren doch bisher immer ältere und ehrwürdige Männer (lacht).

Was waren andere Meilensteine für Sie?
Die Kindheit, die das Fundament für den Rest des Lebens darstellt, war der erste Meilenstein. Ich bin meinen Eltern für immer dankbar, wie behütet wir – mein Bruder, meine Schwester und ich – aufwachsen durften. Wir hatten eine Kindheit voller Geborgenheit und Fürsorge.

Ihre Mutter hat Sie sehr geprägt.
Ja. Sie wäre so gerne Sängerin geworden und hat immer von der Scala in Mailand geträumt. Als Kind habe ich in der Küche mit ihr beim Abwaschen oft Arien gesun gen. Sogar zweistimmig. Mamma hatte viel Verständnis für meinen Wunsch, Sängerin zu werden, und hat mich eng begleitet, als mein Berufstraum schliesslich zum Traumberuf wurde.

Und andere Meilensteine?
Mit 20 stand ich bereits auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Das waren wirklich erlebnisreiche Jahre. Ein weiterer grosser Meilenstein stand dann mit 30 am Wegesrand, als Kurt und ich heirateten. Das war der Beginn der 33 schönsten Jahre meines Lebens. Als ich 40 wurde, beschlossen Kurt und ich, nach einem Jahrzehnt «Verstehen Sie Spass?», uns vom Bildschirm zu verabschieden. «Wenn’s am schönsten ist, soll man gehen.» Wir hörten auf, als es am schönsten war.

Weil Ihnen der Ruhm damals zu viel wurde?
Nein, ganz im Gegenteil, wir haben den Erfolg sehr genossen. Aber wir wollten uns fortan ganz bewusst mehr Zeit für unsbeide nehmen. Wir gingen ja separaten Berufen nach, waren sehr oft getrennt, sahen uns manchmal nur zwischen Tür und Angel. Der Entschluss, als Sängerin nicht mehr aufzutreten und uns auch vom Bildschirm zu verabschieden, war eine Entscheidung zugunsten unserer Liebe. Kurt und ich haben in den folgenden Jahren die schönste Zeit unseres Lebens verbringen dürfen.

Sie führten eine fast schon symbiotische Beziehung.
Wir erlebten unglaublich harmonische Jahrzehnte. Kurt sagte manchmal, dass man mit mir nicht streiten kann. Und da hatte er wohl recht. Ich habe ein überaus grosses Harmonie-Bedürfnis. Vielleicht hat das mit meinem Sternzeichen Waage zu tun, vielleicht auch mit meinem familiären Umfeld, meinem Aufwachsen.

Sie haben sich nie gestritten?
Nein, wirklich nicht. Wir hatten ein Wir-Gefühl entwickelt. Gleich und gleich gesellt sich gern! Das traf auf uns zu. Kurt und ich waren seelenverwandt in idealster Zweisamkeit. Aber natürlich gab es auch bei uns Zeiten, in denen dunkle Wolken über uns hingen. Dies, als erstmals Kurts Krankheit in unser Leben trat. Glücklicherweise erholte er sich, wir sahen wieder die Sonne am Horizont aufgehen und durften noch wundervolle Jahre vereint sein.

Kurt Felix starb 2012. Sie waren mit 61 Jahren Witwe. Wie schafften Sie es, sich nach diesem Schicksalsschlag wieder zu motivieren?
Wir dachten beide, es wäre schön, gemeinsam alt zu werden und möglichst lange durch dick und dünn gehen zu können. Nun war uns das leider nicht vergönnt. Kurts Tod hinterliess eine grosses Leere in meinem Herzen. Seelisch war sein Verlust ungemein schmerzhaft.

Was linderte Ihren Seelenschmerz?
Das brauchte viel Zeit. Mit den Jahren lernt man, besser mit so einem Verlust zu leben. Es war mir wichtig, jedem Tag Sinn zu geben. Dabei hat mir der Zusammenhalt in meiner Familie sehr geholfen. Trost spenden mir bis heute die vielen Erinnerungen. Sie geben mir Halt und füllen meine Gedanken.

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Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!

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Sie seien allein, aber nicht einsam, sagten Sie bei unserem letzten Gespräch.
Das stimmt. Ich bin allein, fühle mich jedoch nicht allein. Kurt fehlt mir, doch er ist in all meinen Gedanken. Ich habe auch unser Haus in all der Zeit, seit er nicht mehr da ist, so belassen, wie es war.

Wie schauen Sie in die Zukunft?
Mit grosser Vorfreude auf jeden Tag, der noch vor mir liegt. Auch mit grosser Neugierde auf das, was noch kommen mag. Mir geht es heute sehr gut. Und ich denke oft: Alles ist gut, so wie es ist. Ich denke, das würde auch Kurt sagen. Ich habe das Glück, in allem eine positive Seite zu sehen. Negative Gedanken versuche ich auszublenden.

Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Nicht, dass ich das Gefühl habe, die Zeit würde stillstehen, aber mir ist mein Alter gar nicht so bewusst. Darum bereitet es mir auch nicht gross Sorgen. Ich bin Gott sei Dank bislang verschont geblieben von irgendwelchen Beschwerden, die mich meine 75 Jahre fühlen lassen könnten. Gewiss, ich bin beruflich nicht mehr engagiert, aber meine Agenda ist dennoch ziemlich voll. Mir ist keine Sekunde langweilig.

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Wie verbringen Sie Ihre Tage?
Ich lese viel, bin am Weltgeschehen interessiert. Ich denke, interessiert zu sein, ist sehr wichtig im Alter. So bleibt man Teil von dieser Welt. Fast täglich ist Nordic Walking, also Laufen mit Stöcken, angesagt. Kurt und ich hatten damit angefangen, nun führe ich dieses Ritual allein weiter. Ich bin praktisch täglich an der frischen Luft unterwegs. Generell gilt: Ich möchte mir jeden Abend sagen können, dass der Tag, der hinter mir liegt, kein sinnloser, vertrödelter Tag war. Mit diesem Gefühl falle ich dann jeweils glücklich ins Bett.

Jeder vertrödelte Tag ist ein verlorener Tag?
Genau. Bei dieser Erkenntnis macht sich das Alter bei mir tatsächlich ein bisschen bemerkbar. Mit 25 denkt man, dass man noch das ganze Leben vor sich hat und geht wenig haushälterisch mit der Zeit um. Mit 75 hingegen ist mir bewusst, dass die Zeit, die vor mir liegt, einiges kürzer ist als die bereits gelebte Zeit. Und das macht die Zeit umso kostbarer.

Worauf sind Sie besonders stolz, wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken?
Stolz ist das falsche Wort. Ich bin dankbar und glücklich, wie sich mein Leben ergeben hat. Ich hatte eine schöne Kindheit, einen Beruf, der mich erfüllte, und eine grosse Liebe, die für immer in meinem Herzen verankert bleibt. Was will ich mehr?

Keine Träume mehr?
Die schönsten Träume gingen mit Kurt in Erfüllung. Aber ich bin durchaus unternehmungslustig. Ich bin noch immer viel unterwegs, besuche mit Freunden mal ein Musical in London oder gehe an einen Anlass in Hamburg, nach Wien. Und, und, und. Ich will möglichst lange aktiv sein und hoffentlich gesund und geistig fit bleiben. Das ist mein Wunsch zum Geburtstag.

Das ist Paolo Felix

Paola Felix, geborene Del Medico, kam als Tochter eines italienischen Schneidermeisters und einer Schweizerin in St. Gallen zur Welt. Bereits mit 18 Jahren belegte sie am Grand Prix Eurovision de la Chanson mit «Bonjour, Bonjour» den fünften Platz und mit «Cinéma» 1980 den vierten Platz. 1978 landete sie mit «Blue Bayou» den grössten Erfolg ihrer Laufbahn als Sängerin. 1980 heiratete sie den TV-Moderator Kurt Felix, mit dem sie ab 1983 im deutschen Fernsehen «Verstehen Sie Spass?» präsentierte. Mit 40 Jahren zog sie sich aus dem Showbusiness zurück. Paola Felix ist bis heute die erfolgreichste Schweizer Sängerin in Deutschland. Sie und Kurt gehören ausserdem zu den zehn beliebtesten Moderatoren seit Bestehen des Fernsehens. 2023 erhielt Paola den Ehren-Prix-Walo für ihr Lebenswerk.

Paola Felix, geborene Del Medico, kam als Tochter eines italienischen Schneidermeisters und einer Schweizerin in St. Gallen zur Welt. Bereits mit 18 Jahren belegte sie am Grand Prix Eurovision de la Chanson mit «Bonjour, Bonjour» den fünften Platz und mit «Cinéma» 1980 den vierten Platz. 1978 landete sie mit «Blue Bayou» den grössten Erfolg ihrer Laufbahn als Sängerin. 1980 heiratete sie den TV-Moderator Kurt Felix, mit dem sie ab 1983 im deutschen Fernsehen «Verstehen Sie Spass?» präsentierte. Mit 40 Jahren zog sie sich aus dem Showbusiness zurück. Paola Felix ist bis heute die erfolgreichste Schweizer Sängerin in Deutschland. Sie und Kurt gehören ausserdem zu den zehn beliebtesten Moderatoren seit Bestehen des Fernsehens. 2023 erhielt Paola den Ehren-Prix-Walo für ihr Lebenswerk.

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