Melanie Oesch aufgeregt vor Heim-Auftritt
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«Ich bin nervös»:Melanie Oesch aufgeregt vor Heim-Auftritt

Oesch's die Dritten am Hot Shot Festival in Oberlangenegg BE
Umjubeltes Heimspiel für die Familiencombo

Bei ihrem «Heimspiel» in der Hot Shot Arena sind Oesch's die Dritten um Sängerin Melanie Oesch Mitveranstalter. Wir haben uns auf dem Festgelände umgesehen.
Publiziert: 16.08.2025 um 19:52 Uhr
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Konzertauftakt mit Konfetti: Oesch's die Dritten bei ihrem Konzert am Freitagabend, 15. August 2025, in der Hot Shot Arena in Oberlangenegg.
Foto: Zamir Loshi

Darum gehts

  • Oesch's die Dritten begeistern beim Hot Shot Festival in Oberlangenegg BE
  • Familiäres Ambiente und internationale Fans prägen den ausverkauften Event
  • Über 1000 Gäste aus zwölf Nationen feiern Volksmusik in der Eishalle
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Beim Eröffnungsstück steht bereits der halbe Saal, und beim zweiten ist auch die ganze Tanzfläche voll. Schauplatz dieses Spektakels ist das dritte Hot Shot Festival vom 15. und 16. August in der Oberlangenegg BE. Sängerin Melanie Oesch (37) schlägt mit zwei Holzlöffeln den Takt. Früh erklingen die ersten Hits vom aktuellen Album «Händmade» wie «Musig isch üses Ding» und «E schöni Jass-Rundi», mit dem die Familienband jüngst beim «Donnschtig-Jass» eine Traumquote erzielen half, eine der letzten im linearen SRF-Programm. Auch hier ist alles etwas linearer und analoger, zum Vergnügen der tausend Gäste.

Drei Stunden zuvor sitzen Adrian Tschanz und Severin von Gunten im Bus von Thun BE Richtung Festgelände. Von Gunten ist gelernter Landwirt, Tschanz Schreiner. Sie sind in Feierlaune, «deshalb nehmen wir auch das Postauto». Die Fahrt dauert knapp vierzig Minuten.

«Schattloch» und «Wolfrichti»

Nach Steffisburg schraubt sich der Bus in die Höhe auf ein Hochplateau an der Grenze zwischen Berner Oberland und Emmental. Parolenbanner für links-grüne Initiativen sind hier nicht zu finden, dafür SCL-Tigers-Fahnen.

Das Festival findet in der Eishalle «Hot Shot Arena» statt, das namensgebende Restaurant wurde von SCL-Ikone und Wirt «Wale» Gerber (1969–2012) so getauft. Die vor sechzig Jahren als Natureisbahn gebaute Anlage steht an einem der kältesten Flecken der Region. Die wegführende Strasse heisst tatsächlich «Schattloch» und die nahe Lichtung «Wolfrichti». Der EHC Oberlangenegg Wolves spielt in der 2. Liga.

Gerbers Bruder Hans-Ruedi und dessen Partnerin Heidi führen das Lokal seit dem frühen Tod der Hockey-Legende und jetzt auch die Festival-Gastwirtschaft. Salat und Dipgemüse stehen nicht auf der Karte, dafür Bratwurst und Steak mit Pommes frites. Getrunken wird Bier – die Halbliterflaschen nennt man hier noch «Schtüpper» – aber auch viel Wasser. «Die Leute sind vernünftig», bestätigen die Samariterinnen. 

Blick trifft Melanie Oesch im improvisierten Backstagebereich. «Dieses Heimspiel ist kaum zu toppen», sagt sie strahlend. «Wir sind alle hier aufgewachsen und wohnen immer noch in nächster Nähe.» Die Familie ist Mitveranstalter, Verwandte und Freunde helfen mit. «Das ist ein einziges Gemeinschaftswerk.» Bei den ersten beiden Ausgaben gab es am Sonntag ein Kinderprogramm mit Brunch. Nun geht es erstmals schon am Freitag mit der «Heimat-Party» los.

«Wir sind stolz, dass die Rusch-Büeblä unsere musikalischen Gäste sind», sagt Oesch. An den diesjährigen Swiss Music Awards holten die «Büeblä» aus dem Wägital – Vater Roger (56) und die Zwillingssöhne Cyrill und Simon (22) – nach 2024 ihre zweite Trophäe. In der Kategorie «Most Rising Artist Social Media», was zeigt, dass die Zeit auch in diesem Genre nicht ruht.

Ausverkauft und stimmungsvoll

Sacha Ischi, der langjährige Oesch-Manager, sagt: «Der Boom in dieser Szene dauert schon länger an. Nur haben es lange bloss die Fans gemerkt.» Sie sind die Basis des anhaltenden Zuspruchs. Die beiden Abende sind ausverkauft. Melanie Oesch kennt viele Gäste persönlich, «etwa 30 Prozent», schätzt sie.

«Im Verlauf der Jahre haben sich unsere Fans untereinander organisiert, es sind Fahrgemeinschaften und Freundschaften entstanden. Wir durften dieses Jahr das 1000. Mitglied in unserem Fanclub begrüssen.» Corinne Rüegsegger (46) ist im Vorstand des Vereins und am Merchandising-Stand tätig. «Melanie ist authentisch, bodenständig und musikalisch sehr vielseitig», rühmt sie ihre Cousine.

Doch das eigentliche Erfolgsgeheimnis von Oesch's die Dritten ist, dass dieses Wir-Gefühl nicht gespielt ist, jeder der Protagonisten – nebst Melanie ihre Eltern Annemarie (62) und Hansueli (67), ihre Brüder Kevin (34) und Mike (36) sowie als externe Verstärkung der Akkordeonist Urs Meier (44) – ein Entertainer ist und niemand aus dem Gesamtbild fällt. 

Von Kunst und Können würde Melanie Oesch aber nie sprechen. «Wir machen einfach, was wir gerne tun. Und so entstehen Hühnerhautmomente, selbst wenn es draussen 30 Grad ist. Das kannst du nicht planen oder kaufen. Das passiert einfach und löst bei mir eine grosse Dankbarkeit und Demut aus.»

Doch heute sei sie nervöser als sonst. «Zu Hause will man es möglichst gut machen», sagt sie. «Jeder von uns hat mehrere Aufgaben. Und wir sind keine Profiveranstalter.» Diese Art ist für Melanie Oesch ein Abbild der ganzen Region. «Die Menschen hier sind unaufgeregt, gemütlich und ‹gmögig›. Und gleichwohl will jeder sein Bestes geben. Niemand ist selbstzufrieden und nur genügsam, sondern hilft, das Feuer zu schüren.»

Besuch aus Übersee

Die Gäste kommen nicht nur vom Thunersee wie die Männer aus dem Bus, sondern auch aus dem Entlebuch wie die Schwestern Jasmin Hofstetter, Ursi Häfliger und Marina Wigger, aus der ganzen Schweiz und dem Ausland. Die längste Anreise hatte die Grossfamilie Hurtado aus dem US-Bundesstaat Colorado, die nach dem Festival noch Ferien in der Schweiz macht. «Sie kennen uns von Social Media. Und heute Mittag traf ich im Dorf zwei Pärchen aus Slowenien, die drei Tage bleiben», erzählt Melanie Oesch.

Moderator Markus Geissbühler (57) weiss von Fans aus zwölf verschiedenen Nationen, die heute anwesend sind. Er führt mit seiner Frau Monika die Skischule im Eriz, wo Melanie Oesch und ihre Mutter Annemarie früher Unterricht gaben. «Grossartig, wie Melanie das machte, umsichtig, geduldig, ähnlich wie nun auf der Bühne. Das kommt bei ihr alles von hier heraus», sagt Geissbühler und berührt seine Brust. «Und geht einmal ein Ton daneben, ist das kein Drama. Die Welt ist auch nicht perfekt. Aber die Leute merken, dass die Musik von Herzen kommt.»


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