Neue Kraft schöpft er im Altersheim
Art Furrer ist fast blind

Jahrzehntelang gehörte der Vater der Skiakrobatik zu den sportlichsten Schweizern überhaupt. Doch jetzt ist Art Furrer gezwungen, gleich mehrere Gänge runterzuschalten. Denn seine Augen machen nicht mehr mit. «Ich bin fast blind», sagt der Bergler.
Publiziert: 13.07.2025 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2025 um 12:23 Uhr
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Der Alpinist in seinem Wohnzimmer in der Seniorenresidenz in Naters VS. Dies sei für ihn und seine Frau das neue Basislager, sagt Art Furrer.
Foto: Andrea Soltermann

Darum gehts

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Von Dominik Hug (Text), Andrea Soltermann (Fotos), GlücksPost
Glückspost

Er sei heute Invalide, sagt Art Furrer (88) und zuckt nonchalant mit den Schultern. «In meinem hohen Alter muss man halt mit gewissen Einschränkungen leben und sollte deswegen nicht gross rumjammern.»

Der Skipionier sitzt mit Ehefrau Gerlinde (84) auf dem Sofa einer 3-Zimmer-Wohnung im Seniorenzentrum Naters VS, die sie unlängst bezogen haben. «Hier befindet sich jetzt unser Basislager», erzählt Furrer in Anlehnung an das Bergsteiger-Jargon.

Sie hätten sich für den Umzug ins Altersheim entschieden, weil die neue Umgebung ihren Alltag mit den zunehmenden Herausforderungen im Alter vereinfachen würde, erklärt Art Furrer. Sie würden hier wunderbar versorgt und umsorgt, ergänzt Gerlinde, sei es mit feinem Essen, guter Pflege oder der allgemeinen Unterstützung im Haushalt. «Wir fühlen uns rundum wohl.»

Er bleibt Optimist

Zu den erwähnten Herausforderungen, denen sich der legendäre Alpinist gegenwärtig stellen muss, gehören der fortgeschrittene graue und grüne Star (siehe Box). Sie sind der Grund dafür, weshalb er trotz Operationen auf dem linken Auge nur noch eine Sehfähigkeit von 30 Prozent besitzt und auf dem rechten Auge vollständig blind ist. Schlimm sei das an und für sich nicht, meint Furrer. «Ich habe gelernt, mich mit dieser neuen Situation zu arrangieren.»

Geben Sie acht auf die Augen!

Der graue Star ist eine im Alter oft vorkommende Erkrankung der Augen, bei der sich die Linse eintrübt. Dadurch lässt das Sehvermögen nach. Bemerkbar macht sich der graue Star, wenn man plötzlich nicht mehr so scharf sieht, auch können die Kontraste schlechter wahrgenommen werden. Die Behandlung besteht meist in einer Operation, bei der die trübe Linse ausgetauscht und durch eine Kunstlinse ersetzt wird. Ohne Therapie können Menschen erblinden.

Der grüne Star ist eine ebenfalls im Alter vorkommende chronische Erkrankung der Augen. Ursache ist häufig, wenn der Abfluss des Kammerwassers gestört ist, was zu einem erhöhten Augeninnendruck führt. Das Kammerwasser versorgt unter anderem die Linse und die Hornhaut mit Nährstoffen. Kann es nicht abfliessen oder wird zu viel neues produziert, steigt der Augeninnendruck. Dadurch wird der Sehnerv immer mehr zusammengedrückt und irreparabel geschädigt. Der grüne Star ist nicht heilbar. Wird er aber rechtzeitig erkannt, kann er verzögert werden. Ab dem 40. Lebensjahr wird deshalb die regelmässige Kontrolle beim Augenarzt empfohlen.

Der graue Star ist eine im Alter oft vorkommende Erkrankung der Augen, bei der sich die Linse eintrübt. Dadurch lässt das Sehvermögen nach. Bemerkbar macht sich der graue Star, wenn man plötzlich nicht mehr so scharf sieht, auch können die Kontraste schlechter wahrgenommen werden. Die Behandlung besteht meist in einer Operation, bei der die trübe Linse ausgetauscht und durch eine Kunstlinse ersetzt wird. Ohne Therapie können Menschen erblinden.

Der grüne Star ist eine ebenfalls im Alter vorkommende chronische Erkrankung der Augen. Ursache ist häufig, wenn der Abfluss des Kammerwassers gestört ist, was zu einem erhöhten Augeninnendruck führt. Das Kammerwasser versorgt unter anderem die Linse und die Hornhaut mit Nährstoffen. Kann es nicht abfliessen oder wird zu viel neues produziert, steigt der Augeninnendruck. Dadurch wird der Sehnerv immer mehr zusammengedrückt und irreparabel geschädigt. Der grüne Star ist nicht heilbar. Wird er aber rechtzeitig erkannt, kann er verzögert werden. Ab dem 40. Lebensjahr wird deshalb die regelmässige Kontrolle beim Augenarzt empfohlen.

Veränderungen im Leben, auch wenn sie nicht angenehm seien, müsse man annehmen, sich auf sie einstellen und sich ihnen anpassen. «Sich ihnen zu widersetzen, verkompliziert nur alles.»

Trotz der Beeinträchtigung bleibt Art Furrer Optimist. Genauso wie er es sein Leben lang war. «Mein frohes Gemüt habe ich nie verloren», sagt er und lächelt.

Skilehrer in den USA

Der gebürtige Walliser kann auf eine lange Karriere als Sportler zurückblicken. In jungen Jahren arbeitete er erst als Skilehrer, später als Bergführer. Ende der 1950er-Jahre wanderte er in die USA aus, wo er den Amerikanern das Skifahren beibrachte. Zu den damaligen Kunden des fröhlichen Berglers gehörten Prominente wie Starkomponist Leonard Bernstein (1918–1990) sowie Mitglieder der Kennedy-Familie. Er machte sich aber auch als Vater der Skiakrobatik einen Namen.

1973 kehrte Furrer in die alte Heimat zurück und baute im Wallis seine ersten Hotels, die ihn schon bald reich machten. Breite Popularität erlangte er in den 1980er- und 1990er-Jahren, als er mit dem grossen Stetson-Hut – sein Markenzeichen seit den USA-Jahren – regelmässig im Quoten-Hit «Verstehen Sie Spass?» von Paola (74) und Kurt Felix (1941–2012) auftrat. «Das war eine der schönsten Zeiten meines Lebens», erinnert sich Furrer. «Ich habe selten so viel gelacht wie mit Kurt und Paola.»

Mit 80 aufs Matterhorn

Die letzten Jahre wurde es ruhiger um Art Furrer. Mit 80 bestieg er noch einmal das Matterhorn (4478 m ü. M.), mit 82 Jahren den Mont Blanc (4806 m ü. M.). Er würde noch immer auf den Ski stehen und ginge täglich zehn Kilometer wandern, sagte er 2023 zur GlücksPost. «Egal, wie fest es regnet oder schneit, ich versuche jeden Tag über Stock und Stein zu gehen.» Denn die Alpen seien sein Jungbrunnen.

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Lange Wanderungen unternimmt Art Furrer heute keine mehr. Auch das Skifahren hat er aufgegeben. «Mit meiner begrenzten Sehfähigkeit wäre es fahrlässig, wenn ich mich noch auf die Piste wagen würde.» Spaziergänge würde er aber weiterhin machen. Und auch in den Bergen sind er und die etwas mobilere Gerlinde noch immer anzutreffen.

Ihre alten Wohnungen in Zermatt – «unserem Basislager Nummer eins», wie er sagt – und auf der noch höher gelegenen Riederalp VS – dem «Basislager Nummer zwei» – haben sie behalten. Zwischendurch verbringen sie immer wieder ein paar Tage dort oben. «Wir sind wie die Bergdohlen», sagt Furrer scherzend, «je schöner das Wetter, desto höher hinauf zieht es uns von unserem Altersheim.»

Nicht nur im Sessel hocken

Das Alter mit seinen zunehmenden körperlichen Beschwerden würden sie akzeptieren. «So ist nun mal das Leben», sagt Furrer und betont, wie wichtig es sei, dass man möglichst lange aktiv bleibe und viel unternehme. «Man darf nicht den ganzen Tag nur im Sessel herumhocken, sondern sollte versuchen, weiterhin seinen Hobbys nachzugehen, interessiert zu bleiben und regelmässig unter die Menschen zu kommen.»

Und so nehmen er und Gerlinde, die seit 1966 verheiratet sind und gemeinsam zwei Söhne und eine Tochter haben, ihren inzwischen etwas eingeschränkteren Alltag denn auch ganz ohne Wehmut an. Sie hätten viele wunderbare und erfüllende Jahre gehabt, sagen beide. «Wir haben all unsere verrückten Träume realisiert.»

Erneut huscht ein verschmitztes Lächeln über das Gesicht von Art Furrer. Nun seien sie im Winter ihres Lebens angekommen, sagt er. «Und dieser Winter fühlt sich in diesem schönen Altersheim hier ja eigentlich ganz angenehm an.»

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