Darum gehts
Anfang November 2015 wurde Lauriane Sallin auf einen Schlag schweizweit bekannt: Sie wurde zur Miss Schweiz gewählt. Seit 2018 lebt die 32-jährige Freiburgerin ein ruhigeres Leben abseits des Rampenlichts in Griechenland. Und will nach sieben Jahren Auszeit wieder ins Model-Business zurückkehren. Als ersten Schritt hat sie mit ihrer Familie der Kykladeninsel Tinos den Rücken gekehrt und ist in die Nähe von Athen gezogen.
«Nach meinen zwei Schwangerschaften wollte ich die Erfahrung als Mami ohne Einschränkung durch anderen Stress erleben», sagt sie. Mittlerweile ist Madeleine Apollonie sieben Jahre alt, Sohn Célestin Niréas vier. Die Kinder werden grösser, deshalb kann Sallin auch wieder ans Modeln denken.
«Auch wenn sich mein Körper über die Zeit verändert hat, finde ich das nichts Schlechtes. Zu sehen, dass man älter geworden ist, empfinde ich als etwas Schönes. Das zeigt Erfahrung.»
Sie plant Ausstellung mit ihrem Ehemann
Einen ersten Anlauf vor der Kamera hat Sallin mit der Fotografin Marie Pichonnaz (28) gemacht. Sie lichtete die ehemalige Miss Schweiz sowohl in der Natur in der Schweiz als auch in Griechenland ab. «Als ich jünger war, musste man als Model einer Norm folgen, der ich nicht folgen wollte. Jetzt ist es der perfekte Moment, diese Normen zu hinterfragen und zu brechen», sagt sie.
2018 heiratete Sallin den Künstler Giorgos Palamaris (39). Mit ihrem Ehemann will die Ex-Miss-Schweiz im nächsten Jahr erstmals ihre Kunst in der Nähe von Athen ausstellen. Er stellt dabei seine Marmorbildhauerei aus, sie ihre Fotodrucke von Wildblumen, die mittels Sonnenlicht entstanden sind.
Umzug von Tinos in die Nähe von Athen
Mehrere Jahre hat das Paar eher abgeschieden auf der Kykladeninsel Tinos gelebt. Während im Sommer der Tourismus die Insel prägte, waren im Winter jeweils nur vierzig Einwohner vor Ort. «Besonders im Winter war es dann sehr einsam. Vor allem für unsere Kinder war das nicht mehr optimal. Sie machen gerne neue Erfahrungen und lernen andere Kinder und Menschen kennen», erzählt Sallin. «Nun haben sie mehr Möglichkeiten, Freunde zu finden.»
Mit dem Umzug ist die Familie auch flexibler, was das Reisen angeht. Auf Tinos steckten sie hin und wieder aufgrund des starken Winds fest, die Boote fuhren dann nicht. «Jetzt sind wir auf kein Schiff mehr angewiesen und können spontaner verreisen. Beispielsweise in die Schweiz.»
Kinder sprechen Griechisch und Französisch
Sallin ist es wichtig, den Kindern auch den Bezug zur Schweiz zu vermitteln. Ihr Ehemann spricht mit ihnen Griechisch, sie Französisch. «Madeleine will sogar Deutsch lernen», sagt sie stolz. «Und wenn wir in die Schweiz reisen, sagen sie immer: Wir gehen nach Hause. Und dasselbe sagen sie auch bei der Rückreise.»
Auch für Sallin sind mittlerweile beide Orte ihr Zuhause. Seitdem sie Griechisch spreche, fühle sie sich vor Ort auch nicht mehr wie eine Fremde. «Als ich noch kein Griechisch konnte und die Leute hier auch nicht wirklich Englisch, fühlte ich mich isoliert. Diese Erfahrung hat meinen Horizont sehr erweitert. Heute verstehe ich die Leute besser, die in der Schweiz fremd sind.»
Miss-Schweiz-Titel interessiert auch in Griechenland
Auch habe sie sich an die Lebensart in Griechenland gewöhnt. Beispielsweise punkto Pünktlichkeit. «In der Schweiz muss man um halb elf da sein. In Griechenland sagt man nicht einmal eine Zeit, sondern: ‹Ich komme am Nachmittag›. Man muss akzeptieren, dass die Zeit so läuft.»
Profitiert sie noch heute von ihrem Miss-Schweiz-Titel? Aufmerksamkeit sei ihr in Griechenland jedenfalls garantiert. «Wenn ich von meiner Zeit als Miss Schweiz erzähle, selbst wenn das Gegenüber keine Ahnung hat, was das bedeutet, ist das Interesse bereits da», sagt sie. «Allerdings wird man als Miss Schweiz oft auch unterschätzt. Manche denken, man sei einfach das schöne Mädchen.»
Ihr Motto: «Liebe und tu, was du willst»
Trotz der Einstellung des Wettbewerbs will sie den Titel heute nicht missen. Er hat Sallin zu dem geformt, was sie heute ist. «Mehr als das schöne Mädchen. Ich durfte sagen, was ich wollte und mir eine eigene Meinung zu allem bilden. Das war wichtig.»
Ihr neues Lebenskapitel geht Sallin gemächlich an. Ihre Kinder werden älter, sie nimmt sich neue Freiheiten. «Liebe und tu, was du willst», sei ihr Lebensmotto. «Ich habe das Gefühl, dass ich immer noch meine ganze Energie habe und will weitermachen. Ich spüre einen wirklich sehr positiven und sehr inspirierenden Moment auf mich zukommen.»