Tinu Heiniger (77) zeigt seine Vielseitigkeit
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Mundartsänger mit neuer CD:Tinu Heiniger (77) zeigt seine Vielseitigkeit

Mundartsänger Tinu Heiniger (77) startet nochmals durch
Der bissige Berner hat den Biss nicht verloren

Tinu Heiniger gehört zu den renommierten Schweizer Mundartsängern. Auch mit 77 Jahren hat der einst als bissiger Berner Bär bekannte Musiker in seinen Liedern viel zu erzählen. Blick erzählt er, was ihn heute beschäftigt und nicht passt.
Publiziert: 28.03.2023 um 13:58 Uhr
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Der Berner Mundartmusiker Tinu Heiniger.
Foto: Andre Albrecht
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Flavia SchlittlerRoyal- und People-Expertin

Seit Jahrzehnten steht der Schweizer Mundartsänger Tinu Heiniger (77) auf der Bühne. In früheren Jahren wurde er gerne als «der bissige Berner Liedermacher» bezeichnet. Woher dies kommt? «Ach, das ist eine alte Geschichte», sagt Heiniger. «Ich habe mal von der ‹Zürcher Unterhaltungsmafia› gesprochen, was nicht alle toll fanden.» Er habe Kritisches thematisiert, auch aus der Politik. Sein Lied «Unterhaltungsbrunz» sorgte damals nicht nur für Aufsehen. Auf Intervention der Gebrüder Eugster wurde es gerichtlich verboten.

Heute hat er sich mit der Unterhaltungsbranche versöhnt, eben sein Doppelalbum «Heiniger Abend» herausgebracht. Gerne erinnert er sich an seine Anfänge: «Ich bin in einer Schreinerei aufgewachsen, habe Schreiner gelernt, dann das Lehrerseminar gemacht. Doch ich habe gespürt, dass Musik meine Leidenschaft ist». Mit 46 Jahren begann er, nur noch auf die Musik zu setzen, mit Erfolg.

Ein kritischer Blick auf das heutige Treiben

«Meine Mutter spielte Mundharmonika und hat gesungen, das hat mich beeinflusst.» Was er heute mache, sei geprägt von der Musik von damals. Wie der von Mani Matter (1936–1972). Beeinflusst hat ihn aber auch sein langjähriger Freund Stephan Eicher (62), «der zwei meiner schönsten Alben produziert hat», wie der Bruder von SRF-Legende Ueli Heiniger (78) schwärmt.

Tinu Heiniger wirft einen kritischen Blick auf das heutige Treiben: «Wir leben nicht in einer heilen Welt. Jeder versteckt sich hinter dem Handy, auch im Zug, wo es früher oft gute Gespräche gab. Auch Mütter schieben ihre Kinderwagen einhändig, damit sie chatten können.» Auch darüber gibt's einen Song. Er selber könne sich dieser Sucht gut entziehen. Seine Kraft, Ruhe und Inspiration hole er sich täglich mit langen Spaziergängen in der Natur mit seiner Liebsten Maja.

Die Verwirklichung seines Traumes

«Die Familie war und ist für mich das Wichtigste. Mein Sohn Michael hätte das Talent zum Musiker gehabt», so der Berner. «Er hat einen anderen Weg eingeschlagen. Ist Eventmanager, mein Coach und heute mein bester Freund. Er kennt meine Liedertexte auch aus früheren Jahren zum Teil besser als ich», sagt er lachend. Wichtig sind ihm auch die Enkel seiner Partnerin. «Ich liebe die Rolle des geduldigen Grossvaters.» Die Liebe war und bleibt in seinem Leben und in seinen Texten immer sehr wichtig.

«Ich konnte meine Träume verwirklichen, konnte mich dafür entscheiden, mich ganz der Musik, meiner Leidenschaft zu widmen, bis heute», sagt Heiniger dankbar. «In dieser Branche gibt es zum Glück kein gesetzliches Rentenalter, ich darf auf der Bühne stehen, solange ich möchte.»

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