Model Andrea Brotschi über ihre Anfänge
«Es kam vor, dass ich für eine Woche noch 20 Franken hatte»

Die Solothurnerin Andrea Brotschi ist eine von wenigen Schweizerinnen, die von der Arbeit als Model leben können, obwohl ihr zu Beginn viele vom Job abrieten.
Publiziert: 21.01.2019 um 22:23 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2019 um 11:45 Uhr
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Erst mit 26 fing Brotschi hauptberuflich an, als Model zu arbeiten.
Foto: Instagram
Remo Bernet

Während andere Models vergangene Woche über den Catwalk der Fashion Week in Berlin liefen, war die Solothurnerin Andrea Brotschi (31) an einem Influencer-Event in Zürich unterwegs. «Ich lief zwei Jahre an der Fashion Week Berlin», erzählt sie. Diesmal hätte sie aber andere Aufträge gehabt. «Die Fashion Week ist auch immer ein grosser Stress. Man läuft ja nicht einfach an den Shows, sondern muss vorher an die ganzen Castings.»

«Klar wäre ich sehr gerne an den grossen Fashion Week Shows gelaufen, aber dafür war ich zu alt, als ich in diesem Business startete», erklärt sie. Fakt ist: Mit ihren 31 Jahren gehört Brotschi längst nicht mehr zu den jungen Wilden in der Branche. Das hat seinen Grund. Erst mit 26 Jahren fing sie hauptberuflich mit dem Modeln an.

Den Grundstein für eine Karriere legte sie aber schon Jahre zuvor: 2008 wurde sie an der Miss-Solothurn-Wahl Dritte. «Heute würde ich da aber wohl nicht mehr mitmachen, da es einfach nicht mehr zeitgemäss ist, anhand des Äussern bei einer Wahl beurteilt zu werden.»

Traum verwirklicht

Angebote von Agenturen lehnte sie nach der Miss-Wahl ab. «Meine Eltern wollte nicht, dass ich als Model arbeite, solange ich noch in der Ausbildung bin und noch zu Hause wohne», sagt sie. «Damals fand ich das sehr schade, aber heute verstehe ich das gut. Ich finde es wichtig, eine abgeschlossene Ausbildung zu habe.» Erst nach ihrer KV-Ausbildung habe sie mit dem Modeln angefangen. «Alle sagten mir, ich sei schon zu alt. Ich dachte damals einfach: ‹Wenn ich es jetzt nicht versuche, meinen Traum zu verwirklichen, dann werde ich es irgendwann bereuen.›»

Darauf folgte für Brotschi eine harte Zeit. «Kunden muss man sich nach und nach aufbauen», meint sie. «Es kam zu Beginn vor, dass ich für eine Woche noch 20 Franken übrig hatte.» Heute kann sie von ihrem Job als Model leben. Der Verdienst sei sogar besser als während der Zeit bei der Versicherung. «Wenn man etwas wirklich von ganzem Herzen will, erreicht man es auch», betont sie.

Schweizer Markt ist familiärer

Internationale Aufträge vermisse sie nur wenig. «Klar, hätte ich nichts dagegen, aber für mich stimmt es so», erklärt die Solothurnerin. In der Schweiz laufe sie an kleineren Shows, mache Fotoshootings und spiele in Werbevideos, ab und zu hätte sie zudem Verpflichtungen im Ausland. Vor allem schätze sie hier den Umgang unter den Models. «Wenn hier eine andere den Job bekommt, freue ich mich für sie», erzählt Brotschi. «Als ich für ein paar Monate in Mailand war, war das anders. Da gönnte man sich nichts!»

Auch wenn BLICK das Model mit 31'000 Followern an einem Influencer-Event traf, würde sie sich nicht als Influencerin bezeichnen. «Das ist für mich ein Unwort. Ich inspiriere meine Community aber gerne und freue mich, wenn ich Tipps geben kann», sagt sie. Die Instagrammer würden ihrer Meinung nach leider oft damit in Verbindung gebracht werden, Werbung für alles zu machen, was Geld bringe. Sie würde das nicht so machen. «Durch unüberlegte Produktplatzierungen könnte ich gar Aufträge verlieren», so ihr Credo. Sie überlege sich genau, mit wem sie zusammenarbeite.

Trotzdem sei Instagram für sie ein wichtiger Teil des Jobs geworden. «Mittlerweile bekomme ich etwa drei Viertel der Jobs über diese Plattform», meint sie. Die Kunden schätzten es, abseits der bekannten Setcards eine persönliche Seite zu sehen. Diese möchte die Brotschi bald auch vor der Kamera zeigen. Ihr neuster Plan: Sie möchte auch als Moderatorin Fuss fassen.

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