In den Sex-Szenen Ihres neuen Kinofilms «Resturlaub» gehts ziemlich zur Sache. Sind Sie im Bett immer so rabiat?
Melanie Winiger: Ja, genau. Ich würge, beisse, schlage und stöhne so laut, wie ein Pferd wiehert. Nein, im Ernst: Es war mir extrem peinlich. Die Bettszenen sind ja völlig überzeichnet. Meine Filmfigur Luna repräsentiert so ziemlich alles, was ich normal nicht bin. Ich weiss nicht mehr, wie lange es gedauert hat, bis wir die Szenen endlich im Kasten hatten.
Weshalb mussten Sie sie so oft wiederholen?
Für meinen Filmpartner Maximilian Brückner und mich war es extrem schwierig, ernst zu bleiben und nicht die ganze Zeit loszulachen. Er schlug mir sogar vor, als Schweizerin solle ich doch mal versuchen zu stöhnen wie eine Kuh. Irgendwann schafften wir es dann zum Glück doch noch, uns zusammenzureissen. Und ich habe so laut gestöhnt, dass ich am Ende des Tages keine Stimme mehr hatte.
In einer anderen Einstellung haben Sie Oralsex mit Ihrem Filmpartner. War er bei der Szene am Fenster wirklich nackt?
Nein, alles Wesentliche wurde ihm mit Doppelkleber zurückgebunden. Und ich durfte dann am Schluss alles wegreissen (lacht). Nein, das habe ich natürlich nicht gemacht. Es gab keinen Kontakt.
Sie spielen die argentinische Sprachlehrerin Luna, die mit ihren Reizen den Hauptdarsteller Pitschi Greulich verführt, gespielt von «Tatort»-Kommissar Maximilian Brückner. Was war das Schwierigste an der Rolle?
Einfach nur schön zu sein, war eine grosse Herausforderung für mich. Man kann mich mögen oder nicht, aber ich bin nicht die, die es nur mit dem Aussehen macht. Dagegen wehre ich mich seit meinem Titel als Miss Schweiz vor 15 Jahren. Ich repräsentiere nie nur einfach meine Schönheit und denke, damit sei es gemacht. Wenn man so lange gegen etwas kämpft, wird es sehr schwierig, wenn der Regisseur plötzlich sagt: Jetzt sei einfach mal nur schön.
Hat Sie Ihre Filmfigur genervt?
Auf jeden Fall. Vor allem, als ich das Drehbuch las. Ich fand Luna tussig, eingebildet und arrogant. Ich musste richtig suchen, bis ich Berührungspunkte fand, die mir sympathisch waren. Denn wenn ich meine Rolle nicht auch liebe, kann ich es grad vergessen. Dann ist die Distanz zu gross. Doch am Ende hat es gut geklappt.
Ihr Sohn Noël ist mittlerweile neun Jahre alt. Darf er sich den Film ansehen?
Nein, dafür ist er zu jung. Sex-Szenen sind nichts für ihn. Er hat noch keinen Film von mir gesehen. Die waren nie für sein Alter geeignet. Aber er darf sich auch keine «Harry Potter»-Filme anschauen. Allgemein schaut er sehr wenig TV.
Weiss er denn überhaupt, was sein Mami macht?
Ich habe ihm schon vor einiger Zeit gesagt, dass es mein Job ist, auf Befehl zu weinen, zu lachen oder wütend zu sein. Jetzt nimmt er mir natürlich keine Emotion mehr ab (lacht). Mittlerweile kann er schon selbst auf Kommando ein Tränchen verdrücken. Noël wird mal ein Star und gewinnt einen Oscar!
Sind Sie eine strenge Mutter?
Ziemlich. Früher haben viele Bekannte gesagt: «Wow, du bist aber schon recht streng!», und haben das eher negativ gemeint. Doch mittlerweile bekomme ich Komplimente, wie gut erzogen er sei, wie sozial und humorvoll. Also war es vielleicht doch nicht so schlecht, dass ich ihn gelehrt habe, dass es auch ein Nein gibt.
Ihm Film schafft es der Hauptdarsteller – nach einem Seitensprung mit Ihnen –, von seiner alten Liebe zurückgenommen zu werden. Wie könnte man Ihr Herz zurückerobern?
Gar nicht, keine Chance. Schluss bedeutet für mich auch wirklich Schluss.
Waren Sie immer treu in Ihren Beziehungen?
Nein, und ich wurde auch schon betrogen. Einmal vom selben Freund sogar neunmal. Das war dann etwas zu viel des Guten. Da war ich extrem dumm und habe ihm immer wieder verziehen. Doch was macht man nicht alles, wenn man jung und dumm ist.
Wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken: Bereuen Sie etwas?
Es gibt Sachen, die ich nicht gut fand. Filme, die nicht so herausgekommen sind, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber ich bereue nichts. Wäre es damals nicht passiert, dann vielleicht heute. Negative Erfahrungen bringen dich manchmal weiter als positive.
Ist das Thema USA abgehakt?
Ja. Alle denken, ich sei in die USA gegangen, aber hätte es nicht geschafft. Die Sache ist: Ich habs gar nie probiert. Mein Ziel war es, dort die Schauspielschule zu absolvieren. Und das habe ich gemacht. Einfach nach Los Angeles zu gehen mit dem Gedanken: Ich werde jetzt entdeckt, ohne auch nur einen Agenten oder ein Visum zu haben, wäre reichlich naiv.
Dann bleiben Sie der Schweiz erhalten?
Ja, ich habe immer gesagt, wenn Noël in den Kindergarten kommt, gehe ich zurück in die Schweiz. Und so habe ich es auch gemacht. Und jetzt würde ich nicht mehr gehen, weil mein Sohn sein ganzes Umfeld hier hat. Er ist sehr gut in der Schule und fühlt sich extrem wohl hier. Ich würde niemals seine Realität zerstören, nur um meinem Traum nachzueifern. Dafür setzt man keine Kinder in die Welt.
Ist denn ein weiteres geplant?
Es muss nicht sein. Ich bin momentan sehr glücklich, so wie es ist.