Kurt Aeschbacher litt unter Schwulenhass
«Mein Geschäft wurde mit Fäkalien beschmiert»

Kurt Aeschbacher ist einer der beliebtesten SRF-Stars aller Zeiten. Doch nach seinem Coming-Out musste der Moderator auch gegen Diskriminierungen kämpfen.
Publiziert: 06.02.2020 um 16:36 Uhr
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Kurt Aeschbacher steht offen zu seiner Homosexualität.
Foto: Thomas Meier

Kurt Aeschbacher (71) kämpfte lange mit seiner Sexualität. Dies verrät er in einem neuen Interview mit der «Weltwoche». Als er in der vierten, fünften Klasse festgestellt habe, dass ihn Buben mehr als Mädchen interessiert haben, habe das den Moderator «extrem verunsichert»: «Tief drinnen war eine Angst. Die trieb mich aber auch an ein Doppelleben zu führen.»

Während er seine Sexualität mit Männern auslebte, sei er offiziell immer mit Frauen zusammen gewesen und mit diesen auch ins Bett gegangen: «Ich wollte herausfinden, ob es geht oder nicht. Was würde es in mir auslösen? Gleichzeitig war da die Befürchtung: Wenn es nicht geht, ist das der endgültige Beweis, dass ich anders bin.»

«Für meine Mutter ist eine Welt zusammengebrochen»

So habe er seine Homosexualität lange versteckt gehalten: «Sie war wie eine Blase, in die ich hineinging und aus der ich wieder ausstieg. Sie durfte nicht ein Teil des Alltags sein.» Als Aeschbacher seiner Mutter mit 19 schliesslich doch gesagt habe, dass er schwul ist, sei für sei «eine Welt zusammengebrochen»: «Es war ein dramatischer Tag mit vielen Tränen, auch bei mir.» Indem sie ihm später aber ein teures Hemd geschenkt habe, habe ihm seine Mutter gezeigt, dass sie ihn akzeptierte: «Sie wollte, konnte nicht mehr darüber diskutieren, und doch gab sie mir zu verstehen, dass es so, wie es war, in Ordnung sei.»

Mit seinem Vater hingegen habe Aeschbacher, der heute mit seinem Freund Leonardo in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, bis zu dessen Tod nie explizit über seine Sexualität gesprochen: «Es war ein Tabu. Trotzdem behandelte mein Vater auch Freunde von mir immer kollegial und freundschaftlich.»

Doch auch wenn seine Mutter ihn akzeptierte: Als Aeschbacher sich Ende der 90er-Jahre entschloss, seine Sexualität an einem Event öffentlich zu machen, habe sie die «totale Krise» bekommen: «Sie erzählte mir, dass sie nun von all ihren Freundinnen angesprochen werde. Sie habe Angst um mich. Ich würde doch nun benachteiligt im Leben.»

«Das hat mir echt Angst gemacht»

Und tatsächlich habe der Ex-SRF-Mann auf sein Coming-Out schockierende Reaktionen erhalten. «Da ich dem Fernsehen nie so recht traute, hatte ich ein zweites Standbein, ein Geschäft für Accessoires in Basel. Ab und zu wurden dort die Schaufenster mit Fäkalien beschmiert. Solche abseitige Geschichten haben mir damals echt Angst gemacht. Es gab auch beleidigende Briefe und Zusendungen mit widerlichem Inhalt.»

Trotzdem habe er die Schweiz als «äusserst tolerant» empfunden: «Ich hatte Angst vor Intoleranz, habe aber genau das Gegenteil erfahren. Das war bemerkenswert. Meine Karriere hatte nie einen Einbruch wegen der Sexualität.» (klm)

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