Kinderpsychologe über die Ahnungslosigkeit von Katharina Paholos (†52) Sohn
«Kann zu massivem Vertrauenseinbruch führen»

Am 20. April starb Katharina Paholo, die Schweizer Königin von Kamerun. Ihr elfjähriger Sohn Sky weiss noch nichts von dem Verlust. Sein Vater lasse ihn «im Unwissen», wie ein Familienfreund verriet. Laut dem Kinder- und Jugendpsychiater Christian Zürni könnte das problematisch sein.
Publiziert: 03.05.2017 um 22:42 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:10 Uhr
1/2
Der Sohn von Katharina Paholo weiss noch nichts von ihrem Tod.
Foto: Peter Gerber
Interview: Manuel Kellerhals

Katharina Paholo (†52) starb vor zwei Wochen. Ihr Sohn Sky (11) weiss davon aber noch nichts. Welche Folgen kann das für ein Kind haben?
Es kann sein, dass das Kind selbst in einer massiven psychischen Abwehr nichts erfahren und erst zu einem viel späteren Zeitpunkt darüber sprechen möchte. Falls eine Geheimhaltung trotz des Interesses eines Kindes stattfindet, wird das Kind in eine Verleugnung eingebunden. Dies kann zu einem späteren Zeitpunkt zu einem massiven Vertrauenseinbruch und destruktiven Gefühlen führen.

Wie klärt man ein Kind am besten über einen Todesfall auf?
Es sind viele Aspekte zu berücksichtigen: das Alter, die Entwicklungsreife, die Persönlichkeit des Kindes, sein Bindungsverhalten – sie bilden entscheidende Voraussetzungen dafür, wie eine Aufklärung über den Tod eines Elternteils stattfinden soll. Auch die Familienkultur, die Religion und das Todesverständnis der Familie spielen eine Rolle. Gerade bei multikulturellen Verhältnissen sind auch noch ethnische Aspekte wichtig. Man muss festhalten: Es gibt keine allgemeingültigen Rezepte für die Aufklärung beim elterlichen Todesfall. 

Wie gehen Kinder allgemein mit einer solchen Meldung um?
Kinder können auf einen Todesfall sehr unterschiedlich reagieren und in der Folgezeit individuelle psychische Reaktionen zeigen. Das kann von Trauer- und Hassgefühlen bis zum Nicht-wahrhaben-Wollen oder Idealisieren reichen.

Was bedeutet der Tod für ein Kind? Versteht es ihn überhaupt?
Dies ist sehr altersspezifisch, abhängig auch von existenziellen Umständen, und auch hier wieder sehr individuell. So wie eine Stunde im Leben für ein Krippenkind eine Ewigkeit, ein Tag im Leben für ein Kindergartenkind unfassbar lang ist, so ist auch die kindliche Todesvorstellung kaum fassbar. Je nach Alter und Betroffenheit kann ein Kind unterschiedlich damit umgehen – teils mit viel Fantasie, teils mit erstaunlich natürlichen Einstellungen zum Tod.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden