«In meinem Alter geniesse ich jedes Jahr»
Beni Thurnheer schwärmt vom Rentnerleben

Kreditkartenabrechnungen haben den legendären Sportmoderator zu unterhaltsamen Worten inspiriert. In seinem neuen Buch rechnet der 76-Jährige mit seinen Reisen, technischen Herausforderungen und indirekt auch mit dem Alterungsprozess ab.
Publiziert: 09:43 Uhr
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Aktualisiert: 12:00 Uhr
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Vom Kanton Zürich in die Welt hinaus: Beni Thurnheer ist oft unterwegs, lebt aber seit langem in Seuzach bei Winterthur. Wer dort auf der Gemeinde anruft, hört seine Stimme.
Foto: Thomas Meier

Darum gehts

  • Beni Thurnheer veröffentlicht Buch über Reisen basierend auf Kreditkartenabrechnungen
  • Thurnheer sammelt unnützes Wissen und hat sich auf 1000 Bücher beschränkt
  • Er war in 99 Ländern und plant, bald sein 100. Land zu besuchen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Aurelia Robles (Text) und Thomas Meier (Fotos), GlücksPost
Glückspost

Die meisten befällt ein enges Gefühl im Brustkorb, wenn sie Kreditkartenabrechnungen in den Händen halten. Bei TV-Legende Beni Thurnheer (76) kamen beim Anblick alter Ausdrucke jedoch schöne Erinnerungen hoch. Also begann er, diese für sich niederzuschreiben. «Als Pensionär hat man ja Zeit», erklärt er lachend. Nun ist daraus das Buch «Beni Thurnheer reist um die Welt (siehe Kreditkarte)» entstanden. Geplant war das nicht: «Denn ich bin Fatalist und nicht sonderlich ehrgeizig.»

Glückspost: Beni Thurnheer, wann zücken Sie Ihre Kreditkarte?
Beni Thurnheer: Immer, wenn es über 100 Franken kostet. Für alles andere benutze ich Bargeld.

Wie lange haben Sie schon eine Kreditkarte?
Erst seit 15 Jahren und eigentlich nur zum Reisen, damit ich vor Ort Pfund oder Dänische Kronen abheben kann.

Sind Reisen das Teuerste, wofür Sie Geld ausgeben?
Ja, neben Steuern und Krankenkasse. Kürzlich habe ich mein Budget gemacht und gemerkt, dass ich mit Pensionskasse und AHV durchkommen würde, wenn es keine Steuern, Krankenkasse und Reisen gäbe. Für diese drei Dinge muss ich sozusagen mein Kapital, das aus meinem Haus und dem Ersparten besteht, anbrauchen.

Beni national

Am 11. Juli 1949 in Winterthur ZH geboren, ist Bernard Thurnheer der Region bis heute treu. 1975 trat er erstmals im TV auf – der Beginn einer beispiellosen TV-Karriere. Ob Sportmoderator, Fussballkommentator, Quiz- oder Showmaster («Benissimo», «Tell Star»): «Beni national» prägte das Schweizer Fernsehen 43 Jahre lang bis 2018. Thurnheer ist Vater von zwei Söhnen und seit 2018 mit Kathrin Hildebrand (68) verheiratet. Beni Thurnheer und Kathrin Hildebrand leben, aber wohnen nicht zusammen.

Am 11. Juli 1949 in Winterthur ZH geboren, ist Bernard Thurnheer der Region bis heute treu. 1975 trat er erstmals im TV auf – der Beginn einer beispiellosen TV-Karriere. Ob Sportmoderator, Fussballkommentator, Quiz- oder Showmaster («Benissimo», «Tell Star»): «Beni national» prägte das Schweizer Fernsehen 43 Jahre lang bis 2018. Thurnheer ist Vater von zwei Söhnen und seit 2018 mit Kathrin Hildebrand (68) verheiratet. Beni Thurnheer und Kathrin Hildebrand leben, aber wohnen nicht zusammen.

Sie waren schon in 99 Ländern. Wann folgt das hundertste?
Im November gehe ich mit meiner Frau auf Mittelmeerkreuzfahrt, und die drittletzte Station ist Tunis. In Tunesien war ich noch nie. Es ist aber noch möglich, dass Basel im Europacup gegen eine Mannschaft aus Kasachstan spielt und ich dann dorthin reise. Ich überlasse das hundertste Land dem Zufall und weigere mich, ein möglichst cooles Land zu bestimmen. Aber es ist wohl noch dieses Jahr fällig.

Reisen Sie stets zu zweit?
Nein, ganz verschieden. Meine Frau geht normalerweise gerne an die Kälte, mich zieht es an die Wärme. Aber zu zweit ist natürlich besser. Alleine bin ich mehr auf Fotosafari. Bei der Kreuzfahrt passt es nun für beide, aber es ist ihr letztes Mal, der Umwelt zuliebe.

Wird das Reisen mit dem Alter anstrengender?
Als Kind dachte ich, dass ein 80-Jähriger ein Tattergreis am Rollator ist. Das ist heute anders. Pepe Lienhard, Hausi Leutenegger und ich mit meinen 76 – wir sehen doch alle noch super aus! (Lacht.)

Mehr in der «GlücksPost»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!

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Reisen Sie noch gleich wie früher?
Es ist schon so, dass ich bis 75 noch um die Welt gereist bin. Jetzt ist der Aktionsradius auf Europa beschränkt, man überlegt sich, ob im Notfall ein Spital und gute Ärzte vorhanden sind. Im Alter muss man auch die eine oder andere Pille mitnehmen, Medikamente sollten vor Ort erhältlich sein.

Welche Pillen brauchen Sie?
Ich nehme jeden Tag zwei, eine ist, um den Blutdruck zu senken. Von Gesprächen weiss ich aber, dass die meisten mehr nehmen müssen und gar Erinnerungen im Handy haben. So weit bin ich noch nicht. (Klopft auf Holz.)

Im Buch haben Sie ein Kapitel zur Krankenkasse.
Ja, zu Beginn schreibe ich über die Reisen, doch mit der Zeit wird auf den Kreditkartenabrechnungen auch das Alter ersichtlich. Viele fluchen über die Prämien, ich empfinde sie jedoch als ein Glück, wenn ich sehe, wie teuer ein MRI ist oder nur schon gewöhnliche Check-ups.

Gehen Sie zur Vorsorge?
Darin bin ich schlecht. Aber ich habe dem Druck der anderen nachgegeben und meine Prostata untersuchen lassen. Es ist zum Glück immer noch alles gut. Es gibt so viele Dinge, die man abklären könnte. Ich las einst das Zitat: «Die Medizin hat so viele Fortschritte gemacht, dass es fast keine gesunden Menschen mehr gibt.»

Wie empfinden Sie das Alter?
Das Mühsamste am Alter ist, dass dein Hausarzt auch pensioniert wird, dein Banker, dein Reiseveranstalter, dein Versicherungsberater – alles Leute deines Vertrauens. Immerhin bin ich wieder jünger als die US-Präsidenten.

Finden Sie das gut?
Nein. Es ist Tatsache, dass die Leistungsfähigkeit im Alter abnimmt. Ich brauche mehr Ruhepausen, muss länger überlegen und fahre jetzt E-Bike. Mit 50 konnte ich die Leistung noch mit der Routine ausgleichen, ab 65 hört auch das auf. Deshalb finde ich, dass man spätestens mit 70 mit verantwortungsvollen Positionen aufhören muss, alles andere ist unverantwortlich. Wer mehr als fünf Pillen braucht, sollte abtreten. Denn man muss geistig und körperlich fit und zwäg sein.

Sie haben auch bis 70 gearbeitet.
Ja, ich hatte noch mein «Goodie», war aber nicht mehr Vollzeit im Einsatz. Ich wusste schon früh, dass die Pensionierung ein Problem werden wird. Deshalb tastete ich mich früh daran heran. Mit 60 reduzierte ich um 10 Prozent, mit 65 war ich auf 50 Prozent. So kam ich langsam runter und konnte das Leben mit allem anderen füllen und aufbauen. Es war wie eine sanfte Landung mit dem Gleitschirm und nicht wie ein Bungee-Jump mit 65.

Wie wichtig war, dass Sie in dieser Phase eine neue Liebe gefunden haben?
Das ist natürlich auch wichtig. Damals ging das Alleinsein für mich zwar noch gut, aber die Vorstellung, allein alt zu werden, gefällt mir nicht. Ich habe ein Mitteilungsbedürfnis und brauche jemanden, der mir zuhört und mir auch zeigt, wo ich falsch liege. Darin ist meine Frau natürlich gut, auch weil sie mit Medien gar nichts am Hut hat.

Gemeinsam haben Sie sechs Enkelkinder.
Genau, fünf Buben, ein Mädchen – und einer von ihnen trägt meine Gene.

Und welche?
Also Aaron redet schon ziemlich viel, auch wenn er erst drei Jahre alt ist (lacht). Er ist jetzt in einem Alter, in dem ich mit Kindern etwas anfangen kann. Und alle Grosskinder tschutten gerne. Einmal habe ich schon exklusiv für meine Enkel ihr Spiel kommentiert. Da meinten sie, ich solle wieder zurück an den Bildschirm.

Fehlt Ihnen diese Zeit?
Nein, aber ich interessiere mich noch für Fussball und das Fernsehen. Ich schaue viel Sport, aber auch Quizshows, bei denen ich mitrate. Dort gibt es viel absurdes Wissen, das ich dann sammeln kann. Ich bin ein richtiger Sammler von Wörtern.

Haben Sie ein Beispiel?
Ich sammle Zitate und unnützes Wissen wie, dass Kolumbus blond war oder dass auf dem Mond zwei Golfbälle liegen. Solche Fakten tippe ich in meinen Computer, weil ich sie weitererzählen und nicht vergessen will, und vielleicht passt mal etwas bei einem Buch. Man muss ein Hirn haben wie ein Brockenhaus, in dem man viele Dinge ablegt, bei denen man gar nicht weiss, wofür. Doch eines Tages kann man plötzlich etwas davon gebrauchen. In den Sinn kommt einem nur, was schon im Kopf vorhanden ist.

Wie halten Sie sich sonst fit?
Mit E-Bike bei Schönwetter. Und ich lese sehr viel, habe mich nun aber auf 1000 Bücher beschränkt. Wenn ich 20 neue Bücher gelesen habe, werfe ich 20 alte weg. So bleibe ich immer bei 1000, und das Niveau verbessert sich (lacht). Ich höre auch viel Musik und habe mir wieder einen Walkman gekauft.

Singen Sie mit?
Bei gewissen Hits muss man mitsingen: «Oh, mamma mia, mamma mia, mamma mia, let me go» (Ausschnitt von «Bohemian Rapsody» von Queen – Red.).

Was tut Ihrer Seele sonst gut?
Die Sonne. Im Alter bin ich wetterabhängiger geworden. Wenn es wüescht ist, ist auch meine Stimmung wüescht, wenn es schön ist, geht es mir einfach gut. Wenn es drei Wochen neblig ist, denke ich an Altersdepression. Ich habe wohl mit dem Alter leicht hypochondrische Züge bekommen. Deshalb lautet meine Regel: Wenn es in drei Wochen nicht vorbei ist, gehe ich zum Arzt. Aber ich habe schon das Gefühl, dass ich noch einen rauslassen sollte!

Wie meinen Sie das?
Ich hätte Lust, nochmals auf Weltreise zu gehen. Aber das wird schwierig, denn alleine gehe ich nicht so lange weg.

Wenn Sie auf Ihr Leben zurückblicken: Was würden Sie anders machen?
Ich würde wohl snowboarden und surfen. Das sind zwei Sportarten, von denen ich weiss, dass sie cool wären. Und ein bisschen weniger Angst vor der Höhe und weniger Schwindel wäre auch noch gut.

Wären Sie gerne abenteuerlustiger?
Eigentlich nicht. Ich bin ja Sternzeichen Krebs. Zwar glaube ich nicht daran, aber tatsächlich bin ich ein häuslicher Mensch, der gerne weiss, wo er am Abend übernachtet. Ich habe noch nie gezeltet und gebe lieber viel Geld für ein Hotelzimmer aus.

Wo werden Sie im hohen Alter leben?
Wie viele Leute möchte ich natürlich möglichst lange zu Hause wohnen. Aber ich sehe schon ein kleines Problem. Ich wohne schön, brauche aber 15 Minuten bis zum ÖV und zum Einkauf. Seit ich 75 bin, brauche ich ein jährliches Attest zum Autofahren. Und ohne Führerschein wäre ich am Anschlag. In zehn Jahren wird dies vermutlich so sein.

Sie und Ihre Frau wohnen getrennt. Wäre dann Zusammenziehen ein Thema?
Vielleicht könnte ich irgendwann zu ihr ziehen oder sie zu mir. Tatsache ist, dass ich in meinem Alter jedes Jahr geniesse. Früher lebte ich beinahe krankhaft in der Zukunft – in zwei Wochen bin ich an diesem Match, nächstes Jahr sind die Olympischen Spiele. Heute bin ich ganz zufrieden, stehe morgens auf, sehe schönes Wetter – super!

Sind Sie altersmilde geworden?
Ja, ich lasse eigentlich jede Meinung gelten, merke, dass die Jungen anders denken, und will selber nicht auf jung machen. Tatsächlich bin ich ein bisschen überfordert mit dem ganzen Computerzeugs. Die FC-Winterthur-Saisonkarte kann ich mittlerweile nur noch online mit Kreditkarte bezahlen.

Wer hilft Ihnen bei technischen Problemen?
Meine Kinder. Drei, vier Geschichten im Buch gehen genau darum, dass ich manchmal mit der Benützung technischer Sachen überfordert bin, zum Beispiel beim Ticketautomaten. Gerade heute musste ich für den Parkplatz in Seuzach wieder eine App herunterladen. Oder für mein E-Auto brauche ich eine Strom-App, dafür wiederum die Kreditkarte, die ich noch irgendwie verifizieren muss. Das alles liegt mir überhaupt nicht. Ich bin ein altmodischer Typ.

Persönlich

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