Diese Rentnerin ist noch voll im Saft: Mit 94 Jahren will Inge Ginsberg die grosse Bühne erobern. Die Buchautorin («Die Partisanenvilla») bewirbt sich für «Die grössten Schweizer Talente» (ab 20. Februar, SRF 1).
Bei der Castingshow geht sie mit einem selbst komponierten Heavy-Metal-Song ins Rennen. «Da ich falsch singe, rappe ich zur Musik – das passt super zu meinen Texten.» Auch privat bevorzugt die Zürcherin brachialen Sound. «Ich mag einfach gerne, was die Jungen heute singen und hören!»
Ginsberg zählt sich selber noch lange nicht zum alten Eisen: «Ich habe viel Energie in mir», sagt sie. «Ich will mindestens 120 Jahre alt werden. Mit der richtigen Lebensweise und Einstellung ist das möglich.» Das Wichtigste sei, seine Arbeit nie aufzugeben.
Dass sie nie aufgegeben hat, zeigt Ginsbergs turbulentes Leben. Sie ist als jüdisches Kind in Wien aufgewachsen. Im Zweiten Weltkrieg floh ihre Familie vor den Nazis in die Schweiz. Danach zog es sie nach Hollywood. Ginsberg kam mit einflussreichen Musikproduzenten in Kontakt, schrieb Lieder für Dean Martin († 78) und Doris Day (91). Daneben arbeitete sie als Journalistin, Autorin und Vermögensverwalterin.
Das Schreiben ist bis heute ihre grosse Leidenschaft: «Ich schreibe zurzeit in Israel an meinen drei Krimis.» Auch ein Buch (Titel: «100 Überlebensweisheiten») ist in Arbeit.
Doch nicht nur die Kopfarbeit hält die Rentnerin fit: «Dreimal pro Woche turne ich, zweimal spiele ich Bridge.» Zudem geht sie über Mittag oft an den Strand von Tel Aviv. «Und ich esse ganz viel Hummus!»
Nur etwas fehlt Ginsberg in ihrem Leben: ein liebevoller Partner. Zwei Ehen wurden geschieden, der dritte Ehemann ist gestorben. Und gerade wieder wurde ihr Herz gebrochen. Ginsberg: «Gott Amor ist boshaft, er freut sich, wenn du weinst.»
Doch anstatt zu weinen, mache sie es wie der deutsche Dichter Heinrich Heine, der schrieb: «Aus meinen grossen Schmerzen mach’ ich die kleinen Lieder.»