Heute Sonntag ist es genau ein Jahr her, seit die grosse Nella Martinetti (†65) ihrem heimtückischen Bauchspeicheldrüsenkrebs erlag. Doch ihre Schwester Betty (72) wird den Friedhof von Brissago TI, wo Nellas Urne liegt, trotzdem nicht besuchen. «Nie mehr setze ich einen Fuss auf ihr Grab», betont sie.
Sie wolle die Ruhe ihrer Schwester nicht stören, aber gleichzeitig auch sich selbst schützen. Denn Betty Martinetti ist noch immer zutiefst verletzt. «Ich habe mit Nella zwar meinen Frieden geschlossen. Aber wo Frieden ist, da war einmal auch Krieg», erklärt sie. «Die Wunden unserer Streite schmerzen mich bis heute jeden Tag.»
Die Fehde mit ihrer Schwester lässt Betty nicht los. Zwölf Jahre vor Nellas Tod am 29. Juli 2011 brachen die beiden miteinander für ewig.
«Sie verstiess mich für immer»
«Ich sagte ihr damals, wie lächerlich sie sich in der Öffentlichkeit mache», erinnert sich Betty. «Ich habe mich einmal gegen sie aufgelehnt. Da verstiess sie mich für immer.»
Betty kann der sieben Jahre jüngeren Nella auch zum Todestag nicht verzeihen. «Zeit meines Lebens musste ich untendurch, musste mich immer Nellas Wünschen anpassen.» Nachdenklich fügt Betty an: «Ich war das schwarze Schaf der Familie, das Aschenputtel.
Nella hingegen war der Star.» Schlimm sei auch gewesen, dass Nella sie wegen ihrer frühen Schwangerschaft gedemütigt habe. «Nella interessierte sich immer nur für ihre Karriere», so Betty. «Ich war ihr egal.»
Nella wollte Betty selbst im Spital nicht sehen
Selbst am Spitalbett konnten die Schwestern keinen Frieden schliessen. Nella lehnte Krankenbesuche von Betty schlichtweg ab. «Sie wollte mich nicht sehen», sagt die ältere Martinetti.
An Nellas Beerdigung in Brissago nahm Betty dann aber doch teil. «Ich habe versucht, meine Wut abzustreifen.»
Gelungen ist es ihr zumindest ein bisschen. Ein Zeichen dafür ist die Blume, die Betty Martinetti am heutigen Sonntag auf das Urnengrab der berühmten Schwester legen lässt.
«Mit dieser Blume will ich ihr mitteilen, dass ich mich nach Vergebung sehne», sagt Betty mit trauriger Stimme. «Denn ich spüre ja selbst, wie mich der Groll auffrisst.»