Hausbesuch bei Star-Designerin Christa de Carouge
«Schwarz ist das Licht!»

Die Grande Dame der Schweizer Mode hat sich entschieden, kürzer zu treten und nach 25 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen.
Publiziert: 15.12.2013 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:21 Uhr
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Fühlt sich in ihren dunklen vier Wänden wohl: Christa de Carouge.
Foto: Philippe Rossier
Von Cinzia Venafro

Sie ist die exzentrischste Modedesignerin der Schweiz: Seit 25 Jahren entwirft Christa de Carouge (77) in ihrem Atelier in Zürich Mode für Stars wie Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek (82), wurde mit ihren schwarzen Gewändern und der markanten Brille längst zu einem lebenden Kunstwerk. Doch jetzt hat die Grande Dame der Mode entschieden, kürzerzutreten: «Ich muss einen Schlussstrich ziehen», sagt sie zu BLICK. «Ich akzeptiere im Gegensatz zu vielen meiner Generation mein Alter. Mein Körper sagt mir jeden Tag, dass ich 77 Jahre alt bin.»

Vor allem eine kürzlich überstandene schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung habe sie zu dem Schritt bewogen. «Ich habe einfach keine Kraft mehr, jeden Tag ins Atelier zu gehen. Deshalb entwerfe ich ab nächstem Jahr nur noch Einzelstücke – zu Hause.»

Künftig wird die gebürtige Baslerin mehr Zeit in ihrer 150-Quadratmeter-Wohnung unweit des Ateliers verbringen, in die sie vor drei Jahren eingezogen ist. Kurz davor starb ihr geliebter Lebens­partner André († 56) an Krebs. Und diesen Sommer hat die Designerin auch ihre Mutter Claire († 103) verloren.

Dass in ihrer Wohnung fast alle Wände, Möbel, Kunst­objekte und auch das Geschirr schwarz seien, habe aber nichts mit Trauer zu tun, betont die Modeschöpferin. «Schwarz ist so viel mehr, als die meisten Menschen darin sehen», sagt sie. «Schwarz ist das Licht! Schwarz ist die Freude. In dieser Farbe sehe ich Landschaften und Strukturen wie nirgendwo anders. Und ich bin ein sehr lebensbejahender Mensch.» Sie empfinde ihre vier Wände überhaupt nicht als bedrückend, fügt de Carouge an. «In diesen Räumen konnte ich meine Visionen umsetzen lassen. Ich fühle mich wohl darin.»

Am liebsten zeichnet, schreibt und kocht die alleinstehende Künstlerin in ihrem Zuhause oder hört Musik. «Meistens meditative Musik, Jazz und Klassik», sagt sie. «So kann ich wunderbar entspannen.» Dazwischen buhlt immer wieder ihr Hund um Aufmerksamkeit: der pechschwarze Cockerspaniel Sushi (7). Nur ihr grösster Traum habe für einmal nichts mit ihrer Lebensfarbe zu tun, sagt Christa de Carouge und lächelt sanft. «Ich würde so gerne einmal ­einen Eisbären streicheln. Ich hoffe sehr, dass sich dieser Wunsch ­eines Tages noch erfüllt.»

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