1/12

Alles ist abgedeckt: Die Clown-Künstlerin in ihrem Daheim.

Foto: Remy Steinegger

Von Silvia Tschui (Text), Remy Steinegger (Fotos)

Ihr Haus in Arzo TI ist eine riesige Baustelle. Rund eine halbe Million Franken kostet der Umbau. «Ich bin die Asylantin im Dorf», sagt Gardi Hutter (60). Die legendäre Schweizer Clown-Komödiantin muss zurzeit bei ihren Nachbarn essen und schlafen. «Bei mir hat es ins Dach geregnet und die Sekretärin wollte ich auch endlich ausquartieren. Ausserdem wollte ich eine Küche rund ums Feuer», erklärt Hutter. Tatsächlich steht in der Mitte ihrer Stube eine riesige Feuerstelle. Leider heizt momentan niemand ein, wenn sie von ihren Auftritten mit dem neuen Stück «Die Schneiderin» nach Hause kommt.

Hutter ist Single. «Es ist voll unfair: Männliche Künstler um die 60 haben leichten Zugang zu jungen, schönen Frauen», sagt sie. «Weibliche Künstler um die 60 hingegen haben irrsinnig viel Zeit, um Bücher zu lesen.» Allein zu sein, sei aber nicht weiter schlimm, betont sie. Ihr Rezept gegen die Leere nach den Auftritten seien die Kinder gewesen. «So sehr die kleinen Egozentriker nerven können, so schön ist es auch, sich um sie zu kümmern. Man hat keine Zeit, in der Misere zu wühlen.»

Jetzt wo Tochter Neda (23) und Sohn Juri (27) erwachsen sind, will Gardi Hutter ihr Haus für anderes einrichten: «Oben kommen zwei Ferienwohnungen, unten gibt es ein WC neben dem Proberaum.» Dort wolle sie künftig auch Kurse geben. Loslassen von der Clownfigur «Gardi Hutter» kann die Künstlerin auch nach vielen Jahrzehnten nicht, obwohl sie finanziell eigentlich ausgesorgt habe. «Die Zeiten als ich mit meinem damaligen Mann im Wohnwagen in Mailand wohnte und auf der Strasse für den Znacht spielte, sind zum Glück längst vorbei», so Hutter. Auch wenn sie derzeit wieder mal kein richtiges Dach über dem Kopf hat.