Fritz Züger
«Hier bin ich Rolf am nächsten»

Für Fritz Züger ist die Jagd eine Leidenschaft. Zum Beginn der Saison ist es Zeit für den bekanntesten Skitrainer der Schweiz über den Verlust seines Bruders zu sprechen.
Publiziert: 04.09.2012 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:45 Uhr
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Fritz Züger mit seiner Mutter am Grab seines Bruders Rolf hoch oben auf der Bündner Hinteralp.
Foto: Foto: Arno Balzarini, Jakob Menolfi
Von André Häfliger

Seit Montag sind die Bündner Jäger auf der Pirsch. Hochjagd! Für einen der bekanntesten Skitrainer der Schweiz ist das Leidenschaft – und traurige Erinnerung: für Fritz Züger (57), Nachwuchstrainer im Leistungs­zentrum Ost von Swiss-Ski in Davos GR. Seit Generationen gehen die Zügers zur Jagd – eine Familientradition. Und ausgerechnet da schlägt das Schicksal zu: Am 3.September 2007 verliert der Trainer seinen Bruder Rolf (†43) auf der Bündner Hochjagd.

Traurig sitzt Fritz Züger fünf Jahre nach dem tragischen Unfall neben dem Grab seines Bruders. Mutter Katharina (84) und Hund Aron (7) begleiten ihn. «Hierher kehre ich immer wieder zurück», sagt Fritz Züger. Mit leiser Stimme fügt er an: «Hier bin ich Rolf am nächsten.» Eine grosse, rote Kerze brennt in der schwarzen Laterne beim Grab auf der Hinteralp, knapp 1800 Meter über Meer. Hoch oben am Kunkelspass im Jagdgebiet von Tamins GR. Etwas weiter weg vom Grab steht ein Holzkreuz. Im nahen Wettertöbeli prangt ein zweites Kreuz aus Metall. An der steilen, senkrecht ins Tal fallenden Felswand.

«Über diese Wand ist mein Bruder beim Bergen eines erlegten Hirsches hinuntergestürzt», erinnert sich Fritz Züger. «Mein anderer Bruder Herbert und ich waren dabei. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen», sagt Züger. Er sei so geschockt gewesen, dass er zuerst gedacht habe, Rolf habe wohl nur einen Beinbruch erlitten. «Doch er war auf der Stelle tot», sagt Züger, den Tränen nahe. «Noch heute sind wir alle unendlich traurig, dass er nicht mehr da ist. Richtig darüber hinwegkommen werden wir wohl nie.»

Mit der Jagd weiterzumachen fiel ihm und seinem Bruder Herbert (52) lange Zeit schwer. Doch: «Aufzuhören mit dieser Familientradition wäre nie und nimmer im Sinne unseres geliebten Bruders gewesen.» Sie sei sogar noch bedeutsamer geworden. Züger: «Die Jagd ist für unsere Familie und für viele seiner Freunde ein Gedenk­ritual. Wir werden Rolf niemals vergessen.»

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