Auf einen Blick
- Roland Trettl verkuppelt Singles in «First Dates»
- Er legt Wert auf respektvollen Umgang und heimisches Umfeld
- Vox-Quotenhit knackte erstmals die Millionengrenze
- Sendung hilft ihm, toleranter und sensibler zu sein
- Rechnung teilen ist für Trettl ein absolutes No-Go
Seit sechs Jahren verkuppelt der Südtiroler Spitzenkoch Roland Trettl (53) Singles in seiner TV-Show «First Dates – ein Tisch für zwei». Fünfmal pro Woche wird in der heimischen Stube mitgefiebert, ob es einen perfekten Match gibt oder nicht. Dieses Jahr knackte der Vox-Quotenhit erstmals die Millionengrenze an Zuschauenden.
Was ist sein Erfolgsrezept? «Wir stellen niemanden bloss. Bei uns steht der respektvolle Umgang an erster Stelle. Und wir schaffen unseren Gästen, ich nenne sie bewusst nicht Kandidaten, ein Umfeld, das sie wie zu Hause fühlen lässt», sagt er beim Treffen mit Blick im Zürcher Sihlcity, wo er am Samstag für die Einkaufenden einen Randen-Knödel mit schottischem Käse aus Österreich servierte. «Ich liebe die Schweiz. Meine Freunde, die ich hier habe, und die zurückhaltende Art der Menschen.»
Ein Anker im täglichen Chaos
Für Trettl trägt auch die Sendezeit um 18 Uhr massgeblich zum Erfolg bei. «Wenn die Leute von der Arbeit kommen, wollen sie abschalten. Wir bieten ihnen ein TV-Format, das sie weder in ihren Gefühlen verletzt noch überfordert. Für viele sind wir ein Anker im täglichen Chaos.»
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Hinter dem Herd des improvisierten Restaurants in einer Lagerhalle in Köln steht der Sternekoch nicht selbst. «Doch ich probiere alles und serviert wird nur, was ich auch selbst essen würde. Besteck und Gläser sind auch Hochglanz poliert. Mir ist Präzision bei jedem Handgriff sehr wichtig.»
Seine Sendung sei nicht nur eine Chance, die grosse Liebe zu finden, sie habe auch ihm persönlich geholfen. «Der Kontakt mit den verschiedensten Menschen, zwischen achtzehn und neunzig, hat mich extrem tolerant gemacht. Heute kann ich jede Meinung, die so gar nicht mit meiner übereinstimmt, einfach stehenlassen», sagt er und ergänzt: «Ohne das Format wäre ich vielleicht jetzt ein Muffel.»
Festgestellte Hochsensibilität
So wirkt er nicht, im Gegenteil. Das habe auch mit seiner in den letzten Jahren erlangten Erkenntnis zu tun, dass er hochsensibel ist. Das wusste er lange nicht, helfe ihm aber nun im Umgang mit anderen. «Ich verspüre Energien und erkenne schnell, dass ich mich in einem Raum mit vielen Menschen unwohl fühle, weil ich zu viele Energien aufsauge.» Ein Freund habe ihn darauf aufmerksam gemacht. «Daraufhin habe ich viel Literatur gelesen und bei jedem Satz gedacht, sie schreiben über mich.»
Er lasse auch regelmässig nach den Kuppel-Aufzeichnungen den Raum ausräuchern. «Es kommt nicht von ungefähr, dass sich unsere Gäste nie über Politik oder Krieg unterhalten, sondern nur über sich», ist er sich sicher.
Was auch zu «First Dates» gehört, ist am Schluss das Bezahlen der Rechnung. Nicht selten wird vorgeschlagen, sie zu teilen. Für Kochbuchautor Roland Trettl ein absolutes No-Go. «Ich würde nie eine Frau die Rechnung bezahlen lassen. Wenn dies ein Mann vorschlägt oder annimmt, ist er in meinen Augen geizig. Für mich hat Grosszügigkeit einen hohen Stellenwert. Was das Denken anbelangt, aber auch, wenn es ums Bezahlen geht.»
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