Darum gehts
- Schweizer Auswanderer schliessen Imbissstand an der Nordseeküste nach finanziellen Schwierigkeiten
- Tourismus-Rückgang und gesundheitliche Probleme führten zur Aufgabe des Geschäfts
- Umsatzrückgang von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
2019 taten Sascha (57) und Brigitte Kunz (47) den Schritt, den nicht viele wagen: auswandern. Weg aus dem Baselbiet, hin an die Nordseeküste. In Dorum-Neufeld beim Kutterhafen eröffneten die TV-Auswanderer («Auf und davon» – Staffel 11) einen Imbissstand, verkauften Currywurst, Pommes und Fischbrötchen. Doch nun ist Schluss: Auch den mobilen Foodtruck muss Kunz Ende September aufgeben.
«Wir haben den Imbiss 2019 übernommen und die ersten Jahre liefen sehr gut», sagt Kunz im Gespräch mit Blick. «Dann kam Corona, das hat uns einen Knicks gegeben. Aber da waren wir nicht die einzigen.» Später sei es vor allem der Tourismus gewesen, der stark nachgelassen habe. «Ab 2023 ging es zurück, 2024 noch mehr. Das schlechte Wetter hat uns Gäste gekostet, und die Nordseeküste hatte allgemein viel weniger Touristen.»
40 Prozent weniger Umsatz
Dazu kamen gesundheitliche Probleme. Kunz musste sich einer Knieoperation unterziehen. «Die Arthrose war ein Grund, warum wir uns verkleinert haben», sagt er. 2024 gab die Familie den festen Standplatz ab und setzte fortan auf einen mobilen Wagen. Doch auch diese Lösung erwies sich als Sackgasse. «Mit dem Imbiss machten wir fast 40 Prozent weniger Umsatz als 2023. Das sind Welten. Man müsste über 200 Euro am Tag machen – und das schaffen wir einfach nicht mehr.»
Die Bilanz ist ernüchternd. «Es wurde schlussendlich zu einer Nullrechnung», sagt Kunz. «Und das macht keinen Sinn mehr.» Am 26. September wird er den Wagen schliessen und damit den täglichen Betrieb am Hafen endgültig aufgeben. «Wir haben ganz klar zu wenig Gäste. Die Leute haben einfach kein Geld mehr für Currywurst oder Bratwurst.»
Als Catering-Unternehmen lebt «Küsten-Imbiss» weiter
Ganz aufgeben will Sascha Kunz den «Küsten-Imbiss» aber nicht. Künftig wird er den kleinen Anhänger als Cateringbetrieb für Geburtstagsfeste, Firmenanlässe oder Polterabende noch punktuell einsetzen. Parallel dazu wagt er den Schritt zurück in ein Angestelltenverhältnis: «Ab 1. Oktober trete ich eine Festanstellung in der Gastronomie an», sagt Kunz. «Das ist sicherer, was Lohn und Einnahmen betrifft. Und ich freue mich sehr auf geregelte Arbeitszeiten.»
Eine Rückkehr in die Schweiz ist für die Familie Kunz trotz geplatztem Traum kein Thema. «Wir fühlen uns hier an der Nordseeküste sehr wohl», erklärt der 55-Jährige. «Meine Frau arbeitet seit zwei Jahren im Spital, die Kinder sind in der Ausbildung.»
Ganz klar: Das Ende vom eigenen Imbiss-Traum bedeutet für Sascha Kunz neben der Enttäuschung auch Erleichterung. «Finanziell war es in den letzten beiden Jahren ein wahnsinniger Stress – es war ein Kampf ums Überleben», erklärt Kunz abschliessend. «Als Angestellter freue ich mich jetzt dafür umso mehr wieder auf freie Sonntage und vielleicht sogar mal wieder endlich Ferien», sagt er und lacht.