Ganz langsam nur, mit kleinen Schritten. «Aber Hauptsache, ich komme voran», sagt sie. Die Noch-Ehefrau von Beat Breu (55) steht auf einer Wiese im Toggenburg und atmet die kühle Abendluft ein. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen. Sie sagt: «Ich bin dankbar, dass es mir gut geht. Endlich fühle ich mich wieder einigermassen gesund.»
Vor genau drei Jahren hat sich Heidi Breu von ihrem Mann Beat getrennt. Sechs Jahre lang waren sie ein Liebespaar, 167 Tage davon verheiratet. Es war ein Ende mit Schrecken. Heidi zog aus der gemeinsamen Wohnung mit dem «Bergfloh» aus. Dann begann der öffentlich ausgetragene Familienkrach, angezettelt von Heidis Schwiegermutter Helen (78). «Gut, ist es vorbei», sagte sie und wetterte: «Heidi war nie die Richtige für meinen Sohn. Sie ist eine verlogene Zwetschge.»
Heidi Breu erinnert sich ungern an jene Zeit: «Ich wurde von meinen Liebsten beschissen und beschimpft.» Nachdenklich fügt sie an: «Ich verlor das ganze Vertrauen in die Menschen. Dabei war ich doch immer ein so lebensfroher, offener Mensch.» Monatelang habe sie sich damals in einer Pension eingeschlossen, sich kaum mehr auf die Strasse getraut.
Geld hatte sie auch keines. Auf die harte Tour musste Heidi erfahren: «Mit Mitte 50 will einen niemand mehr als Serviertochter.» Von Beat bekam sie manchmal ein «Hunderternötli fürs Gröbste», sagt sie. Und zeigt sich verständnisvoll: «Viel mehr hat Beat ja auch nicht.» Heidi flüchtete sich in die Spiritualität. Und war plötzlich überzeugt, dass sie mit ihrem Geist Tiere heilen könne. Doch das Geschäft lief nicht wie erwartet. «Keiner hat an mich geglaubt.» Sie versuchte es als Single-Verkupplerin, dann als Matratzenverkäuferin. «Nichts funktionierte, es war zum Verzweifeln.» Der Kummer über die kaputte Liebe habe sie gelähmt. 20 Kilogramm hat sie abgenommen. «Ich habe oft wochenlang nur Brot und Butter gegessen, da ich kein Geld hatte», sagt sie. Beat tröstete sich mit anderen Frauen, erst mit Ruth (51), dann mit der Tschechin Sonja Diart (44), mit der er bis heute liiert ist.
Heidi liess keinen neuen Mann in ihr Leben. «Beat war die grösste Liebe meines Lebens, aber auch die grösste Enttäuschung. Darüber musste ich erst hinwegkommen.»
Seit ein paar Wochen blüht Heidi auf. Die Zeit heile zum Glück alle Wunden, meint sie.Noch einmal blickt sie über die blühende Wiese, sagt: «Mir ist passiert, was vielen anderen auch passierte: Ich wurde betrogen und kaputt gemacht. Aber ich habe mich zurückgekämpft.» Für eine neue Liebe sei sie mittlerweile offen. Für einen Job ebenfalls. «In der Schweiz muss es doch möglich sein, mit 59 Jahren noch in irgendeiner Form gebraucht zu werden», sagt sie. Und lächelt: «Ich hoffe, dass mich bald wieder jemand nimmt.»