Grenzenlos schön muss die Aussicht auf dem Mount Everest oder dem Kilimandscharo sein. Extrembergsteiger Diego Wellig (52) hat sie alle erklommen: die sieben höchsten Gipfel der Kontinente dieser Erde. Der Walliser ist der erste Schweizer, dem das im Jahr 2002 gelungen ist.
«Wenn ich zuoberst auf dem Berg ankomme, empfinde ich vollendete Freiheit und Glückseligkeit», sagt er. «Besonders der Himalaya, Indien und Tibet sind atemberaubend schön», fügt er an.
Wellig blickt auf dreissig Jahre Klettererfahrung zurück. Wenn der Vater von Michelle (17) und Simon (15) das Haus wieder einmal für drei Monate verliess, wussten alle, dass es nicht selbstverständlich war, dass er wieder zurückkam. «Ich machte mir ständig Sorgen, aber ich versuchte nicht oft daran zu denken», sagt Frau Silvia (48).
Besonders nach dem Schreckenserlebnis am Mount McKinley im Jahr 1984. Wellig wollte mit Peter, einem erfahrenen Bergsteiger, eine Klettergruppe in Alaska auf den höchsten Gipfel Nordamerikas führen.
Nach neun Tagen mussten sie wegen massiver Schneefälle einen Zwischenhalt machen. «Ich war auf dem Rückweg von einem Materialtransport ins nächste Camp, als mir einer der Gäste sagte, dass Peter in eine Gletscherspalte gestürzt sei», erzählt Wellig. Er ging zum Unglücksort und liess sich 50 Meter in die Tiefe abseilen. Dort sah er Peters leblosen Körper. «Über zwei Stunden versuchte ich ihn aus der Spalte zu zerren – erfolglos», sagt er.
Verbittert und bestürzt liess er sich wieder hochziehen und brach die Expedition ab. «Ich hätte die Gäste nicht mehr weiter führen können nach diesem Erlebnis. Obschon einige Teilnehmer weiterklettern wollten», sagt er. «Ich stellte mir Sinnfragen. Wie kann man als Gast weiterklettern wollen, wenn der Bergführer stirbt? Lohnt es sich überhaupt, solche Risiken einzugehen?», sagt Wellig.
Die Leidenschaft für den Berg war stets grösser. «Sie ist mein Lebenselixir», sagt er. Wellig hat seine Erinnerungen und die besten Bilder im soeben erschienenen Buch «Grenzenlos» festgehalten. Gewidmet hat er es seinen Eltern und seiner Frau. «Dank Silvia konnte ich meinen Traum leben», sagt er.