Grüezi Herr Bühler, Sie sind mit Ihrer neuen Show «Amor & Pasión» nach zwei Monaten Südamerika und Asien jetzt in Europa unterwegs. Wie läuft es bis jetzt?
Ich bin sehr, sehr zufrieden, wie unser neues Programm «Amor & Pasión» ankommt. Es gab im Vorfeld viele kritische Kommentare, weil bisher immer die Stimme im Zentrum unserer Programme stand - jetzt haben wir zum ersten Mal Tänzer dabei, spielen selbst Instrumente, und es gibt eine riesige Show auf der Bühne. Aber das Publikum ist begeistert, und uns selbst macht es riesig Spass!
Sie gehen unter die Tänzer: in «Amor e Pasión» stehen Sie mit Ihren drei Gesangs-Kollegen Sébastien, David und Carlos zum ersten Mal auch selbst als Tänzer auf der Bühne - Sie tanzen Salsa, Tango, Mambo und Cha cha cha - wie gut klappt das?
Oh, das klappt sehr gut, und es macht vor allem grossen Spass. Ehrlich gesagt wären wir alle vier gerne grossartige Tänzer… Wir haben im November in Buenos Aires Tango-Stunden genommen, das war fantastisch, Tango ist ein sehr schöner und sinnlicher Tanz.
Ist es für Sie schwierig, gleichzeitig zu singen und zu tanzen?
Ja, das ist tatsächlich schwierig! Aber was wir vier tänzerisch machen, ist eher rudimentär, es gibt ja noch Profi-Tänzer auf der Bühne… es ist eine richtig tolle Show! Aber wenn wir singen, ist das richtige Schwerarbeit - deshalb tanzen wir vor allem ein paar Schritte, wenn wir gerade Gesangspausen haben..
Ihr neues Album «Amor & Pasión» haben Sie mit Julian Reyes Copello aufgenommen, ein lateinamerikanischer Produzent , der auch für Jennifer Lopez arbeitet und schon einen Latin Grammy Award gewonnen hat. Wie war die Zusammenarbeit?
Ich fand die Zusammenarbeit mit Copello von Anfang an wunderbar. Er ist eine abgerundete, musikalische Persönlichkeit, und auch ein grossartiger klassischer Pianist! Er hat mich bei unserer ersten Begegnung genau dort abgeholt, wo ich herkomme, und hat mich damit total überrascht: Er hat mit mir als erstes über den grossen Opern-Sänger Dietrich Fischer-Dieskau gesprochen. Das hat mich wirklich beeindruckt. Wir alle haben mit ihm sofort die richtigen musikalischen Berührungspunkte gefunden. Und die neuen Arrangements sind toll, anders als vorher und musikalisch sehr interessant.
Sie stehen mit Sébastien, Carlos und David seit Jahren zu viert auf der Bühne - gehen Sie nach den Shows jeweils auch noch zusammen in den Ausgang?
Wir sind tatsächlich ein bisschen wie eine Familie. Wir haben uns in den vielen Jahren sehr gut aufeinander abgestimmt und kommen gut aus miteinander, trotz unserer verschiedenen Charaktere. Was aber bei dieser Nähe und Intensität der Zusammenarbeit ganz wichtig ist, ist, sich seinen eigenen Freiraum zu nehmen, gut zu sich zu schauen und Zeit für sich zu nehmen.
A Propos gut zu sich schauen: Haben Sie während der Tournee Zeit, um Fitness zu betreiben?
Ja, ich nehme mir einfach die Zeit für Fitness. Ich versuche tatsächlich, pro Tag eine Stunde Fitness-Training zu absolvieren, dann fühle ich mich gut und kann mich auch im Spiegel anschauen..
In Ihrer neuen Show «Amor & Pasión» singt jeder von Ihnen erstmals ein Solo - was singen Sie?
Ich singe «Dein ist mein ganzes Herz» aus der Operette «Land des Lächelns» von Franz Léhar. Und das macht mir besondere Freude, denn dieses Lied zeigt meine musikalischen Wurzeln - ich habe in Amsterdam klassischen Gesang studiert, und unter anderem viele deutsche und französische Operetten gesungen, vor meiner Zeit bei Il Divo.
Können wir uns schon bald auf ein klassisches Album von Ihnen freuen?
Es würde mir sehr gefallen, ein klassisches Repertoire zu singen, und ich habe darüber auch schon mit Freunden und Produzenten geredet. Die Zeit ist aber durch die Tournee mit Il divo sehr knapp. Im Juli und August haben wir Pause, da hätte ich schon etwas Zeit, so ein Projekt zu planen. Aber das wäre im Moment reine Liebhaberei, da hätte ich auch nicht von vorneherein den Anspruch, das kommerziell zu vermarkten.
Würden Sie generell gerne mehr rein klassisch singen?
Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass die klassische Musik meine grosse Leidenschaft ist. Aber sehen Sie: mit Il Divo erreichen wir viel mehr Menschen, als mit einem Bachoratorium - und wir machen sie glücklich, und das empfinde ich als grosses Privileg. Wir merken das immer, wenn wir unser Publikum persönlich treffen, bei den meet and greets. Da erzählen mir die Menschen, wie sehr ihnen unsere Musik geholfen hat, durch schwere Momente im Leben zu kommen, zum Beispiel, ihren Krebs zu besiegen, und das ist sehr berührend. Aber grundsätzlich macht es einfach wahnsinnig Spass, mit Il Divo zu singen.
Sie leben in Andorra und sind monatelang auf Tournee - vermissen Sie ab und zu auch Ihre Heimat, die Schweiz?
Ja, klar vermisse ich die Schweiz. Ich werde aber bald Gelegenheit haben, wieder meine Familie zu besuchen. Vor unserem Konzert am 3. Juni im Hallenstadion in Zürich treten wir in Linz auf, und ich werde gleich anschliessend an unser Konzert über Nacht nach Willisau fahren, um möglichst viel Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Meine Schwester hat gerade ein Kind bekommen, das freut mich besonders.
Wie geht es Ihnen privat?
Vielen Dank, es geht mir sehr gut. Ich habe ein sehr schönes Leben, das ist ein grosses Privileg. Und ausserdem bin ich frisch verliebt.
Oh, darf man wissen, in wen?
Ja, ich habe mich in eine zauberhafte Tänzerin verliebt. Wir sind sogar zusammen auf Tour im Moment, denn sie tanzt in unserer neuen Show. Es war Liebe auf den ersten Blick, und ich bin sehr glücklich.