Wer mit Ivo Adam auf die Terrasse seiner Wohnung tritt, hält erst mal voller Andacht inne. Dem Besucher eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf den Lago Maggiore und Asconas Uferpromenade mitsamt Kirche: ein Panorama, wie es schöner nicht sein könnte. Nur einen Makel hat das kleine Paradies: Adam kommt kaum dazu, es zu geniessen.
Vorige Woche eröffnete er das Seven Asia, sein viertes Restaurant in Ascona TI. Spezialitäten: Sushi, Thai-Curry, Fisch, Tempura. Nebenher hat er Rezepte für eine Bier-Marinade von Feldschlösschen kreiert. Und schon spukt in seinem Kopf das nächste Projekt herum: Künftig will er im Tessin ein Gourmet-Lifestyle-Festival organisieren. «Im Moment sammle ich Ideen dafür», sagt er.
Seit mehr als drei Jahren lebt der Berner Starkoch im Tessin und ist von morgens früh bis abends spät auf den Beinen. In seinen Lokalen (Seven, Seven Easy, Sea Lounge und Asia) ist er Herr über insgesamt 110 Leute: eine multikulturelle, bunte, kreative und vor allem junge Truppe. Die muss er zusammenhalten, anweisen und «formen», wie er es nennt. «Vielleicht wäre ich Burnout-gefährdet», sagt er, «aber erstens liebe ich meine Arbeit zu sehr und zweitens bin ich effizient.»
Es gibt aber noch einen weiteren Faktor: Adams Freundin. Seit sechs Jahren ist er mit der 26-jährigen Berner Lehrerin Aurelia Halbeisen zusammen. Sie bremst den Wirbelwind, wenn er wieder mal mit allzu hohem Tempo durch die Gassen fegt. «Ivo ist ein witziger Typ – einer, der immer einen Spruch auf den Lippen hat», sagt sie. «Und doch spürt man die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet.»
Auch beim Besuch von SonntagsBlick ist Adams Tag im Zweiminutentakt verplant. Erst bespricht er sich mit Multimillionär Stefan Breuer, dem Besitzer seiner Lokale. Dauernd beantwortet er Telefonanrufe. Und eilt dann flugs ins Asia, wo noch Arbeiten anstehen. Inzwischen ist Adams Italienisch so gut, dass er sich mit den Handwerkern in deren Sprache unterhalten kann . Auch sonst habe er schon ein paar «Mödeli» der Tessiner angenommen, erklärt er. Die da wären? «Etwa die Siesta», sagt der Wirbelwind ohne mit der Wimper zu zucken. «Die nutze ich, um etwas gegen meinen Bauch zu tun und am Monte Veritá joggen zu gehen.»