Sie hat sechs Millionen Bücher verkauft, 400 TV-Kochsendungen moderiert. Doch Bestseller-Autorin Kathrin Rüegg soll am Pfingstsonntag im Tessiner Altersheim Solarium als arme Frau gestorben sein. «Sie hinterlässt keine Millionen, wie oft behauptet wird», sagt ihr engster Freund Uwe Baumann (52). «Es ist nichts mehr da.»
Davon vergewissern konnten sich Baumann und Rüeggs beide Halbgeschwister im letzten Winter, als es der Autorin immer schlechter ging. Sie wünschte sich, dass ihr Haus in Gerra TI im Verzascatal nach ihrem Tod als Begegnungsstätte weitergeführt wird.
«Aber dann stellten wir fest, dass auf ihrem Haus noch eine hohe Hypothek liegt.» Auch Luigi Gnesa, Gemeindepräsident von Gerra, erinnert sich: «Frau Rüegg lebte sehr bescheiden.»
Wohin sind die Millionen verschwunden? Schliesslich hatte die Bestseller-Autorin Einnahmen aus 40 Büchern, gab Lesungen, betrieb einen Versandhandel und ein Dorflädeli.
Bodenheizung, das Cheminée, zwei TV-Geräte..
Zwei Gründe gibt es, warum alles Geld weg ist: Zuerst einmal liess sie ihr Rustico im Lauf der letzten 40 Jahre feudal ausbauen. Schon 1984 wunderte sich die «Weltwoche» bei einem Besuch ihres Anwesens über die Bodenheizung, das Cheminée, zwei TV-Geräte und die mit wertvollen Aniquitäten ausgestatteten Zimmer.
Sie habe ihr Haus gerade für 600 000 Franken umbauen lassen, erzählte Rüegg damals. 90 Tonnen Steinplatten seien nötig gewesen, die mit der hauseigenen Seilbahn herauftransportiert wurden.
Aussteigerin Kathrin Rüegg gab ihr Geld aber auch für ihr teures Leben als Selbstversorgerin aus. «Sie hat ihr Geld in den Kreislauf der Natur zurückfliessen lassen. Sie investierte es in ihre Produkte, ihren Garten, die vielen Tiere und den Dorfladen, der nie rentierte», so Baumann. Oft habe sie auch für lange Zeit junge Menschen bei sich beherbergt und zu Naturbauern ausgebildet.
Auch wenn das Geld jetzt fehlt – ihr Halbbruder Luzius Schmid (68) hofft, dass aus dem Haus doch noch eine Erinnerungsstätte wird. Man wolle jetzt eine Stiftung gründen. «Wir hoffen, dass es uns gelingt, ihr Werk weiterleben zu lassen», sagt er.