Wenn wir an Australien denken, dann kommt uns unweigerlich der grosse Leinwand-Held Crocodile Dundee in den Sinn. Niemand würde auf die Idee kommen, dass auch ein Schweizer in Down Under eine abenteuerliche Karriere machte – mit lüpfiger Ländlermusik. John Wanner (60) hat heute mit seiner Kapelle Grüetzi mitenand in der Sendung «Viva Volksmusik» (SRF 1, 20.10 Uhr) seinen ersten grossen TV-Auftritt in der Schweiz. Und ja – «Grüetzi» schreibt der virtuose Klarinettist tatsächlich mit «tz», weil der Bandname für die Australier nicht auszusprechen wäre. «Diese TV-Show ist ein Highlight für uns», sagt John begeistert. Vier Tickets habe SRF übernommen, doch die gesamte neunköpfige Band wollte unbedingt mit ihm in die Schweiz fliegen. «Diesen Auftritt wollte sich keiner von uns entgehen lassen.»
Vater war Schweizer Konditor
Johns Vater war Konditor in der Schweiz – unter anderem im alteingesessenen Café Schober in Zürich. John kam in Australien zur Welt, spricht aber noch fast perfekt Mundart. Schon mit 13 Jahren fing er an, Klarinette zu spielen. John ist Doppelbürger und bewohnt mit seinem 34 Jahre jüngeren Lebenspartner Reg, einem asiatischen Arzt aus Singapur, ein idyllisches Holzhaus in Blackburn, einem Stadtteil von Melbourne. «Wir sind sehr glücklich zusammen. Dass Reg deutlich jünger ist als ich, spielt für uns beide keine Rolle.» Reg spiele auch Gitarre in seiner Kapelle, «aber natürlich mag er wie alle jungen Leute auch Popmusik». Leider kann der in einem Spital praktizierende Arzt in der SRF-Show nicht dabei sein – er muss arbeiten.
Bei Alphorn-Klängen muss er weinen
John Wanner ist ein humorvoller Typ – ein Haudegen wie Crocodile Dundee, nur viel musikalischer. Er leitete auch eine Swing-Band und restauriert begeistert Autos aus den 1950er-Jahren. Vor dem Auftritt bei Nicolas Senn (28) war er noch auf der Rigi und dem Stoos im Kanton Schwyz. «In Australien war es noch 39 Grad, als wir abflogen. Ein richtiger Hitzesommer. Und bei euch ist es plötzlich klirrend kalt – brrr! Was für ein Unterschied!», sagt er lachend. Es sei herrlich, wieder mal in der Heimat zu zu sein. «Die Schweiz ist amazing – einfach wunderschön», sagt der Ländler-Dundee. Und dann meint er noch ganz wehmütig: «Wenn ich bei euch ein Alphorn höre, muss ich weinen.»