Sie ist die Gipfelstürmerin der Freilichtspiele Zermatt. Die Schweizer Schauspielerin Corinne Thalmann (33) schlüpft im Stück «Matterhorn: No Ladies Please» in die Rolle der Engländerin Lucy Walker, die 1871 als erste Frau den 4478 Meter hohen Berg bestieg.
Um sich auf diese Rolle vorzubereiten, wollte die Bernerin selbst ganz oben stehen. «Mein Grossvater war vor 70 Jahren schon oben. Ich dachte, das wäre die Gelegenheit, dieses Wagnis einzugehen», sagt Thalmann im Gespräch mit BLICK.
Am 27. März erhielt die Bernerin die Zusage: Corinne Thalmann darf aufs Matterhorn. «Ich habe an diesem Abend noch einmal Party gemacht und am nächsten Tag mit dem Rauchen aufgehört – und bis heute keine einzige Zigarette mehr angefasst», sagt sie lachend. Danach ging das Training richtig los. «Ich habe Ausdauer-, Lauf- und Krafttraining gemacht.» Im Wald habe sie mit Steigeisen trainiert.
Im historischen Kostüm auf den Gipfel
Am Dienstag, den 23. Juli, war es soweit – in ihrem historischen Kostüm von Lucy Walker machte sich Thalmann mit ihrem Bergführer auf den Weg nach oben. «Ich habe den Rock nach oben gezogen, damit ich mit meinen Wanderschuhen nicht drauf trete. Das ging ganz gut.» Nach rund dreieinhalb Stunden war es geschafft. «Es war ein unbeschreibliches Gefühl», so die Schauspielerin immer noch überwältigt.
24 Stunden später passierte das tödliche Unglück
Was sie da noch nicht wusste: Sie entging einer Katastrophe. Nur 24 Stunden, nachdem Thalmann oben auf dem Matterhorn die atemberaubende Aussicht genoss, stürzten zwei Alpinisten in den Tod. Aus noch immer ungeklärten Gründen lösten sich ganze Felsbrocken aus dem Gestein, donnerten den Berg hinunter und rissen die beiden Bergsteiger mit. «Das hat mich sehr getroffen», sagt Thalmann. «Ich hatte einen riesigen Schutzengel, das hätte mir auch passieren können.»
«Ich hatte vollstes Vertrauen in meinen Bergführer»
Auch nach dem tragischen Unglück würde sie wieder auf den Berg steigen. «Ich liebe die Berge. Ich habe höchsten Respekt vor der Natur.» Ihr sei das damit verbundene Risiko bewusst. «Aber ich hatte vollstes Vertrauen zu meinem Bergführer Samuel.» Man dürfe sich nach solch einem Unglück nicht zu Hause verkriechen. «Wenn ich mit dem Velo zum Theater fahre, könnte mir auch jederzeit etwas passieren.»
«Matterhorn: No Ladies Please», Freilichtspiele Zermatt, Vorstellungen noch bis 1. September