BLICK: Man sieht Sie auf den Fotos mit Menschenfleisch. Wie haben Sie reagiert?
Sabine Dahinden: Ehrlich gesagt war es mir ein Graus! Ich wusste bisher nur, dass die Menschen im ausgehenden Mittelalter besonders abergläubisch waren, weil sie von Hungersnöten und Seuchen geplagt waren. Dass sie aber Menschenteile assen, erfuhr ich erst im Pharmazie-Historischen Museum Basel von Janine Kopp, die dazu eine Doktorarbeit verfasst hat.
Und warum haben die Leute das damals getan?
Im 16. Jahrhundert, an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Neuzeit, gab es viele Krankheiten und Seuchen. Um sie zu kurieren, brauchte man nicht nur Mittel aus Heilpflanzen, sondern auch Teile von Tieren und wahrhaftig auch Menschenfleisch. Die Leute glaubten, Menschenfleisch mache gesund, stark und potent. Viele Apotheken verkauften Teile von ägyptischen Mumien in Pulverform, auch Fälschungen kursierten.
Das war also ein Geschäft?
Ja! Weil es lukrativ war, dealten manche Leute sogar mit Menschenfleisch. Hing einer beispielsweise nach einer Hinrichtung zur Abschreckung der Bevölkerung am Galgen, stahlen Halunken vielleicht einen Finger und verkauften ihn weiter.
Vor 45 Jahren überlebten 16 Männer eines Rugby-Teams einen Flugzeugabsturz in den Anden, weil sie Menschenfleisch assen. Könnten Sie so was tun?
Nein! Eher würde ich verhungern. Ich bin ohnehin fast fleischlos aufgewachsen. Ein anderes Wesen zu essen, scheint mir seltsam, vor allem, wenn Tiere dafür unter unwürdigen Bedingungen gehalten und getötet werden.
Handelt es sich in Bezug auf den Menschen um Demut vor dem Körper? Geht es auch darum, dass Ihr Ehemann, der berühmte Herzchirurg Thierry Carrel, quasi Menschenfleisch am Leben erhält?
Ja, mein Respekt vor dem menschlichen Körper ist sehr gross. Dass die Archäologen unter dem Barfüsserplatz die Skelette mit allerhöchstem Respekt bergen, finde ich sehr berührend. Im Spätmittelalter wurde in Basel in Sachen Medizin ein grosser Schritt in die Zukunft gemacht: Der Arzt Vesal sezierte öffentlich Verstorbene, um zu zeigen, wie ein Körper funktioniert. Der Grundstein für das heutige Wissen der Mediziner. Dass es seit wenigen Jahrzehnten möglich ist, mit einer Transplantation oder mit künstlichen Organen einem Menschen zu helfen, dessen Organe versagen, beeindruckt mich zutiefst.
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