BLICK: Ihr Image wandelt sich vom Gangster-Rapper zum Familienvater. Nervt es Sie schon, immer über Image-Wandel zu sprechen?
Kontra K: Bin ich denn lieb geworden? Ich habe einfach viel dazugelernt. Vor allem, dass ich mich nicht nach aussen beweisen muss. 14-jährige Kids zu beeindrucken ist heutzutage wirklich nicht schwer. Da reichen schon ein paar teure Klamotten und eine Plastik-Knarre in einem Musikvideo und jeder denkt, du bist ein Gangster.
Sie haben mal gesagt, Sie sehen sich nicht als Vorbild, sondern als Beispiel. Wieso?
Ich glaube, dass die Fehler, die ich gemacht habe, und der Wandel dadurch, ein ganz gutes Beispiel ist. Aber viele sehen nur die Kunstfigur, vielleicht würde ich ja viele enttäuschen, vielleicht bin ich ja ganz anders. Es gibt bessere Vorbilder als mich.
Hatten Sie denn ein Vorbild?
Mein Vorbild war mein Vater. Das war immer so und das ist auch immer noch so. Auch wenn es gesundheitlich schlimmer wird, er hatte einige Schlaganfälle. Wenn ich einen Rat brauche, dann frage ich Papa.
Sie haben selbst einen sechsjährigen Sohn und werden bald erneut Vater. Freuen Sie sich aufs Windeln wechseln?
Lacht. Die erste Zeit wird bestimmt gar nicht so schlimm. Es gibt so ein Sprichwort: «Wenn wir geboren werden, riechen wir nach Milch. Wenn wir sterben nach Scheisse.» Sobald das Baby was anderes als Muttermilch kriegt, wird es eklig.
Bis Mitte November sind Sie auf Tour. Gibt es eine Papi-Pause?
Ne, wir haben einen festen Geburtstermin, ich unterbreche die Tour für diesen Tag. Ich fliege nach Hause, habe mein Kind als Erster im Arm und fliege am selben Abend zurück zur Location und spiele meine Show.
Kommt das Baby wegen der Tour per Kaiserschnitt?
Ja, es gibt noch andere Gründe, aber es ging nicht anders. Das wurde dann extra so gelegt mit den Ärzten. Die Tour war ja schon geplant, da wusste ich nicht, dass meine Frau wieder schwanger ist. Und so ist das jetzt.
War es keine Option, die Tour zu verschieben?
Es kommen 180’000 Menschen auf diese Tour. Natürlich verschiebe ich das nicht. Musik steht an erster Stelle.
Wieso?
Auch wenn das Baby das noch nicht checkt, aber ich will meinen Söhnen beibringen, dass sie arbeiten müssen. Natürlich ist das ein wichtiges Ereignis, aber ich will meine Fans nicht verprellen, die ihr hart erarbeitetes Geld dafür ausgeben. Ich will nicht sagen: «Sorry Bro, ich muss jetzt da mal zwei Wochen Windeln wechseln.»
Vermissen Sie Ihre Familie denn nicht?
Doch natürlich, aber ich bin eigentlich so viel zuhause, das denkt man gar nicht. Anderthalb Monate im Jahr bin ich wirklich weg. Und dann bin ich immer unterwegs mit meinen Jungs, meiner zweiten Familie.
Würden Sie manchmal lieber nicht im Rampenlicht stehen?
Ja. Ich halte eigentlich Kind und Familie komplett raus. Wenn ich jetzt erzähle, ich werde Papa, dann mach ich das, weil ich stolz darauf bin. Ich möchte eigentlich nicht, dass Leute über ihn sprechen. Vor allem, wenn es um so Internet-Trolle und Hasskommentare geht. Stell mal vor, ich poste ein Foto von meinem Kind. Es wird mindestens einen H*rensohn geben, der irgendwas Schlechtes sagt. Das nervt mich, das ist der einzige Grund, weshalb ich auf das Rampenlicht verzichten würde.
Wenn Fans Sie ansprechen, wenn Sie mit Ihrem Sohn unterwegs sind, wie reagieren Sie?
Mein Sohn hat verstanden, was ich mache, auch wenn es schwer zu fassen ist. Aber ja, ich mache dann Selfies mit Fans. Ich erkläre meinem Sohn, dass das unseren Kühlschrank füllt. Wenn ich das nicht machen will, dann hätte ich Bäcker werden sollen.
Wie war es das erste Mal mit Ihrem Sohn in die Kita zu gehen?
Schwierig. Die anderen Eltern dachten: «Oh da kommt der tätowierte Asi.» Und ich sass da eben mit den langweiligen Eltern. Aber die merken auch, dass ich derjenige bin, der mit den ganzen Kids Fussball spielt. Dann checken die auch, der ist ja gar nicht so ein Ar*chloch.
Sie sind früher öfter mit polizeilicher Begleitung nach Hause gekommen. Was sagen Sie, wenn einer Ihrer Söhne mal mit Beamten nach Hause kommt?
Kommt drauf an, was er gemacht hat. Ich fände es nicht gut. Ich hoffe, er macht andere Fehler als ich. Aber jeder macht mal Fehler, das wird bestimmt mal passieren. Aber dann gucke ich, wenn es so weit ist.
Sie sind in Berlin aufgewachsen. Wären Sie in einem Schweizer Dorf auf dem Land weniger kriminell aufgewachsen? Wäre das eine Option, um Ihre Söhne zu schützen?
Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass das den Verlauf verändert hätte. Wenn ich mit dem aktiven Musikmachen abgeschlossen habe, dann kann ich mir das vorstellen. Ich habe in der Schweiz oft Urlaub gemacht. Die Familie mütterlicherseits meines Sohns kommt von hier. Ich finde es hier cool. Aber aktuell muss ich den Weg an der Kante laufen zwischen Strasse und meinem normalen Leben – um meine Musik zu machen.
Am 4. November ist Kontra Ks zweiter Sohn zur Welt gekommen. Heute, 5. November, spielt er im Rahmen seiner «Die letzten Wölfe»-Tour sein Konzert in Dortmund (D).