In seinem letzten Film «Eden für Jeden» gab er uns Einblicke ins faszinierende Paradies eines Schrebergartens. An die Pforten des himmlischen Garten Edens will Rolf Lyssy aber noch nicht anklopfen. Am Donnerstag feierte der Altmeister der Tragikomödie, der 1978 mit der Komödie «Die Schweizermacher» ein zeitloses Plädoyer für toleranten Umgang mit Ausländern schuf, seinen 85. Geburtstag. «Zum Runden bekam ich vom Hausarzt die zweite Corona-Impfung», verrät Lyssy. Der Piks soll ihn für die Zukunft rüsten, denn er hat noch viel vor.
Ein paar Zipperlein habe er schon, doch immer noch setzt sich der Zürcher bei schönem Wetter aufs Rennvelo. Die Schaffenskraft des Regisseurs ist nach wie vor ungebrochen: Gleich zwei viel gelobte Filme hat er in den letzten Jahren abgeliefert – «Die letzte Pointe (2017) und «Eden für Jeden» (2020). Zudem wurde er letzten Herbst vom Zurich Film Festival (ZFF) für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Neue Komödie in Planung
Und Lyssy tritt weiter in die Pedale. Bereits arbeitet er wieder an einem neuen Projekt. «Der Film wird wieder wie praktisch alle meiner Filme in Zürich spielen.» In der Limmatstadt kenne er halt jeden Winkel. «Warum soll ich woanders drehen?», fragt er lakonisch. An der Kamera ist wieder sein Sohn Elia (53), der in New York lebt. «Es gibt für mich nichts Schöneres, als mit meinem Sohn arbeiten zu können», versichert Lyssy. Elia lebt in New York, «aber wir skypen täglich miteinander.»
«Nur» 18 Filme hat Lyssy im Laufe seines Lebens gedreht. Was ihn besonders schmerzte: Vor 23 Jahren kam die Komödie «Swiss Paradise» nicht zustande. Danach erlitt der Regisseur eine schwere Depression. Der Film hätte im US-Bundesstaat Wisconsin spielen sollen – in New Glarus, wohin der Einwanderungsbeamte Max Bodmer aus den «Schweizermachern» ausgewandert wäre. Walo Lüönd (1927 bis 2012) hätte wieder die Hauptrolle spielen sollen.
Noch voller Schaffenskraft
Lyssys wohl wichtigsten Film zeigt SRF 1 heute um 14 Uhr: «Konfrontation – das Attentat von Davos» schildert die Ermordung des Landesgruppenleiters der NSDAP, Wilhelm Gustloff (1895 bis 1936), durch den Rabbinersohn David Frankfurter (1909 bis 1982) aus Kroatien. Zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, wurde er nach dem Krieg begnadigt und wanderte 1948 nach Israel aus. Der Spielfilm, der 1975 in die Kinos kam, durchlief eine erfolgreiche Karriere an internationalen Filmfestivals.
Er werde Filme machen, bis er tot umfalle, sagte der junge Lyssy vor 50 Jahren. Mit 85 formuliert er es so: «Ich weiss nicht, ob mein nächster Film mein letzter ist. Aber ich mache so lange weiter, wie ich kann.» Die Leidenschaft, Filme fürs Kino zu erzählen, sei noch nicht erloschen. «Das Flämmchen brennt immer noch.»