Männer suchten seine Freundschaft; Frauen liebten ihn. Die Verehrung seiner Leser war grenzenlos. Johannes Mario Simmel war nur ein schmalbrüstiger, kurzsichtiger Mann mit pockennarbigem Gesicht. Doch er hatte etwas, was alle faszinierte: Er war ein glänzend fabulierender Geschichtenerzähler.
Begonnen hatte Simmel seine Karriere bei der deutschen Illustrierten «Revue», herausgegeben von Helmut Kindler. Dort schrieb er jede Woche eine neue Lieferung seines Fortsetzungsromans. Mit unglaublichem Erfolg. Erst als der Autor den Verleger dabei ertappt, wie er die neuste Folge den Redaktions-Putzfrauen vorliest, um herauszufinden, wie sie ihnen gefällt, ist Schluss: Simmel wechselt zu «Quick», liefert dort, ebenfalls im Wochenabstand, was sein allergrösster Erfolg bleiben wird: «Es muss nicht immer Kaviar sein».
Der Schriftsteller wird berühmt und reich. Er verlässt seine Ehefrau Lulu für eine Jugendliebe und lebt fortan in Monte Carlo. «Ich kaufte ihr Schmuck und Kleider und lebte ein leeres Leben, bis ich herausfand, dass ich ohne Lulu nicht leben konnte.» Simmel lässt sich erneut scheiden: «Ich verlor alles. Wohnung und Geld. Aber ich hatte Lulu wieder.» Mit ihr lebt er bis zu ihrem Tod in Zug.
Lulu ruht in einem kleinen Gottesacker auf dem Bohlgutsch. «Bevor ich verreise, gehe ich immer dahin, sage zu ihr: ‹Pass auf mich auf, damit ich ein anständiger Mensch bleibe!›» Er schreibt weiter Bestseller und Drehbücher und entwickelt sich zum aktiven Kämpfer gegen den Rechtsradikalismus. Einer seiner grössten Fans wird Marlene Dietrich, die ihn bald zu jeder Tages- und Nachtzeit anruft – bis Simmel seine Telefonnummer wechseln muss, damit der Terror aufhört.
In Simmels Tresor liegen pikante Liebesgedichte, die ihm der «Blaue Engel» schrieb. Seinem Freund Arthur Cohn gibt er bei Drehbüchern Rat, für Iris Berben ist er der älteste und liebste Freund, er reist um die Welt und wünscht sich nur eines: «Ich bin ein alter Jud’ und möchte, dass im Nahen Osten endlich Friede ist.»
Doch sein grösster Wunsch geht nicht in Erfüllung. Genauso wenig, wie er sein letztes Buch – «Es soll eine reine Liebesgeschichte werden» – vollenden kann. Simmel bricht sich den Arm; ihm fehlt die Kraft, das Manuskript in seine alte Schreibmaschine zu hämmern. Johannes Mario Simmel hofft, aber die Kräfte kehren nicht zurück. Er stirbt am Neujahrstag 2009 in einem Alterspflegeheim in Luzern.
Und im Nahen Osten ist wieder Krieg.
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