Nach schwerer Krankheit
Schriftsteller Urs Widmer (†75) ist tot

Der Schweizer Schriftsteller Urs Widmer ist gestern Morgen nach schwerer Krankheit verstorben. Er wurde 75 Jahre alt.
Publiziert: 03.04.2014 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 10:05 Uhr
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Urs Widmer im vergangenen Dezember in Zürich.
Foto: Blick/Jorma Müller

Er war einer der bekanntesten Schweizer Schriftsteller. Gestern Morgen ist Urs Widmer (75) nach schwerer Krankheit in Zürich verstorben. Dies meldet der Diogenes-Verlag.

Erst im letzten Spätsommer hatte Widmer noch eine Autobiographie veröffentlicht. Die «Reise an den Rand des Universums» begann 1938 und endete 1968 – jenem Jahr, in dem sein Debüt veröffentlicht wurde: «Alois», das wie fast alle seine Werke im Diogenes-Verlag erschienen. Für die Autobiographie erhielt er im Januar den Schweizer Literaturpreis.

Basel, Frankfurt, Zürich

Urs Widmer war am 21. Mai 1938 in Basel zur Welt gekommen. Sein Vater war Lehrer, Übersetzer und Literaturkritiker, seine Mutter die Tochter eines Ciba-Vizedirektors. Widmer studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris.

1966 promovierte Widmer, arbeitete zunächst als Lektor im Walter Verlag in Olten, dann beim Suhrkamp-Verlag in Frankfurt. Dort lebte er auch bis 1984, zog dann nach Zürich.

Er hinterlässt ein grosses Werk

Zu seinen bekanntesten Werken gehörten die Erzählung «Der Blaue Siphon» (1992) und der Roman «Die Geliebte der Mutter» (2000). Er veröffentlichten 30 Bücher. Sein Theaterstück «Top Dogs», 1996 am Theater am Neumarkt in Zürich uraufgeführt, begeisterte die Kritiker. Ausserdem arbeitete Widmer als Übersetzer.

Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Neben dem Schweizer Literaturpreis auch mit dem Literaturpreis der Stadt Basel (1989) und jenem der Stadt Zürich (1996), dem Preis der Literaturzeitschrift Manuskripte (1983) und dem Grossen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2002).

Widmers Stärke war die Ironie, die Fantasie, das Surreale. Seine Werke hatten oft autobiographische Züge – auch wenn sein letztes Buch die einzige tatsächliche Autobiographie blieb.

Tod und Krankheit beschäftigten ihn

In einem BLICK-Interview im vergangenen Dezember äusserte sich Urs Widmer sehr nachdenklich. «Persönlich habe ich Angst vor Krankheit, Demenz, Unfall und dass meinen Liebsten etwas ­geschehen könnte», antwortete er auf der Frage, wovor er sich 2014 fürchte.

Angst vor dem Tod habe er «nur selten», so Widmer in einem weiteren Interview im Mai 2013. «Wie jedermann halte auch ich mich, entgegen jedem objektiven Sinn, im Alltag für unsterblich. Ich denke allerdings jeden Tag an den Tod, seit eh. Angst habe ich vor dem langsamen Hilfloswerden und vor Schmerzen.»

Beerdigung im engsten Familienkreis

Urs Widmer war über 50 Jahre mit seiner Frau May zusammen, einer Psychoanalytikerin. Er hinterlässt eine Tochter. Die Beerdigung finde im engsten Familienkreis statt, heisst es im Diogenes-Communiqué. In Zürich sei eine öffentliche Trauerfeier geplant. Wann diese stattfindet, ist noch nicht bekannt. (SDA/ads)

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