Vor acht Jahren standen sie am Eurovision Song Contest in Baku für die Schweiz auf der Bühne, jetzt melden sich Ivan (34) und Gabriel Broggini (37) von Sinplus mit neuer Musik zurück. Passend zur Lockdown-Lockerung heisst der Song «Escape». Sie betonen, dass für sie eine Rückkehr in alte Muster nicht erstrebenswert sei. «Vor Corona wars auch nicht normal», meinen die Brüder.
Damit spielen die Tessiner auf den rastlosen Lebensstil an, der vor der Corona-Pandemie vielerorts herrschte. «Man reiste wie wild um die Welt, verlor den Bezug zu Raum und Zeit», sagt Gabriel Broggini. «Die Natur konnte nicht mehr atmen. Es ging nur um Superlative.» Die aktuelle Zeit berge die Chance, das eigenes Leben zu reflektieren. Etwas, was die beiden Single-Männer im Sommer 2019 getan haben. «Uns fehlte der Rock'n'Roll auf der Bühne. Deshalb nahmen wir uns Zeit und liessen uns für eine längere Zeit in Amerika nieder. Das gab uns neue Motivation und Inspiration.»
Keller-Studio statt Konzertbühne
Die Corona-Pandemie erleben die beiden Tessiner intensiv. «Zwei Tage vor dem Lockdown drehten wir unser Musikvideo. Und plötzlich sassen wir daheim. Bekannte von uns gingen wochenlang nicht aus dem Haus, die Bilder aus den Spitälern und aus Italien schockierten.» Sie selbst fokussierten sich aufs Keller-Studio im Elternhaus, stellten das im Herbst erscheinende Album fertig. Die Hoffnung ist gross, dann wieder auf der Bühne stehen zu können. «Auch in finanzieller Hinsicht – irgendwann wird das Geld knapp», sagt Ivan Broggini. Denn zurzeit leben die beiden vom Ersparten.
Den diesjährigen Eurovision Song Contest, der nächste Woche in Rotterdam hätte stattfinden sollen, hätten Sinplus sicherlich verfolgt. «Trotzdem war die Absage nur logisch. Immerhin bekommt der Schweizer Vertreter direkt ein Ticket fürs nächste Jahr», meint Gabriel. Ob sie selbst wieder Lust auf die grosse ESC-Bühne haben? Sinplus: «Sag niemals nie!»