Lucerne-Festival-Intendant Michael Haefliger (61)
«Die Kraft der Musik ist unerschöpflich»

Die Sommer-Edition des Lucerne Festivals dauert dieses Jahr vom 8. August bis zum 11. September. Blick hat sich mit Intendant Michael Haefliger über die Stimmung im Publikum und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs unterhalten.
Publiziert: 15.08.2022 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2022 um 08:52 Uhr
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Schauplatz des Lucerne Festivals: Das KKL Luzern, gemäss Haefliger der «schönste Festivalort der Welt».
Foto: Ivo Scholz
Interview: Jean-Claude Galli

Das bis zum 11. September laufende Lucerne Festival findet dieses Jahr wieder ohne Einschränkungen statt, sehr zur Freude von Intendant Michael Haefliger (61). Blick hat mit ihm über seine Liebe zur Musik, den Ukraine-Krieg und seine Gäste gesprochen.

Blick: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an die kommenden Wochen denken?
Michael Haefliger: Ich freue mich wahnsinnig. Es ist der erste Sommer nach 2019, in dem wir wieder mit voller Kapazität agieren können, mit grossen Orchesterbesetzungen und ebensolchen symphonischen Klängen. Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass wir so stark wieder zurückkommen würden. Das ist wirklich begeisternd.

Woher nahmen Sie Ihren Glauben, dass es wieder anders kommt?
Der Mensch ist ein Überlebenstier. Und wir haben Energien, die uns helfen, über schwierige Zeiten hinwegzukommen. Und den Glauben aufzubringen, dass es besser wird. Das hat sich jetzt bewahrheitet.

Dabei half Ihnen sicher auch die Liebe zur Musik.
Die Kraft der Musik ist unerschöpflich. Und in der Corona-Phase hatte ich tatsächlich noch mehr Zeit, mich neuen Repertoirs zu widmen und stärker in die Tiefe zu gehen.

Wie stark ist Corona beim diesjährigen Festival noch ein Thema?
Einschränkungen fürs Publikum gibt es nicht, weil es auch keine Vorschriften mehr gibt. Es gibt freien Zugang für alle, und jeder kann selber entscheiden, ob er noch eine Maske tragen möchte. Wir haben uns entschieden, gewisse Vorkehrungen beim Festival Orchestra, bei der Academy und beim Team zu treffen, zum Beispiel wöchentliche Tests und bei typischen Symptomen sämtliche Kontakte zu vermeiden. Den Gastorchestern ist es freigestellt, ob sie Tests machen.

Hatte der Ukraine-Krieg Auswirkungen aufs Programm?
Leider ja. Wir mussten zwei Absagen wahrnehmen, betreffend das Mariinsky-Orchester mit Dirigent Waleri Gergijew und dem russischen Pianisten Denis Mazujew, weil wir wussten, dass sie Putin sehr nahestehen und unterstützen. Grundsätzlich ist dieser Krieg etwas Entsetzliches. Wir sind alle völlig sprachlos darüber, dass so etwas in diesen Zeiten in Europa überhaupt möglich ist. Und gerade deshalb war es so wohltuend, dass wir das Festival am 8. August mit dem Youth Symphony Orchestra of Ukraine lancieren konnten. Es war ein berührendes Konzert und wunderbar musiziert. Doch alle spürten, wie der Krieg diesen Musikerinnen und Musikern in den Knochen steckt.

Manche Veranstalter beklagen nach dem Neustart bereits eine Übersättigung. Wie geht es Ihren Gästen?
Die Stimmung ist bei uns grundsätzlich sehr gut. Viele bestellen ihre Karten noch etwas kurzfristiger als früher, weil sie erst langsam auf dem Weg in die Normalität zurück sind. Aber eine Übersättigung kann ich im klassischen Bereich nicht feststellen.

Welches Standing hat das Lucerne Festival?
Luzern gehört mit Salzburg europäisch zu den zwei grössten und wichtigsten Festivals dieser Art, dazu kommt Bayreuth, wo monothematisch Wagner gespielt wird. Das sind die Top 3 in Europa, und alle sind sie weltbekannt.

Wie würden Sie jemandem, der noch nie da war, einen Besuch schmackhaft machen?
Das Einzigartige in Luzern ist die Qualität der Künstlerinnen und Künstler. Man erlebt hier in fünf Wochen die weltbesten Orchester, das können Sie nirgendwo sonst auf der Welt. Und wir haben die herausragendsten Solisten, die es im Klassikbereich zurzeit gibt. Dies in einem der akustisch besten Konzertsäle überhaupt. Mit der modernen Architektur von Jean Nouvel, die Innovation und Fortschritt verkörpert. Und das alles am See, umrahmt von der Stadt, der Landschaft und den Alpen. Auf den Punkt gebracht: Luzern ist der schönste Festivalort der Welt.

Künstler und Macher

Michael Haefliger ist seit Anfang 1999 Intendant des Lucerne Festivals. Er kam als Sohn des Schweizer Tenors Ernst Haefliger in Berlin zur Welt. Mit 17 begann er ein Geigenstudium an der weltbekannten New Yorker Juilliard School. Nebst seinen Auftritten als Solist bildete sich Haefliger an der HSG und der Harvard Business School zum Manager weiter. Haefliger hat aus erster Ehe eine Tochter. Seit 2015 ist er mit der Flötistin und Kulturmanagerin Andrea Christina Loetscher (39) verheiratet.

Michael Haefliger ist seit Anfang 1999 Intendant des Lucerne Festivals. Er kam als Sohn des Schweizer Tenors Ernst Haefliger in Berlin zur Welt. Mit 17 begann er ein Geigenstudium an der weltbekannten New Yorker Juilliard School. Nebst seinen Auftritten als Solist bildete sich Haefliger an der HSG und der Harvard Business School zum Manager weiter. Haefliger hat aus erster Ehe eine Tochter. Seit 2015 ist er mit der Flötistin und Kulturmanagerin Andrea Christina Loetscher (39) verheiratet.

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