Er ist einer der letzten Hippies, zugleich einer der glamourösesten Rockstars. Obwohl er Letzteres gar nicht sein will. Lenny Kravitz spricht über seine 30-jährige Karriere vom Exzess-Exzentriker zum Rohkost-Rocker. Und er verrät, was Country-Idol Johnny Cash mit seiner Mutter zu tun hat.
Warum hassen Sie das Wort Rockstar?
Lenny Kravitz: Weil es arrogant tönt. Das bin ich nicht. Ich hasse überhebliche Menschen.
Sie wirken aber selber oft so.
Tut mir leid. Wer mich kennt, weiss, dass dies nicht der Fall ist. Klar, ich habe meinen Stil, ich liebe Sonnenbrillen und coole Klamotten. Aber die sagen doch nichts über meinen Charakter aus.
Wie ist Ihr Charakter?
Meine Nächsten würden sagen, dass ich ziemlich demütig bin. Einer, der sich bewusst ist, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Aber auch einer, der sich gerne Sorgen macht über andere.
Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Sorgen?
Leider vieles, denn wir leben in einer beängstigenden Zeit. Ich sehe überall überblähte Egos und immer absurder werdendes Machtstreben. Der Rassismus ist auch immer noch nicht totzukriegen. Und wir massakrieren munter weiter unsere Erde.
Jetzt kommt der Hippie-Rocker in Fahrt ...
Ist doch wahr! Die Warnsignale sind überall klar zu erkennen. Aber ändern wir etwas an unserem Verhalten? Nein! Unsere Ignoranz ist haarsträubend. Die Welt, die uns geschenkt wurde, ist ein magischer Ort. Dennoch hören wir nicht auf, sie zu vergewaltigen. Die Menschheit hat komplett den Verstand verloren.
Darüber singen Sie auch auf Ihrer neuen CD «Raise Vibration».
Ja, weil mich das beschäftigt, das muss es auch. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, das Rad herumzudrehen. Frieden und Gemeinschaft sollen unser höchstes Ziel sein, schliesslich sitzen wir alle im selben Boot. Sie, ich, jeder Einzelne auf diesem Planeten!
Wie entstanden eigentlich die neuen Lieder?
Im Schlaf. Sie kamen ganz natürlich aus mir herausgeflossen. Ich träumte sie. Sie sind also sehr rein.
Wie bitte? Sie wachen morgens auf und haben ein Lied im Kopf?
Genau. Eine Melodie oder eine Zeile. Träume reflektieren auf natürlichste Weise dein Innenleben. Deshalb sind Träume das Ehrlichste, was du hast. Die Ballade «Johnny Cash» beispielsweise.
Darin verarbeiten Sie den Krebstod Ihrer Mutter 1995.
Genau. Ich lebte damals im gleichen Haus wie Johnny Cash und seine Frau June Carter. Als ich den Anruf bekam, dass meine Mutter den Kampf verloren hatte, war ich völlig aufgelöst. Johnny und June kamen die Treppe hinunter, umarmten und trösteten mich. Durch ihre Hingabe fühlte ich plötzlich diesen tiefen Frieden in mir. 22 Jahre habe ich nicht mehr an die Umarmung gedacht, eines Nachts träumte ich von ihr. Offensichtlich hatte mich diese zärtliche Geste unterbewusst all die Jahre beschäftigt. Am Morgen danach wusste ich, dass ich ein Lied darüber schreiben musste.
Beschäftigen Sie sich oft mit dem Tod?
Ja, natürlich. Das kommt automatisch mit dem Älterwerden. Immer mehr deiner Wegbegleiter scheiden dahin. Doch der Tod gehört zum Leben. Wir wären nicht hier, wenn wir nicht auch sterben würden. Ich danke Gott jeden Tag, dass ich noch da sein darf. Ich schaue auch mehr auf meine Gesundheit. Was zur Folge hat, dass ich heute jünger aussehe als auf den Bildern vor zehn Jahren.
Wie halten Sie sich fit?
Ich achte genau, was ich meinem Körper zumute. Ich esse nur Bio-Food, zwischenzeitlich mache ich eine Rohkost- oder Vegan-Diät. Und ich trainiere regelmässig. Der Körper ist der Tempel des Heiligen Geistes.
Sind Sie sehr gläubig?
Was heisst sehr gläubig sein? Ja, meine Beziehung zu Gott war mir mein Leben lang sehr wichtig. Ich wuchs in einem religiösen Umfeld auf, in dem mir stets vor Augen geführt wurde, dass wir sehr gesegnet sind. Bei uns musste niemand hungern, wir hatten ein Dach über dem Kopf. Dafür muss man doch auch dankbar sein. Die Botschaft, die Jesus verbreitet hat, ist wunderschön. Zu lieben, zu teilen, zueinander Sorge tragen. Würden wir mehr auf sie hören, wäre die Welt weniger in Aufruhr.
Was ist Ihre wichtigste Lektion?
Liebe deinen Nächsten. Lerne von anderen. Lass dich von ihnen auch beeinflussen. Aber verstelle dich nicht. Beuge dich auch niemandem. Wenn du dich selbst bleibst, kann dir nicht viel passieren. Und fällst du trotzdem mal hin, dann steh wieder auf und gehe tapfer weiter. Gib niemals auf.
Was wollen Sie noch erreichen?
Ich will weiter wachsen, ich will andere kreative Wege beschreiten, sei es zu malen oder ein Buch zu schreiben. Ich will auch unbedingt noch surfen lernen. Man ist nie zu alt für neue Abenteuer.
Lenny Kravitz ist der Sohn eines ukrainisch-jüdischen TV-Produzenten und einer bahamaisch-afroamerikanischen Schauspielerin. Mit fünf Jahren wusste er, dass er Musiker werden wollte.
Seit 2008 lebt er in Paris, zu seinen Ex-Freundinnen gehören die Kinostars Nicole Kidman, Vanessa Paradis und Penélope Cruz. Tochter Zoë Kravitz (30) ist heute ebenfalls eine bekannte Schauspielerin.
Wichtigste Werke
Seine erste CD «Let Love Rule» (1989) wurde zum Megahit. Kravitz arbeitete mit Mick Jagger, Madonna, Michael Jackson und Jay-Z. Der Multi-Instrumentalist drehte auch Filme («Die Tribute von Panem»).
Lenny Kravitz ist der Sohn eines ukrainisch-jüdischen TV-Produzenten und einer bahamaisch-afroamerikanischen Schauspielerin. Mit fünf Jahren wusste er, dass er Musiker werden wollte.
Seit 2008 lebt er in Paris, zu seinen Ex-Freundinnen gehören die Kinostars Nicole Kidman, Vanessa Paradis und Penélope Cruz. Tochter Zoë Kravitz (30) ist heute ebenfalls eine bekannte Schauspielerin.
Wichtigste Werke
Seine erste CD «Let Love Rule» (1989) wurde zum Megahit. Kravitz arbeitete mit Mick Jagger, Madonna, Michael Jackson und Jay-Z. Der Multi-Instrumentalist drehte auch Filme («Die Tribute von Panem»).