Die 1968 in Zürich geborene Künstlerin zeichne in die scheinbare Leere der Klosterkirche, als ob sie ein unbeschriebenes Blatt wäre, schreibt Marina Porobic, die Kuratorin der Ausstellung, in ihrem Begleittext. In der eigens für diesen Ort entstandenen Arbeit «L'ouest ou l'est» spiele sie mit dessen Licht- und Klangstruktur.
Den farblichen Kontrast im weissen Innenraum der Kirche bilden zwei Flügel, die, wie von Geisterhand berührt, Klänge ertönen lassen. Gesteuert werden die Pianos von Solarpanels auf dem Nordturm der Kirche. Wie eine Zeichnung ziehen sich die Stromkabel, welche die Pianos und die Panels verbinden, durch den Raum.
In Leuteneggers Werk ist das Piano ein wiederkehrendes Motiv. Es ist Träger ihrer Kindheitserinnerungen an die Klavier spielende Mutter. Es ist aber, wie in dieser Ausstellung, auch ein Experimentierfeld, das die Verfremdung, Klänge ohne Klavierspielerin, in den Mittelpunkt rückt. Den Part des Zufalls spielt die Kraft der Sonne, welche die Klaviertöne leise oder kräftig erschallen lässt.
Erinnerungsfragmente spielen in allen Teilen der Installation eine zentrale Rolle. Es geht der Künstlerin im wesentlichen darum Unsichtbares sichtbar zu machen. Damit möchte sie - so die Kuratorin - dem sakralen Raum ein wenig von seiner kosmischen Kraft zurückgeben.
(SDA)