So derb ist «Nymph()maniac» wirklich
Stacy Martin im Sex-Stress

Sogar für die Schauspieler waren die Sex-Szenen zu krass. Sie hatten «Porno-Doubles». Blick.ch hat Lars von Triers «Nymph()maniac» schon gesehen.
Publiziert: 04.02.2014 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 22:53 Uhr
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Lars von Triers Film «Nymphomaniac»: Schauspielerin Stacy Martin hatte für die vielen Hard-Core-Sexszenen ein «Porno-Double».
Foto: Getty Images

Dass harter Tubak auf das Publikum zukommt, zeigt sich im neuen Film von Lars von Trier (57) schon in der ersten Szene: Da liegt die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg (42) als Filmcharakter «Joe» blutig zusammengeschlagen im Schnee. Ein älterer Herr (Stellan Skarsgard, 62) findet sie – und dazu läuft Musik von der Death-Metal-Band «Rammstein».

Es wird in der Folge denn auch viel gerammelt – und das in grafischer Grossaufnahme. Wer sich also gern Pornos in Gesellschaft anderer reinzieht, ist bedient. Kein Wunder, schliesslich erzählt die blutig geschlagene Joe dem älteren Herrn Seligmann, der sie netterweise mit nach Hause genommen hat, ihre Lebensgeschichte. Und die ist der einer Nymphomanin.

Das ganze ist natürlich nicht bloss billige Pornografie - immerhin ist mit Lars von Trier der Meister des «Dogma 95»-Film-Manifestos am Werk. Und so findet er im schnellen Rutsch der jungen «Joe» (Stacy Martin, 22) in die Sexsüchtigkeit immer wieder witzig-komische und auch abgrundtief traurige Szenen. Erst geniesst der Teenager noch die Macht über Männer. Wie sehr sie mit Sex emotionale Kälte und Einsamkeit zu übertünchen versucht, wird bei der Sterbeszene ihres Vaters eindrücklich: Während er sich im Spital im Delirium wälzt, flüchtet sie sich in wahllosen Sex mit dem Spitalpersonal - um der Trauer die einzige andere körperliche  Empfindung entgegenzusetzten, über die sie verfügt.

Und der Sex nützt sich ab, wird schnell zum Zwang. Gefühlskalt orchestriert sie Dutzende von Männern, um auf ihre sieben bis acht sexuellen Erlebnisse pro Tag zu kommen. Grossartig Uma Thurman (43) als verzweifelte Mutter von drei Kindern, die bei der jungen Joe samt der ganzen verlassenen Familie auf der Matte steht – der Vater stand kurz zuvor mit Koffern in Joes Tür. Und da klingelt auch gleich der nächste Liebhaber …  das Ganze schwankt für den Zuschauer zwischen Komik, Fremdschämen und Verzweiflung. Grosses Kino, ohne Zweifel, man weiss nicht, ob man lachen, heulen, oder sich im Sitz verkriechen und Augen und Ohren zuhalten soll.

Aber ob die Sexszenen in Grossaufnahme wirklich nötig sind? Die Geschichte könnte ohne weiteres auch ohne erzählt werden. Und da bleibt leider der schale Beigeschmack, dass es bei den Porno-Szenen (welche die Schauspieler übrigens nicht drehen mussten, sie hatten Porno-Doubles) lediglich darum geht, möglichst schockierend zu sein, um so Schlagzeilen zu generieren. Das funktioniert. Der Film funktioniert deshalb nicht besser. (tss)

Nymph()maniac ist in zwei Teile aufgespalten.

Teil 1 (116 Minuten) läuft am 27. Februar in den Kinos
Teil 2 (123 Minuten) läuft am 3. April in den Kinos

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