Foto: imago images

Oscargewinner Anthony Hopkins über das Alter und «The Father»
«Mein Verstand ist noch immer scharf»

Er ist einer der grossen Charakterdarsteller unserer Zeit: Anthony Hopkins erzählt im Interview mit SonntagsBlick noch von seinen anderen Leidenschaften.
Publiziert: 09.05.2021 um 15:16 Uhr
1/8
Anthony Hopkins ist der älteste Schauspieler, der je einen Oscar gewonnen hat.
Foto: imago images
Dierk Sindermann

Vor zwei Wochen gewann Anthony Hopkins (83) den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine beeindruckende Darstellung eines Demenzkranken in «The Father». Der Liveshow zugeschaltet war er aus seiner alten Heimat Wales, wo er ein paar Wochen Ferien machte. Mittlerweile ist der Altmeister zurück in Los Angeles (USA), wo er auch sein Malatelier hat. Denn Hopkins ist nicht nur ein grosser Schauspieler, sondern ebenso als Maler sehr gefragt.

Wie haben Sie den monatelangen Lockdown verbracht?
Anthony Hopkins: Ich habe viel gelesen, gemalt, Brahms und Rachmaninow auf dem Klavier gespielt. Die Pause war kein Problem für mich, ich kann mich sehr gut mit mir selber beschäftigen. Ich habe die sechs Jahre zuvor fast nonstop durcharbeitet. Da tat es gut, es mal etwas langsamer angehen zu lassen.

Fühlten Sie sich nie einsam?
Ach nein, das war ich doch nicht. Meine Frau Stella und unsere Haustiere waren um mich herum. Wir lieben Tiere und spielen Pflegefamilie für obdachlose Hunde und Katzen. Ich hatte schon als Bub in Wales eine Katze, die ich über alles geliebt habe.

Haben Sie ein Lieblingshaustier?
Eindeutig mein Kater Niblo. Den habe ich vor zehn Jahren aus Budapest mit nach Hause gebracht. Er ist sehr schlau. Ich beneide alle Tiere, weil sie nicht wie wir mit dem Wissen unserer Sterblichkeit verflucht sind. Sie leben jeden Tag voll aus. Diesbezüglich können wir viel von ihnen lernen.

Sie spielen in «The Father» einen demenzkranken Mann, der sich starrköpfig weigert, Hilfe anzunehmen. Kennen Sie so etwas auch aus Ihrer eigenen Familie?
Nein. Meine Eltern litten glücklicherweise nicht an dieser Krankheit, bevor sie starben. Dennoch habe ich mich bei meiner Rolle von meinem Vater inspirieren lassen. Er hatte eine Herzschwäche, sein zunehmend schlechter werdender Gesundheitszustand machte ihn depressiv und mürrisch. Als ich mich das erste Mal selbst auf der Leinwand sah, sah ich meinen Vater vor mir.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Macht Ihnen das Älterwerden Angst?
Ach, was in unserem Leben passiert, liegt ausserhalb unserer Kontrolle. Warum sich darüber verrückt machen. Ich bin 83 und bin noch immer hier, während viele andere es nicht mehr sind. Ich schätze mich also sehr glücklich. Zumal mein Verstand noch immer ziemlich scharf ist.

Noch kein altersbedingter Gedächtnisverlust?
Nein. Mein Gehirn war schon immer auf Zahlen fixiert. Ich vergesse keine Daten oder Zahlenkombinationen. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Was tun Sie, um fit zu bleiben?
Ich habe mein eigenes Fitnessstudio zu Hause. Dort geh ich aufs Laufband und stemme Hanteln. Dazu mache ich Dehnübungen, um möglichst flexibel zu bleiben. Und ich glaube auch, dass meine positive Einstellung mich jung und gesund hält. Ich bin einfach glücklich mit meinem Leben und all den Möglichkeiten, die ich bekommen habe.

Wie steht es mit der Ernährung?
(Lacht) Mir ist bewusst, dass ich möglichst wenig essen sollte, was meine Arterien verstopft. Ernsthaft, ich habe immer schon ganz bewusst auf die Ernährung geachtet. Haferflocken oder ein Protein-Shake am Morgen, viel Gemüse bei den restlichen Mahlzeiten. Was nicht heisst, dass ich zwischendurch auch mal einen Burger verschlingen kann. Einfach nicht übertreiben. Aber das gilt ja bei allem im Leben.

Sie sind nicht nur ein grosser Charakterdarsteller, Sie haben sich inzwischen auch als Maler einen Namen gemacht …
... obwohl ich es darauf nie angelegt habe. Ich habe einfach irgendwann angefangen zu malen. Dazu hatte mir ein Freund geraten. Er sagte: «Wer malt, der stirbt glücklich.»

Haben Sie einen Stil, den man als original Hopkins bezeichnen könnte?
Nein. Ich gehe in mein kleines Atelier und pinsle einfach drauflos. In letzter Zeit male ich immer nur Gesichter und Augen. Ich liebe es, mit Farben zu experimentieren. Ich habe gerade ein Gemälde in den Nationalfarben von Kolumbien fertiggestellt. Meine Frau stammt von dort. Ich werde es ihrem Bruder schicken.

Sammler lieben Ihre Werke!
Ich war auch überrascht. Ein Bekannter hat mich überredet, Ausstellungen in Las Vegas und auf Hawaii zu machen. Und die Leute haben meine Werke wie verrückt gekauft.

In «The Father» ist Ihre Figur besessen davon, dass alle Dinge ihren festen Platz im Haus haben müssen. Legen Sie auch Wert auf eine bestimmte Ordnung?
Das fragen Sie am besten meine Frau. Ich glaube nicht, dass ich ein besonders ordentlicher Mensch bin. Das Leben ist zu kurz, um sich über solche Dinge zu viel Gedanken zu machen. Überhaupt bevorzuge ich das Chaos, weil ich darin besser improvisieren kann.

Charakterdarsteller

Anthony Hopkins kam in Wales zur Welt. In der Schule hatte er es schwer, da er Legastheniker ist. Früh zog es ihn zum Theater. Berühmt wurde er in den 90er-Jahren in der Rolle als Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» und den Fortsetzungen «Hannibal» und «Roter Drache». Seit 2003 ist er mit Schauspielerin Stella Arroyave (65) verheiratet. Aus einer früheren Ehe hat Hopkins eine Tochter, die Musikerin Abigail Hopkins (52). Für seinen neusten Film «The Father» bekam Hopkins vor zwei Wochen den Oscar als bester Hauptdarsteller.

Anthony Hopkins kam in Wales zur Welt. In der Schule hatte er es schwer, da er Legastheniker ist. Früh zog es ihn zum Theater. Berühmt wurde er in den 90er-Jahren in der Rolle als Hannibal Lecter in «Das Schweigen der Lämmer» und den Fortsetzungen «Hannibal» und «Roter Drache». Seit 2003 ist er mit Schauspielerin Stella Arroyave (65) verheiratet. Aus einer früheren Ehe hat Hopkins eine Tochter, die Musikerin Abigail Hopkins (52). Für seinen neusten Film «The Father» bekam Hopkins vor zwei Wochen den Oscar als bester Hauptdarsteller.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?