Neue Studie enthüllt
Disney-Filme sind schlecht für Kinder

Eine Studie der Duke University kritisiert die heile Disney-Welt – die Filme würden Kindern ein falsches Bild von sozialer Ungleichheit, Armut und Aufstiegschancen vermitteln.
Publiziert: 03.04.2016 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:55 Uhr
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Aladdin schafft den Aufstieg vom Strassenjungen zum Prinzen.
Foto: Walt Disney Studios Schweiz
Trotz harter Arbeit im Bergstollen sind die sieben Zwerge im Zeichentrickfilm «Schneewittchen» stets gut gelaunt.
Foto: Walt Disney Studios Schweiz

Im Internet gibt es unzählige Beiträge, die mit einem Augenzwinkern den Disney-Filmen die Schuld daran geben, dass Frauen unrealistische Vorstellungen von der Männerwelt haben. Nun wird es sogar noch kritischer: Eine Studie der amerikanischen Duke University in North Carolina sagt, dass das Thema Armut und soziale Ungleichheit in den Kinderfilmen verharmlost wird.

Armut wird verharmlost

Dazu untersuchte Jessi Streib mit ihren Co-Autorinnen Miryea Ayala und Colleen Wixted insgesamt 36 Disney- und Pixarfilme, die mehr als 100 Millionen Dollar eingespielt haben. Darunter Klassiker wie «Schneewittchen» (die sieben Zwerge gehen jeden Tag singend und pfeifend zur Arbeit, obwohl sie schwer im Stollen schuften müssen), «Marry Poppins» (der arme Strassenkünstler Bert ist ebenfalls immer gut gelaunt) oder auch neuere Animationsfilme wie «Cars» (die gestresste und erfolgreiche Porsche-Dame Sally gönnt sich eine Auszeit in der Arbeiterwelt).

Porsche Sally sucht Ruhe und Erholung in der Arbeiterwelt.
Foto: Walt Disney Studios Schweiz

In ihrem Forschungsbericht «Benign Inequality: Frames of Poverty and Social Class Inequality in Children’s Movies» (dt.: «Freundliche Ungleichheit: Die Darstellung von Armut und der Ungleichheit sozialer Klassen in Kinderfilmen») fanden die Soziologinnen heraus: Die Filme haben immer ein Happy End, das Thema Armut werde harmlos und unproblematisch dargestellt.

Sind nur faule Menschen arm?

Dies beginne schon bei der Auswahl der Hauptcharaktere: Nur vier Prozent der Figuren seien zu Beginn der Handlung arm, und nur 16 Prozent stammten aus der Arbeiterklasse. In den Filmen gehe es also meist um Figuren, die ein gutes Leben führten.

In der Realität sei das anders. Laut neusten Erhebungen leben in den USA rund 25 Prozent der Kinder in Armut. Davon schaffen es nur rund sechs Prozent in ein besseres Leben. Bei Disney ist das anders. So gewinnt Strassenjunge Aladdin das Herz der Prinzessin, und die arme Cinderella verzaubert den Prinzen.

Streib kritisiert, Kindern werde gezeigt, dass Armut nichts Schlimmes sei. Soziale Ungleichheit werde als legitim angesehen. Die Filme vermitteln, dass man es aus der Armut schaffen kann, wenn man nur hart genug arbeitet. Kinder können so im Umkehrschluss glauben, dass Menschen nur arm sind, weil sei faul sind.

Nur glückliche Film-Enden schaden Kindern

Tiana aus «Küss den Frosch» will sich mit harter Arbeit ihren Traum vom eigenen Restaurant erfüllen.
Foto: Walt Disney Studios Schweiz

Die Soziologin sieht allerdings nicht die Darstellung der Armen als Problem, sondern die der Arbeiterklasse. Diese werden immer (bis auf eine Ausnahme, «Küss den Frosch») als glücklich und zufrieden mit ihrer Situation dargestellt. «Es schadet Kindern, wenn sie immer nur glücklichen Film-Enden ausgesetzt sind. So funktioniert das Leben nicht, egal, ob man jetzt arm oder reich ist. Scheitern gehört zu den Erfahrungen, die wir machen müssen», so Streib.

Trotzdem sei es schwer, die Armut korrekt darzustellen – die Realität soll auf der einen Seite nicht verzerrt werden, auf der anderen Seite sollen Kinder aber auch nicht den Mut und die Hoffnung verlieren, etwas erreichen zu können.

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