John Howe, künstlerischer Leiter von «Der Hobbit», lässt sich in der Schweiz inspirieren
Herr der Bilder

John Howe hat um die 7000 Bilder für die Filme von Peter Jackson («Lord of the Rings») gemalt. Dazu liess er sich in Neuseeland und in der Schweiz inspirieren.
Publiziert: 10.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:25 Uhr
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John Howe, Illustrator: «Indem ich eine Fantasie schaffe, kann ich die Welt besser verstehen.»
Von Adrian Meyer (Text) und Philippe Rossier (Fotos)

Die Bilder von John Howe (57) wirken enorm realistisch, weisen unzählige Details auf. Wohlig bekannt kommen sie einem vor, die Landschaften und Figuren. Als würde man sie schon ein Leben lang kennen, fühlt man sich in den Bildern zu Hause. Zumindest, wenn man die mythische Welt von J. R. R. Tolkien kennt, dem Vater von «Herr der Ringe» und «Der Hobbit».

Diese Welt ist die künstlerische Heimat von John Howe. Der gebürtige Kanadier ist Chefillustrator und künstlerischer Leiter des Films «Der Hobbit». Seit 30 Jahren lebt er in Neuenburg. Für die Filmtrilogie von Regisseur Peter Jackson (53), deren letzter Teil heute in den Schweizer Kinos startet, arbeitete er fünfeinhalb Jahre lang in Neuseeland. Schon bei der «Herr der Ringe»-Reihe war er einer der Chefillustratoren.

Was wir in «Hobbit» auf der Leinwand sehen, entspringt zu einem grossen Teil Howes Fantasie. «Am meisten Spass machen mir die Bilder, die eins zu eins in den Film gekommen sind», sagt er. Nicht selten musste er jedoch hunderte Skizzen anfertigen, bis Peter Jackson zufrieden war. Insgesamt hat Howe wohl für alle sechs Filme zusammen an die 7000 Bilder gemalt.

Derzeit stellt er 60 Werke im «La Maison d’Ailleurs» aus, einem Museum in Yverdon (VD). Dort lagern auch Hunderte seiner Originale.

Während Tolkien mit Worten ein fantastisches Universum erschuf, erzählt Howe mit seinen Bildern Geschichten. «Was Tolkien an Mythen und Legenden in einen Text verpackte, öffne ich auf und erschliesse es», sagt Howe.

Die alten Mythen und Legenden, die Tolkien inspirierten, sie beeinflussten auch John Howe. «Noch mehr lasse ich mich aber von der realen Welt inspirieren.»

Etwa von der Schweiz: So fanden der Neuenburgersee oder die jurassischen Wälder Eingang in «Der Hobbit» – als Langer See mit der Stadt Esgaroth, die im letzten Film vom Drachen Smaug zerstört wird. Und als die knorrigen Wurzeln im Düsterwald, in denen sich der Hobbit Bilbo Beutlin und die Zwergengemeinschaft verirren. Schon J. R. R Tolkien faszinierte die Schweiz: Das Lauterbrunnental, in dem Tolkien im Jahr 1911 wanderte, diente ihm später als Vorlage für die Elbensiedlung Bruchtal.

In seinen Bildern erzählt Howe die grossen Geschichten vom Kampf Gut gegen Böse, von Reisen durch verwunschene Landschaften, von fiktiven Kulturen und ihren Helden. In der realen Welt ist er ein stiller, zurückhaltender Mann. Ihn faszinieren die alten Mythen, die die Menschen sich seit Tausenden Jahren erzählen. «Sie sind unser Erbe», sagt er. Mythen seien ein Mittel, um unserer Welt einen Sinn zu geben.

Was John Howe malt, existiert nicht. Doch die Bilder wirken real, ergeben Sinn. Mythenwelt und reale Welt vermischen sich. Fantastischer Realismus heisst diese Stilrichtung. «Indem ich eine Fantasie erschaffe», sagt John Howe, «kann ich die Welt besser verstehen.»

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