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Bob Odenkirk mit Schauspielerin Carol Burnett, als er vor wenigen Tagen einen Stern auf dem berühmten Walk of Fame in Hollywood bekam.

Foto: AFP

Interview: Patricia Danaher

«Turbulent!» So fasst Bob Odenkirk die letzte Staffel von «Better Call Saul» zusammen. Das Adjektiv trifft auch auf ihn persönlich zu. Der Star erlitt im vergangenen Juli während der Dreharbeiten am Set einen schweren Herzinfarkt – und überlebte nur knapp.

Bei der neuen Folge können sich die Fans auf Netflix aber nicht nur auf Odenkirks Comeback freuen, sondern auch auf das Wiedersehen mit zwei alten Bekannten. Denn die Kultserie hat die Originalserie «Breaking Bad» zeitlich eingeholt. Darum trifft Odenkirk als wandlungsfähiger Anwalt Jimmy McGill alias Saul Goodman auf seinen späteren Boss Walter White (Bryan Cranston ) und Jesse Pinkman (Aaron Paul).

Herr Odenkirk, die letzte Staffel von «Better Call Saul» ist angelaufen. Warum muss man sie sich ansehen?
Bob Odenkirk: In den ersten Staffeln entwickelten sich die Serienfiguren langsam. Jetzt passiert alles viel schneller, Entscheidungen haben immense Auswirkungen. Es gibt richtig Action – und mehr Durchblick.

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Was meinen Sie mit Durchblick?
In den ersten fünf Staffeln gabs einige Dinge und Details zu sehen, die für die Zuschauer keinen Sinn ergaben. Doch in dieser Staffel wird das alles klar.

Sie müssen sich von Jimmy McGill ja auch endgültig in den gewissenlosen Anwalt Saul Goodman verwandeln, der in «Breaking Bad» zu Walter Whites Handlanger wird.
Genau! Jimmy hat in den letzten fünf Jahren langsam, aber sicher seinen moralischen Kompass verloren. Allerdings meldet sich der ab und zu noch. Doch dann passiert in den letzten 13 Folgen etwas, das Jimmy dazu bringt, ganz zu Saul zu werden. Ich verrate nicht, was. Nur so viel: Am Ende führt er einen inneren Monolog und sagt dann: «Fuck you, Welt! Ich bin jetzt Saul, ob ihr wollt oder nicht!»

Sie sehen fit wie eh und je aus. Dabei liegt Ihr schwerer Herzinfarkt gerade mal neun Monate zurück.
Erst einmal muss ich sagen, wie surreal die Reaktionen in Social Media waren. Die Leute haben mich wie einen Engel behandelt. All die Unterstützung war unfassbar ergreifend – und ich bin bis heute jedem Einzelnen dankbar.

Der Kampf gegen Alkohol

Bob Odenkirk (59) war früher DJ, Komiker und Sketcheschreiber. In den 90er-Jahren wurde er Schauspieler und trat vor allem in TV-Serien auf. International bekannt wurde er ab 2009 durch seine Rolle als Saul Goodman in der Hitserie «Breaking Bad». In deren Ableger «Better Call Saul» spielt er seit 2015 die Hauptrolle. Odenkirks Vater war Alkoholiker und starb früh an Krebs. Das prägte Bob, er engagiert sich stark im Kampf gegen den Alkohol. Odenkirk ist seit 1997 mit Talentmanagerin Naomi Yomtov (54) verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder.

Das hatten Sie nicht erwartet?
So ein guter Mensch bin ich nun auch nicht (grinst). Ich habe ungefähr eine Woche gebraucht, bis ich wieder klar denken konnte. Ich hatte ein echtes Gedächtnis-Blackout.

Sie wussten also nicht, was mit Ihnen passiert war?
Nein! Ich weiss noch, wie ich meine Kids irgendwann angerufen habe und meinte: «Habt ihr gesehen, was die Leute über mich auf Twitter alles sagen? Stimmt das etwa?» Da habe ich zum ersten Mal erfahren, was wirklich passiert war und wie knapp alles war.

Es hiess, dass Sie schon tot waren und man Ihr Herz mit dem Defibrillator wieder zum Schlagen bringen musste!
Das stimmt. Es war eine schreckliche Erfahrung. Aber dennoch war im Nachhinein nicht nur alles negativ.

Zum Beispiel?
Ich muss gestehen, dass ich die sozialen Medien zuvor allein als Hort des Bösen wahrgenommen hatte. Doch dann wurden sie für mich ein Ort voller unglaublicher Liebe, Wärme und Unterstützung. So richtig kann ich es noch immer nicht wahrhaben. Ich danke allen für all das Mitgefühl und die Welle der Hilfsbereitschaft, die sich über mich ergossen hat. Ich werde den Rest meines Lebens davon zehren.

Und jetzt sind Sie wieder ganz der Alte?
Auf jeden Fall. Die Ärzte haben mein Herz aufgeräumt. Sie haben einen Draht reingesteckt und es gesäubert. Ich bin so gut in Form, wie ich es schon viele Jahre nicht mehr war.

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Und Ihr Gedächtnis ist auch wieder voll intakt?
So weit ich das beurteilen kann, ja (lacht). Aber ich kann mich bis heute nicht an die acht Tage nach meinem Infarkt erinnern. Ich habe alles vergessen. Meine Frau Naomi hat mir in der ersten Woche jeden Tag denselben Zeitungsartikel zum Lesen vorgelegt. Es war eine Huldigung auf mich. Und ich habe mich jeden Tag wieder mächtig darüber gefreut, weil ich es in meinem Kopf noch nie gelesen hatte. Meine Frau hat das per Video aufgenommen und meinen Kollegen geschickt. Die haben sich darüber amüsiert.

War es komisch, zurück ans «Better Call Saul»-Set zu kommen?
Ich konnte es kaum erwarten. Sie haben ja inzwischen ohne mich weitergedreht. Es war gutes Timing mit meinem Infarkt, weil ich eh für ein paar Wochen nicht eingeplant gewesen war. Allerdings habe ich schon etwas länger gebraucht, um mich zu erholen. Ich wäre schon viel früher zurückgekommen, doch man hat mich nicht gelassen.

Wenn Sie in einem Satz zusammenfassen könnten, wie Jimmy alias Saul tickt …
… ist kein Problem: Er ist ein Mann, der geliebt werden will und sich Ablehnung mehr zu Herzen nimmt, als er es zeigt.