Macht «50 Shades of Grey» Lust auf Sex?
Caroline Fux: Der Film ist sicher kein Abtörner. Er ist schön inszeniert, baut Spannung auf, auch sexuelle. Und die Darsteller sehen unbestritten gut aus.
Sollen die Männer also mit ins Kino?
Auf eigene Gefahr. Der Film ist ein romantisches Märchen. Die Schnulzen- und Klischee-Dichte ist relativ hoch. Man könnte sich als Paar den Film ja als Teil eines sexy Themenabends vornehmen.
Und zu Hause weitermachen?
Warum nicht? Gerade Langzeitpaare vergessen, dass guter Sex mit der Zeit auch ein bisschen Aufwand braucht. Alle stöhnen immer über Sex nach Terminplan, aber was ist so schlimm daran, sich bewusst Zeit für Sex zu nehmen?
Regt der Film wirklich dazu an, selber mit SM zu experimentieren?
Es braucht eine gewisse Affinität zum Thema, auf die man aufbauen kann. Man muss zu Hause auch nicht gleich die Reitgerte bereit legen. Eine Augenbinde ist auch ein Anfang.
Eine Kritik an «50 Shades» war, dass Buch und Film zu Gewalt an Frauen aufrufe.
Dieser Vorwurf greift für mich viel zu kurz. Man darf nicht vergessen, dass es sich bei SM um eine Inszenierung zwischen zwei Personen handelt, die das beide explizit wollen und geniessen. Schlimm finde ich Leute, die aus dem Erfolg des Buches ableiten, dass alle Frauen heimlich davon träumen, dass man es ihnen «hart besorgt». Der Film zeigt, dass SM intim und auf eigentümliche Art fürsorglich sein kann.
Bestrafung und Erniedrigung sollen intim und fürsorglich sein?
Wie gesagt: Das Einverständnis ist zentral. Aber wer jemanden im Rahmen eines erotischen Spiels lustvoll erniedrigen oder bestrafen will, muss sich mit der anderen Person und ihre Vorlieben und Fantasien intensiv auseinandersetzen. Es braucht klare Regeln und viele Vertrauen.
Zeigt der Film, wie man das macht?
Nur bedingt. Man sieht nicht viel. Das Buch ist viel expliziter. Der Film vermittelt eine Idee davon, wie viel sich bei gutem Sex im Kopf abspielt. Fantasien, Anspannung, auch Warten und Verzicht. Rezeptartige Verhaltensregeln liefert er nicht. Aber die gibt es auch nicht. Einfühlsvermögen und Fantasie sind zentral. Und die kann man nicht kaufen oder konsumieren.
Wer sollte sich den Film anschauen?
Die, die sich für den Hype interessieren und Lust auf Popcorn-Kino im Stile eines erotischen Märchens haben. Und alle, die sich die schlecht geschriebenen Bücher nicht antun mochten.
Wer lieber nicht?
Wer keine Schnulzen, Klischees und schmachtende Blicke erträgt, dürfte sich eher schwer tun.