«Wir werden bestraft»
Porno-Stars wehren sich gegen Instagram-Schikane

Die US-amerikanische Gewerkschaft für Porno-Stars erhebt schwere Vorwürfe gegen Instagram. Die Bilder-Plattform soll ihnen das Leben bewusst schwer machen.
Publiziert: 27.11.2019 um 18:47 Uhr
Alana Evans fühlt sich von Instagram diskriminiert.
Foto: WireImage
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Social-Media-Seiten wie Instagram haben die Porno-Szene revolutioniert. Wer es im Business nach oben schaffen will, muss nun gleichzeitig auch Influencer sein und sich eine hohe Followerschaft erarbeiten. Doch laut der «Adult Performers Actors Guild», einer Gewerkschaft für US-Porno-Stars, lege Instagram den Darstellern dabei bewusst Steine in den Weg.

«Ich sollte meinen Account genau so führen können wie Sharon Stone oder sonst ein verifiziertes Profil. Aber wenn ich das täte, würde ich sofort gelöscht werden», sagt Alana Evans (43), die Präsidentin der «Adult Performers Actors Guild» zur «BBC». «Wir werden diskriminiert weil sie nicht mögen, was wir für unseren Lebensunterhalt tun.» Evans und ihr Team haben 1300 Fälle von Löschungen zusammengetragen, die ihrer Meinung nach ungerechtfertigt waren. In manchen Fällen wurde nicht nur der Post, sondern das ganze Profil gelöscht, obwohl die Darstellerinnen mehrere 100'000 Follower hatten.

Treffen mit Instagram-Repräsentanten nutzte nichts

Seit Ende 2018 kämpft die Gewerkschaftspräsidentin, die selbst im Porno-Business tätig ist, gegen diese Löschungen. Durch Demonstrationen und Online-Petitionen hat sie sogar ein Treffen mit Repräsentanten der Bilder-Seite erwirkt und eine Überarbeitung des Lösch-Vorgangs erreicht – doch die Diskriminierung fände noch immer statt.

Besonders getroffen habe Evans die Löschung des Profils ihrer verstorbenen Freundin Jessica Jaymes (1979-2019). Die Porno-Darstellerin verstarb im September 2019 an den Folgen ihrer Alkohol- und Tablettensucht. «Als ich das sah, schmerzte mein Herz. Das brachte für mich das Fass zum überlaufen.» Auf dem Account befinden sich zwar Bilder mit nackter Haut, aber keine die explizit gegen die Richtlinien des Social-Media-Riesen verstossen. Trotzdem wurde das Profil entfernt und erst nach der Beschwerde von Evans wiederhergestellt.

Unklares Regelwerk

Auf Instagram ist es verboten, nackte Frauen-Brustwarzen oder Geschlechtsteile zu zeigen. Ein sexy Auftritt gehört aber für zahlreiche Hollywood-Stars oder Influencer wie Kylie Jenner (22) trotzdem zum Erfolgsrezept.

Doch selbst wenn sich die Porno-Darsteller an das Nippel-Verbot halten, verlieren sie oft ihre Profile, wie Darstellerin Ginger Banks (29) sagt: «Ich poste niemals explizite Fotos. Aber schon nur ein Bild von mir in Leggins wird Instagram gemeldet.» Auch die Pole-Dance-Influencerin Carolina Hades prangert an: «Promis dürfen ihre Bilder immer behalten, aber wir können noch nicht einmal ein Trainingsvideo im Bikini posten.»

Instagram selbst will in einem Statement nicht auf die Vorwürfe der Sexfilm-Sternchen eingehen. Stattdessen verweist ein Sprecher der Seite auf das Regelwerk: «Mit so einer globalen Community müssen wir Regeln für Nacktheit und sexuelle Inhalte aufstellen, um unseren Content für alle Altersklassen nutzbar zu machen, vor allem wenn es um junge Leute geht.» Indirekt will der Sprecher damit sagen, dass die Porno-Stars an den Löschungen selbst schuld seien. Für Porno-Star Banks hingegen sei klar: «Wir werden hier bewusst bestraft.» (klm)

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