TV-Star sitzt in Japan Quarantäne im Mini-Hotelzimmer ab
«So muss sich Einzelhaft anfühlen»

Nachdem ihn japanische Beamte in Schutzanzügen in Empfang genommen und getestet hatten, verfrachtete man Patrick Rohr in ein 6,9-Quadratmeter-Zimmer. Heute enden «die happigsten zwei Wochen» seines Lebens. Endlich.
Publiziert: 04.07.2021 um 02:02 Uhr
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Der Schweizer TV-Star Patrick Rohr ist zurzeit für das Olympiamagazin von SRF in Japan. Dort muss er eine 15-tägige Quarantänezeit absitzen – unter schwersten Bedingungen.
Foto: zvg
Patricia Broder

So hatte er sich das nicht vorgestellt: Für das Olympiamagazin von SRF ist der Schweizer Patrick Rohr (53) zurzeit in Japan. Doch bevor der Walliser seine Beiträge kommende Woche drehen kann, muss er in einem Mini-Hotelzimmer von knapp sieben Quadratmeter eine 15-tägige Quarantänezeit absitzen – unter schwersten Bedingungen. «Das waren die happigsten zwei Wochen meines Lebens», fasst der TV-Star seine Erfahrungen am Telefon zusammen.

Mini-Zimmer ohne Stauraum und Tageslicht

Angefangen hat alles am Sonntag, 20. Juni, am Flughafen von Tokio. «Bereits in der Ankunftshalle wurde ich wie ein Gefangener abtransportiert», erinnert sich Rohr. «Zwei Mitarbeiterinnen der Regierung in Corona-Schutzkleidung haben mich durch einen Parcours begleitet.» Nach zwei Stunden Formulareausfüllen und dem obligaten Corona-Test ist der Reporter in sein Hotelzimmer in Downtown Tokio gebracht worden. «Ich war schockiert, als ich das Zimmer sah», so Rohr. «Ich wusste, dass japanische Hotelzimmer sehr klein sein können – aber dieses Kämmerlein übertraf alles, was ich bisher gesehen hatte.» Im 6,9 Quadratmeter grossen Zimmer hat es knapp Platz für ein kleines Bett und einen Mini-Tisch. Stauraum gibts keinen, Tageslicht auch kaum. Das einzige Fenster grenzt direkt an die gegenüberliegende Hauswand und lässt sich nur fünf Zentimeter aufklappen. «So muss sich Einzelhaft anfühlen», sagt Rohr. «Nur, dass man im Gefängnis wenigstens einmal am Tag in den Hof hinausgehen darf.»

Rohr überlegte, abzubrechen und heimzugehen

Diese Enge und Isoliertheit machen dem Moderator zu schaffen. Er hat Mühe einzuschlafen, liegt meist bis fünf Uhr morgens wach. «Durch den Mangel an Tageslicht konnte ich mich auch gar nicht an die japanische Zeit gewöhnen und dehnte so meinen Jetlag aus.» Hinzukommen weitere strenge Regeln: Das Zimmer darf unter keinen Umständen verlassen werden, Alkohol ist strengstens verboten. Der Journalist muss selber putzen, Essen muss er sich über einen externen Lieferservice vor die Hotelzimmertüre liefern lassen. «Es gab Momente, in denen ich mich fragte: ‹Warum tu ich mir das an?›», gibt Rohr zu.

Doch er hat durchgehalten, auch mithilfe von Berufskollegen, die sein Schicksal teilen. «Jeden Morgen mache ich via Videocall Fitnessübungen mit Kollegen von der ARD, die im selben Hotel sind. Das hilft, positiv in den Tag zu starten.» Zudem macht Rohr Yoga und joggt täglich an Ort und Stelle. «So komm ich immerhin auf meine 10’000 Schritte am Tag.»

Angst vor Corona wegen Olympischer Spiele

Weshalb ausgerechnet das Olympische Komitee ein solches Horror-Hotel für die internationalen Journalisten ausgesucht hat, kann Rohr nicht verstehen. «Die Olympischen Spiele stehen doch für Sport und Gesundheit. Und dann wird man als Reporter in eine kleine Zelle ohne Tageslicht eingesperrt – das ergibt keinen Sinn.» Wahrscheinlich sei der Druck der Bevölkerung zu gross gewesen, vermutet Rohr. Umfragen zeigen, dass in Japan aktuell 80 Prozent der Bevölkerung gegen die Olympischen Spiele sind. Die Angst ist gross, die internationalen Sportler und Journalisten könnten das Coronavirus noch weiterverbreiten. «Die japanische Regierung musste wohl deshalb solch strengen Regeln erlassen, um die Bevölkerung zu beruhigen.»

Heute Abend endet die Quarantänezeit von Patrick Rohr, der vor fünf Jahren zum ersten Mal in Japan war und sich sofort in das Land verliebte. Diese Liebe sei zwar nach den neusten Ereignissen etwas abgekühlt, aber nicht erloschen, sagt Rohr. «Ich kann es kaum erwarten, mich wieder frei auf den Strassen von Tokio zu bewegen. Ich bin sehr gespannt darauf zu sehen, wie es der Stadt und den Menschen in der Zeit von Corona und vor Olympia geht.»

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