Nach Welle der Kritik
Stehen die Golden Globes vor dem Untergang?

Eine Welle der Kritik prasselte im letzten Jahr auf die Golden Globes nieder. Das Resultat: Eine Mini-Ausgabe der 79. Verleihung des Film- und Fernsehpreises am letzten Sonntag. Ist es das Ende der prestigeträchtigen Veranstaltung?
Publiziert: 15.01.2022 um 14:04 Uhr
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Sonst drängten sich bei den Golden Globes Stars Schulter an Schulter im Beverly Hilton Hotel. Doch 2022 blieb es leer.
Foto: Patricia Danaher und Christian Thiele
Janina Bauer

Die Golden Globes galten lange als Hollywoods Party des Jahres. Auch der Schweizer Filmproduzent Jean de Meuron (36) hat nur positive Erinnerungen an die Veranstaltung, die er 2017 besuchte: «Es war ein grosses Wiedersehen mit der Filmfamilie.» Studiobosse, Schauspielerinnen, Regisseure – alle genossen die entspannte Atmosphäre der zweitgrössten Preisverleihung für Film und Serie, die als kleine Schwester der Oscars gilt. Nur lässiger und lustiger, nicht zuletzt wegen beschwipster Dankesreden von Preisträgern, die dem Ausschank von Gratis-Champagner zu verdanken waren.

In den letzten Jahren fanden sich rund 3000 Gäste für die Preisverleihung im Beverly Hilton Hotel ein, während Filmfans von der Couch aus dabei zuschauen konnten, wie Meryl Streep, Brad Pitt und Co. in Abendgarderobe über den roten Teppich stolzieren. 2020 sahen sich allein 18 Millionen Amerikaner die Live-Übertragung an.

Doch jetzt ist alles anders: Vergangenen Sonntag, als die Golden Globes zum 79. Mal stattfanden, blieben die Fernseher aus und der rote Teppich vor dem Beverly Hilton Hotel leer.

Noch bei den Golden Globes 2020 wimmelte es vor Stars und Sternchen. Hier von links: David Heyman, Shannon McInstosh, Margaret Qualley, Quentin Tarantino, Brad Pitt, Julie Butlers und Leonardo Di Caprio.
Foto: imago images/ZUMA Press

Grund dafür ist eine Welle der Kritik, die letztes Jahr durch einen Enthüllungsbericht der «Los Angeles Times» ausgelöst wurde. Sie richtet sich gegen die Hollywood Foreign Press Association (HFPA), eine Vereinigung von Auslandsjournalisten, die seit 1944 Gastgeberin der Golden Globes ist und auch die Preise vergibt. Die Vorwürfe lauten: Rassismus, mangelnde Diversität, Sexismus und Korruption. Hollywood ruft zum Boykott auf. Schnell hagelt es auch aus dem Inneren der Filmindustrie Kritik, wie zum Beispiel von Schauspielerin Scarlett Johansson. Der Sender NBC, der die Golden Globes seit 1996 live übertrug, verweigerte für 2022 die Ausstrahlung. Dementsprechend mager fiel die Veranstaltung am letzten Sonntag aus. Keine Stars, keine Party – nur rund 200 Mitglieder. Die Gewinner wurden anschliessend still und heimlich über die sozialen Medien verkündet. War es das mit der prestigeträchtigen Preisverleihung?

Jean de Meuron (rechts) mit dem Produzenten Chady Eli Mattar bei den Golden Globes 2017.
Foto: zvg

«Ich hoffe nicht», sagt Jean de Meuron am Telefon. «Awards, wie die Golden Globes, sind wichtig für die Filmindustrie.» Sie gelten als Qualitätssiegel für Filme und Serien. So wurden in den letzten Jahren verstärkt unabhängige Filme und Produktionen ausgezeichnet. Für die fungieren die Awards als Sprungbrett. Doch es geht auch ums Geld. «Eine Auszeichnung kann die Einspielergebnisse einer Produktion noch mal um bis zu 50 Prozent steigern», sagt der Produzent, dessen Kurzfilm «La femme et le TGV» 2017 für einen Oscar nominiert wurde.

Ganz Hollywood profitiere von den Golden Globes – es sei ein Geben und Nehmen. Dass sich die Branche nun so heftig gegen die Preisverleihung auflehnt, kann auch als persönliche Schadensbegrenzung verstanden werden. Der Produzent fordert Chance auf Rehabilitierung für die Verleiher der Golden Globes. «Die ganze Filmindustrie definiert sich zurzeit neu. Diese Möglichkeit sollte man allen Beteiligten, auch der HFPA, geben.» Der gebürtige Basler betont ausserdem: «Meine Erfahrung mit den Mitgliedern war stets positiv. Viele von ihnen machen einen super Job.»

Sie ist die neue Vorsitzende und Krisenmanagerin der Hollywood Foreign Press Association (HFPA): Helen Hoehne.
Foto: AFP

Trotz Krisenmodus äussert sich die neue HFPA-Präsidentin Helen Hoehne nach der Verleihung optimistisch. Man habe in den letzten neun Monaten grundlegende Reformen eingeleitet: Ein Diversitätsberater wurde zurate gezogen, ein neuer Vorstand gewählt, und 21 neue Mitglieder, darunter sechs schwarze Journalisten, wurden aufgenommen. «Manchmal braucht man einen Wake-up-Call, um sich zu verändern», sagt die Journalistin. «Wir sind zuversichtlich, dass wir 2023 für unser 80. Jubiläum wieder eine Gala haben.»

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