Nach inszenierter rassistischer Attacke
Schauspieler Jussie Smollett zu 150 Tagen Gefängnis verurteilt

Jussie Smollett soll einen Angriff auf seine Person selber inszeniert haben. Darum wurde der US-Schauspieler nun zu fast fünf Monaten Haft verurteilt.
Publiziert: 11.03.2022 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2022 um 13:24 Uhr
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Jussie Smollett wurde wegen eines vermeintlich von ihm selbst inszenierten Angriffes auf seine Person zu 150 Tagen Gefängnis verurteilt.
Foto: Pool

Richter James Lin verhängte am Donnerstag die Haftstrafe gegen den Jussie Smollett (39) wegen Störung der öffentlichen Ordnung. «Sie suchten nach Aufmerksamkeit, Sie wollten noch berühmter werden», sagte er bei der Verkündung des Urteils.

Ein Geschworenen-Gericht hatte den aus der Fernsehserie «Empire» bekannten Schauspieler im Dezember in fünf von sechs Anklagepunkten für schuldig befunden. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass der afroamerikanische und homosexuelle Smollett einen rassistisch und schwulenfeindlich motivierten Angriff auf seine Person gestellt und die Polizei belogen hatte.

«Arrogant, egoistisch und narzisstisch»

Der Richter bezeichnete Smollett als «arrogant, egoistisch und narzisstisch». Dieser habe mit seiner Tat «den wahren Opfern rassistischer Verbrechen geschadet», sagte Linn.

Smollett beharrte hingegen darauf, dass er ein Opfer falscher Anschuldigungen sei. «Ich habe das nicht getan, ich bin unschuldig», sagte er nach der Verkündung des Strafmasses. Anschliessend verliess er mit erhobener Faust den Gerichtssaal.

Gefängnis, Bewährung und Geldstrafe

Neben 150 Tagen im Gefängnis wurde Smollett einer 30-monatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Ausserdem muss der Schauspieler gut 120'000 Dollar zahlen, um einen Teil der Kosten der polizeilichen Ermittlungen zu decken.

Der Fall voller Wendungen hatte in den USA und international für Aufsehen gesorgt. Smollett hatte im Januar 2019 behauptet, nachts in Chicago auf offener Strasse von zwei Maskierten angegriffen und beleidigt worden zu sein. Die Angreifer hätten ihm einen Strick um den Hals gelegt und geschrien, Chicago sei «MAGA-Land» – in Anspielung auf den Wahlkampfslogan des damaligen US-Präsidenten Donald Trump (75), «Make America Great Again» («Macht Amerika wieder grossartig»).

Berufliche Vorteile durch vermeintliche Attacke

Die angebliche Attacke sorgte zunächst für Entsetzen, doch schon rasch wurden Zweifel an Smolletts Darstellung laut. Nach Überzeugung der Polizei soll der Schauspieler zwei Bekannte mit dem vorgetäuschten Angriff beauftragt haben. Von seiner Opferrolle soll er sich berufliche Vorteile erhofft haben.

Auf die Spur des «Empire»-Stars kamen die Ermittler durch Aufnahmen von Sicherheitskameras und Handydaten des Schauspielers und seiner angeblichen Angreifer. Die beiden Brüder sagten vor Gericht aus, Smollett habe ihnen 3500 Dollar (rund 3300 Franken) für die vorgetäuschte Tat bezahlt. Der Schauspieler bestreitet dies und weist die Vorwürfe nach wie vor zurück. Seine Verteidigung hat angekündigt, in Berufung zu gehen.

Fall wurde erst fallengelassen

Der Fall hatte im März 2019 eine weitere kuriose Wendung genommen, als die Staatsanwaltschaft die 16 Anklagepunkte gegen Smollett überraschend fallen liess. Der Schauspieler musste lediglich Sozialstunden leisten und 10'000 Dollar zahlen.

Die Polizei und die Stadt Chicago kritisierten das scharf. Schliesslich wurde ein Sonderstaatsanwalt damit beauftragt, sich erneut des Falls anzunehmen. Eine sogenannte Grand-Jury erhob schliesslich im Februar 2020 erneut Anklage gegen Smollett, was letztlich zu der Verurteilung führte. (AFP)

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